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praktischArzt Ratgeber Marihuana
Im Jahr 2019 führten knapp 20 Prozent der 15- bis 24-Jährigen in der EU auf, in diesem Jahr “Gras”, also Marihuana, konsumiert zu haben. Dies macht es zum populärsten Rauschmittel der Europäischen Union. Doch was ist Marihuana überhaupt und wie wirkt es? Und welche Nebenwirkungen und Risiken existieren dabei?
Unter Marihuana versteht man die kleinen getrockneten Blüten sowie blütennahen Blättchen der weiblichen Cannabispflanze. Das “Harz” der Pflanze sitzt an Drüsenhaaren auf diesen Blüten. Hier sind auch die hohen Konzentrationen von THC, CBD und anderen Cannabinoiden zu finden. Abhängig von der Qualität, Anbaumethode, Herkunft und des Trocknungsgrades ist es grün bis bräunlich, oftmals auch weiß oder leicht violett.
Der Name “Marihuana” stammt ursprünglich aus der mexikanischen Sprache, bei welcher die Blüten “marihuana” oder “Maria Juana” genannt wurde. KonsumentInnen aus den USA abstrahierten hierdurch die Bezeichnung “Mary Jane”. Weitere in der Szene genutzte Namen für die Droge sind “Weed”, “Dope” oder ganz einfach “Gras”.
Aufgrund der rauschförderden Wirkung ist Marihuana in Deutschland illegal. Strafbar kann man sich demzufolge mit dem Besitz oder dem Handeln von Marihuana machen. Der Konsum im Gegenzug ist nicht strafbar, bedarf jedoch eines Besitzes der Droge.
Obwohl Cannabis eigentlich die lateinische Bezeichnung für Hanf ist, wird der Begriff Cannabis ebenfalls umfangreich für Hanfpflanzen und THC-haltige Produkte der Pflanze verwendet.
Während man unter Marihuana die Blüten der Hanfpflanze versteht, ist Haschisch das gesammelte und gepresste “Harz” der Hanfpflanze. Man kann das Haschisch im Zuge dessen durch die Blüten erhalten, jedoch auch aus den mit Harzen besetzten Blättern gewinnen. Hier variiert die Farbe je nach Herstellungsmethode und Qualität von hellem grau-braun bis hin zu mattem schwarz.
Hanf ist also die Grundpflanze, aus welcher im Folgenden Marihuana oder Haschisch hergestellt werden. Hierbei ist der Unterschied zwischen weiblichem und männlichem Hanf entscheidend. Beide Pflanzen weisen die Cannabinoide CBD und THC auf. Allerdings hat nur das THC eine berauschende und psychoaktive Wirkung, welches zum Großteil allein in der weiblichen Hanfpflanze zu finden ist. Diese wird wiederum als Cannabispflanze bezeichnet.
Das CBD, welches sich in der männlichen Hanfplanze befindet, ist nicht illegal. Demzufolge ist es in Apotheken oder online zu kaufen, also in einer Vielzahl freiverkäuflicher Produkte. CBD Öle sind inzwischen beliebt, da diese eine entspannende Wirkung wie beispielsweise Baldrian haben sollen. Hanfsamen haben zudem inzwischen den Status als Superfood, da sie einen hohen Nährstoffgehalt in sich vereinen.
Das THC bindet sich an spezifische Rezeptoren im menschlichen Körper. Dazu gehören Rezeptoren für die Bewegung, das Gedächtnis, die Zeit- und die Sinneswahrnehmung. Diese Rezeptoren sind darüber hinaus ebenfalls für Stimmung, Konzentration, Koordination und Appetit zuständig. Die Gesamtheit der Veränderungen, welche durch den Konsum von Marihuana auftreten kann, nennt man “high sein”. Die Wirkungen dessen sind vielfältig und können sowohl positiv als auch negativ sein. Die Wirkdauer beläuft sich beim Rauchen von Marihuana auf 1-4 Stunden. Bei oralem Konsum kann die Wirkdauer zwischen 4-10 Stunden betragen.
Der Rausch, welcher bei dem Konsum von Marihuana entsteht, ist individuell und hängt von äußeren Umständen sowie der Verträglichkeit jedes Einzelnen ab. Überdies sind die Wirkungen und die Wirkdauer von der Dosierung, Konsumhäufigkeit, des Sets (also der Person) und des Settings (Umfeld) abhängig. Dies kennt man bereits von der legalen Droge Alkohol, welche auch nicht immer dieselbe oder vorhersehbare Wirkung entfaltet.
Manche Menschen vertragen Marihuana gut und verspüren diese positiven Wirkungen:
Andere wiederum reagieren auf den Konsum von Marihuana negativ, was sich in folgenden Wirkungen äußern kann:
Dementsprechend bestehen ebenso wie bei beispielsweise Alkohol Unverträglichkeiten. Manche Menschen werden durch Alkohol aggressiv, andere rührselig, während wieder andere Personen einen entspannten Zustand erlangen. Genauso verhält es sich mit Marihuana.
