
Der umgangssprachliche Begriff Pferdekuss meint eine starke Prellung im Bereich des Oberschenkels und/oder Knies. Dies kann beispielsweise bei Kontaktsportarten geschehen. Damit ist nicht nur Kampfsport gemeint, sondern auch Fußball, Handball etc. fallen darunter. Im Folgenden stellen wir das Krankheitsbild einmal genauer vor.
Was ist ein Pferdekuss?
Die Umschreibung Pferdekuss geht vermutlich bis ins Mittelalter zurück und fasst die starken Oberschenkelprellungen beim Kontakt mit Pferdehufen zusammen. Der medizinische Fachausdruck lautet allerdings anders: Kontusion. Demnach bedeutet eine Kontusion an Oberschenkel oder Knie immer eine Quetschung von Gewebe. Allerdings wird die darüber liegende Haut nicht verletzt. Prellungen am Oberschenkel sind dabei besonders schmerzhaft, weil die straffe Sehnenplatte des seitlichen Oberschenkels dem Druck eines Hämatoms nur eingeschränkt nachgibt. Der medizinische Fachbegriff steht zwar streng genommen für alle Prellungen, wird jedoch nur dann als Diagnose genutzt, wenn eine starke Prellung vorliegt. Diese unterscheidet sich von leichten Prellungen durch sichtbare Einblutungen (Hämatom).
Pferdekuss – Formen
Je nach genauer Lokalisation unterscheidet man dabei drei Unterformen der Kontusion.
Muskelkontusion
Hierbei wird der Quadriceps, der Muskel auf der Vorderseite des Oberschenkels, verletzt.
Knochenkontusion
In diesem Fall wird der Knochen unmittelbar beeinträchtigt und kann, je nach Stärke der Traumatisierung, auch Mikrofrakturen aufweisen.
Gelenkkontusion
Durch den hohen Druck bei Zusammenstößen wird die Gelenkfläche gestaucht, was das Gelenk beschädigt.
Der Pferdekuss führt bei allen drei Formen der Kontusion zur Einblutung, da die Gefäße rund um die betroffene Stelle kleine Risse erleiden. Kontusionen heilen im Allgemeinen aber von allein und bleiben folgenlos. Nur selten bleiben im Bereich der Einblutung Narben zurück.
Pferdekuss – Symptome und Verlauf
Das deutlichste Symptom, das Betroffene sofort verspüren sind starke Schmerzen in der betreffenden Region. Bei Gehversuchen oder Auflegen der Hand mit Druck ausgeübt, verstärkt sich die Schmerzwahrnehmung zudem. Meist müssen Aktivitäten aufgrund der Schmerzstärke sofort unterbrochen werden.
Durch die Einblutung treten sowohl Lymphflüssigkeit als auch Blut aus. Die Gefäßverletzungen führen daher zu einem geschwollenem Hämatom, sprich einem Bluterguss. Meist verfärbt sich das Gewebe daher lila bis nahezu schwarz. Das Hämatom ist umso dunkler, je mehr Hämoglobin vorhanden ist. Baut sich dieses im Verlauf der Heilung schrittweise ab, wird der Bluterguss immer heller und wechselt von Blau zu Grün und am Ende zu einem immer heller werdenden Gelb.
Je schwerer der Pferdekuss ausfällt, desto länger dauert die Genesung. Der Krankheitsverlauf ist zudem von der allgemeinen Fitness und der Aktivität des Immunsystems abhängig. Eine vergleichsweise harmlose Kontusion kann nach einer Woche komplett ausgeheilt sein. Andere Patienten müssen zwei oder auch drei Wochen warten.
Pferdekuss – Diagnose durch den Arzt
Anders als beispielsweise bei Schädelprellungen muss eine Kontusion am Oberschenkel meist nicht einem Mediziner vorgestellt werden. Nur bei sehr starken und vor allem anhaltenden Schmerzen muss eine Knochenfraktur durch den Arzt ausgeschlossen werden. Sollte die Prellung unmittelbar das Gelenk betreffen und es werden starke Schwellungen sichtbar, ist zudem im schlimmsten Fall eine Operation notwendig, um geronnenes Blut aus dem Gelenk zu entfernen.