Um Marihuana zu konsumieren, werden die harzhaltigen Blüten üblicherweise getrocknet und gemeinsam mit Tabak in einen sogenannten “Joint” gedreht. Dann wird der Joint geraucht und das Marihuana und das darin enthaltene THC über die Lungenschleimhaut aufgenommen. Neben dem Rauchen ist es ebenso möglich, Marihuana über eine “Bong” – eine Wasserpfeife ohne Schlauch – zu konsumieren. Seltener nutzen Konsumierende orientalische Wasserpfeifen, bei welchen der Rauch durch das Wasser gekühlt ist.
Das Essen oder Trinken von Marihuana ist weniger verbreitet. Im Zuge dessen lässt sich Marihuana nach variierenden “Kochrezepten” zubereiten. So existieren Rezepte für Kräutertees, Konfitüre, Kekse, Bonbons oder Kuchen. Letzteres nennt man “Space Cakes”. Gleichermaßen kann man Marihuana in Schokolade einarbeiten. Dadurch erfolgt eine orale Einnahme, wodurch die Wirkstoffe über die Darmschleimhaut aufgenommen werden.
Bei oraler Einnahme ist das Risiko allerdings weit verbreitet, eine Überdosis mit Konsequenzen wie Kopfweh, Erbrechen oder Angstzustände zu erleben. Denn bei der Zubereitung und Einnahme ist die Marihuana Dosis schwerer einzuschätzen als beim Konsum durch Rauchen. Ebenfalls ist die Wirkung verzögert und die Intensität des Rausches nicht mehr aufzuhalten.
Direkte Nebenwirkungen nach Konsum sind der Anstieg von Puls und Blutdruck. Überdies kann es zu Augenrötungen und einem trockenen Mund oder Hals kommen. Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sind darüber hinaus bei der ersten Anwendung wahrscheinlicher als bei nachfolgendem Gebrauch.
Die akute Wirkung von Marihuana ist ferner eine Reduktion der geistigen Leistungsfähigkeit, wodurch insbesondere die Aufmerksamkeit, die Konzentration und das Gedächtnis betroffen sind. Bei steigender Dosis können außerdem weitere Nebenwirkungen wie Kreislaufprobleme, extrem starke Gefühle und leichte Halluzinationen auftreten.
In Einzelfällen kann eine höhere Dosis zudem zu depressiven Phasen oder Paranoia führen. Das bedeutet, dass Personen gegenüber anderen Menschen plötzlich misstrauisch werden oder das Gefühl haben, jemand beobachte oder verfolge sie. Im schlimmsten Fall bleibt nach dem Rausch noch immer ein Teil des Misstrauens, der nach einiger Zeit wieder komplett verschwindet.
Darüber hinaus können Angstzustände eine Nebenwirkung darstellen, welche beim Konsum auftreten kann. Wichtig ist deswegen, auf die eigenen Sorgen, Probleme oder die Stimmung zu achten, bevor man Marihuana zu sich nimmt. Befindet man sich zum Beispiel in einer schlechten Stimmung, kann diese sich im Rausch vertiefen. Negative Gefühlszustände, welche sich im Rausch verfestigen, bezeichnet man ebenfalls als “Horrortrip”.
Neben vielfältigen Nebenwirkungen existieren beim Konsum von Marihuana Risiken, welchen man sich bewusst sein sollte. Diese werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.
Ein Risiko der illegalen Drogen liegt mitunter darin, dass auf den Märkten nicht sichergestellt werden kann, dass es sich um eine mit Streckmitteln versetzte Droge handelt. Denn Marihuana und Haschisch durchlaufen durch ihre Illegalität keine Sicherheitskontrollen durch den Staat, sodass sich zusätzliche Stoffe in den Drogen befinden können.
Neben dem harmloseren Strecken mit wirkstoffarmen Pflanzen können jedoch auch Streckmittel wie Haarspray, Sand, Zucker, Talkum, Blei, Glas oder Kaliumdünger Einsatz finden. Diese konnte man bislang nachweisen und sie stellen eine Schädigung für die Gesundheit dar.
Eines der gefährlichsten Streckmittel ist hingegen das sogenannte synthetische Streckmittel “Brix”. Es besteht aus Hormonen, Zucker und flüssigem Kunststoff, worin die Blüten getunkt werden. Damit sollen sie schwerer sein und besser aussehen. Weil der verbrannte und inhalierte Kunststoff die Lunge angreift, ist dieses Streckmittel hochgradig gesundheitsschädlich.
Ein weiteres Risiko besteht in einer möglichen Abhängigkeit von der Pflanze. Körperliche Abhängigkeit ist im Zuge von Marihuana-Konsum zwar selten, im Gegensatz zu chemischen Drogen wie Heroin oder Kokain. Dennoch kann Marihuana eine psychische Abhängigkeit auslösen.
Diese könnte demzufolge vorliegen, wenn KonsumentInnen der Auffassung sind, manche Alltagsprobleme oder -situationen könnten sich durch Marihuana lösen oder verbessern. Auch, wenn sie der Meinung sind, dass ohne Marihuana manche Probleme nicht mehr zu bewältigen seien, kann dies ein erstes Zeichen für eine psychische Abhängigkeit sein.
Wie bei jeder Droge ist bei chronischem Konsum von Marihuana mit langfristigen Konsequenzen zu rechnen.
Wird Marihuana dauerhaft zu sich genommen, leidet die kognitive Leistungsfähigkeit darunter. Dazu gehören die Konzentration, die Aufmerksamkeit und die Lernfähigkeit. Bleibende Hirnschäden können dadurch jedoch nach heutiger Auffassung nicht ausgelöst werden. Überdies beeinträchtigt starker Cannabis die Lungenfunktion, sodass Erkrankungen der Lunge auftreten können. Bei dem regelmäßigen Rauchen von Joints sind krebserregende Stoffe im Tabak enthalten, welche zu einem höheren Krebsrisiko beitragen.
Zudem könnte Cannabis langfristig auf das Hormon- und Immunsystem einwirken, sodass es Grund zur Annahme gibt, dass es bei chronischem Konsum von Marihuana in der Pubertät zu einer verzögerten Entwicklung kommt.
Dauerhafter Konsum kann zu einer psychischen und leicht körperlichen Abhängigkeit führen. Ferner kann intensiver Konsum von Marihuana mit generellen Tendenzen des sozialen Rückzugs bis hin zur sozialen Isolation einhergehen. Von einer Sucht betroffenen Person stehen dann gegenüber Alltagssituationen und -aufgaben eher gleichgültig gegenüber. Dazu zählen der Beruf, das Studium, die Ausbildung oder die Schule.
Genannt wurde dies das “Amotivationale Syndrom”, welches hoher Konsum verursache. Die Annahme einer lediglich eindimensionalen Ursache-Wirkung-Beziehung gilt heutzutage allerdings nicht mehr. Man müsse die Persönlichkeitseigenschaften der Person unabhängig vom Konsum betrachten, welche gleichermaßen dazu führen können, dass ein demotivierter Gemütszustand eintrete.
Konsumiert man Marihuana mittels eines Joints, erfolgt ein längeres Inhalieren des Rauchs und Haltens in der Lunge als bei gewöhnlichem Zigarettenrauch. Dadurch werden mehr Schadstoffe in der Lunge aufgenommen wie Teer und Kohlenmonoxid. Findet der Konsum regelmäßig statt, ist die Anfälligkeit für Atemwegsbeschwerden demnach erhöht. Dazu gehören beispielsweise eine Bronchitis oder eine Luftröhren- und Lungenentzündung. Studien belegen, dass Personen, welche fünf Joints in der Woche rauchen, so viele Krebs auslösenden Substanzen zu sich nimmt wie jemand, der täglich eine Schachtel Zigaretten raucht.
Bei langfristigem, täglichen Gebrauch können ferner ein Motivations- und Interessenverlust sowie eine Aktivitätsminderung auftreten. Überdies leidet das Kurzzeitgedächtnis stark unter chronischem Konsum von Marihuana: selbst nach 6-12 Wochen nach Konsumstopp kann es einer Beeinträchtigung unterliegen. Die psychische Abhängigkeit ist weiterhin eine langfristige Konsequenz, wenn Marihuana über Monate oder Jahre regelmäßig konsumiert wird. Des Weiteren ist ein Kontrollverlust über den Konsum im Zuge dessen wahrscheinlich.
Nach dem Betäubungsmittelgesetz ist die Einfuhr, der Verkauf, Kauf, Anbau, Weitergabe, Besitz und die Ausfuhr sowie das Inverkehrbringen noch immer illegal. Trotzdem ist ein Wandel in Deutschland ersichtlich, da es Ärzten und Ärztinnen in Ausnahmefällen gestattet ist, Patienten mit bestimmten Krankheiten die THC-haltige Pflanze zu verordnen.
Medizinisches Marihuana darf von ÄrztInnen jeder Fachrichtung demzufolge bei diesen Fällen und Erkrankungen verschrieben werden:
Die Parteien Grüne, Linke und die FDP stellten in den letzten Jahren außerdem Anträge und Gesetzesentwürfe für eine Cannabis-Legalisierung. Der Vorteil der Legalisierung liege darin, dass der unkontrollierte Handel auf dem Schwarzmarkt verhindert werden solle. Ebenso sollen Produkte, welche durch oben genannte Streckmittel verunreinigt seien und dadurch ein Gesundheitsrisiko darstellen, eingedämmt werden. Mithilfe einer Legalisierung könne der Verbraucher geschützt werden. Doch von einer Legalisierung ist Deutschland noch weit entfernt.
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