Wichtig: Breitet sich eine Einblutung sehr schnell nach dem Unfall aus, ist eine sofortige Vorstellung in der Notaufnahme sinnvoll, um Schockzustände zu vermeiden.
Natürlich spricht nichts dagegen, zur Absicherung auch abseits davon den Hausarzt zu konsultieren. Soll die Gesundheit des tieferliegenden Gewebes abgeklärt werden, wird der Mediziner Röntgen oder eine MRT beziehungsweise CT veranlassen. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann sinnvoll sein, wenn das sichtbare Hämatom besonders großflächig ist.
Pferdekuss – Behandlung mit PECH-Regel
Um einen günstigen Krankheitsverlauf zu unterstützen, sollten Patienten unabhängig von einer Arztkonsultation am besten die P-E-C-H-Regel befolgen.
Das gut einprägsame Kürzel PECH steht für vier Behandlungspunkte:
1. Pause
Es gilt, das betroffene Bein zu schonen und sportliche Aktivitäten solange zu pausieren, bis keine Schmerzen unter Belastung auftreten. Die Schmerzen bei einer Bewegung oder Berührung sollten sich so nach wenigen Tagen deutlich verbessern. Bleibt dies aus, sollte spätestens dann ein Arzt aufgesucht werden.
2. Eis
Viele empfinden es als sehr angenehm, den Bereich rund um die Einblutung zu kühlen. Dies lindert nicht nur den Schmerz, sondern führt beim Kühlen direkt nach der Kontusion auch zu einem Zusammenziehen der Blutgefäße. Der Bluterguss kann dann kleiner ausfallen. Insgesamt wird der Schmerz erträglicher, weshalb jeden Tag während der Heilungsphase gekühlt werden darf.
Wichtig: Auch, wenn Schmerzen und Hitzeempfinden an der betroffenen Stelle die Vorstellung eines eiskalten Kühlpads verlockend erscheinen lassen, sollten weder ein Pad noch eine Eispackung direkt auf die Haut gedrückt werden. Dadurch können lokale Erfrierungen das Gewebe noch weiter beschädigt werden. Besser ist das Einwickeln der Kühlhilfen in Handtücher oder das Auflegen eines kühlen Waschlappens.
3. Compression
Ein Kompressionsverband verhindert starke Schwellungen, sollte aber nicht zu eng sitzen. Pocht das Blut spürbar oder sind die Schmerzen zu stark, sollte der Verband gelockert werden. Im Zweifelsfall lässt man besser nur Ärzte oder Therapeuten eine Compression durchführen.
4. Hochlagerung
Zudem hilft ein Hochlagern des Beines bei der Regenerationsarbeit. Es stauen sich weniger Blut und Lymphe in den unteren Extremitäten, was die Schwellung und das Schmerzempfinden lindert. Hochlegen ist daher keine Schonhaltung, sondern unterstützt aktiv den Heilungsprozess.
Nach einer Prellung ist eine Selbstbehandlung der erste Schritt, reicht aber in vielen Fällen nicht aus. Sind die Schmerzen, Schwellungen oder Blutungen stark und dauern länger an sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.
Pferdekuss – Prognose und mögliche Spätfolgen
Die Prognose bei einem Pferdekuss ist sehr gut. Egal, ob eine Woche oder drei Wochen vergehen müssen, der Organismus kann die Prellung kurieren und es bleiben keine Spätfolgen zurück. Sobald die Schmerzen komplett abgeklungen sind, spricht auch nichts dagegen, den gewohnten Sport wieder aufzunehmen.
Spätfolgen treten nur sehr selten auf und sind meist die Folge einer Nichteinhaltung der Regenerationsphase. Klingen Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen nicht ab, ist ein Arztbesuch ratsam.
Pferdekuss – Vorbeugung
Da die häufigsten Ursachen in einem Sportunfall begründet liegen, lassen sich die starken Prellungen am besten vermeiden, indem vor jedem Training eine gezielte Erwärmung erfolgt. Das dehnt, sorgt für eine gute Durchblutung und auch eine bessere Reaktionsfähigkeit.
Um einen Zusammenprall mit Mittrainierenden zu vermeiden, sollte immer konzentriert und mit Rücksicht auf die Mitmenschen geübt werden. Das gilt insbesondere für Wettkampfsituationen, in denen der Wunsch zum Gewinnen manchmal die Vernunft verdrängt.
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