
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper. Verletzungen sowie Erkrankungen des Kniegelenks führen zu Schmerzen, die den Betroffenen in seinem Alltag stark beeinträchtigen. Ganz besonders dann, wenn sie vermeintlich ohne Grund auftreten bzw. in Situationen, in denen das Knie keinerlei Belastung ausgesetzt ist: im Ruhezustand, nachts oder morgens nach dem Aufstehen. Die Gründe, Untersuchungsmethoden und Selbstmaßnahmen werden wir erörtern.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen von Knieschmerzen in Ruhe
Ursachen sowie Auslöser für Schmerzen im Knie sind umfangreich. Sie können zum einem im Kniegelenk selbst zu finden sein. Zu den häufigsten Ursachen zählen in diesem Fall Achsfehlstellung, Verletzungen der Bänder (Kreuz- oder Seitenbänder), entzündliche Erkrankungen, Meniskusverletzungen, sowie Gelenkdegeneration und Knorpelveränderung. Sie können aber auch von Erkrankungen der Wirbelsäule wie z.B. Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall resultieren. Die Diagnosestellung gestaltet sich dabei diffizil, da das Hauptsymptom Schmerz ausschließlich nachts, in Liegestellung oder kurz nach dem Aufstehen auftritt.
Gonarthrose – Kniearthrose
Bei Arthrose handelt es sich im Allgemeinen um eine degenerative Gelenkerkrankung. Bei der Kniearthrose liegt eine Abnutzung des Kniegelenkknorpels vor. Die Abnutzung von Knorpelgewebe ist eine normale Verschleißerscheinung. Durch diese Abnutzung des Knorpels kommt es bei der Gonarthrose in erster Linie zu Anlauf- oder Belastungsschmerzen, die mit der Zeit auch in Ruhe oder nachts auftreten können.
Arthritis – Gelenkentzündung
Bei Arthritis liegt eine entzündliche Gelenkerkrankung vor. Gekennzeichnet ist diese Entzündung durch Rötung, Überwärmung und Schwellung. Zudem treten Symptome wie Morgensteifigkeit, Müdigkeit, Fieber, Gelenkverformungen auf. Die Schmerzen treten bei Ruhe und nachts auf. Bleibt eine Arthritis unbehandelt, kann es zu schweren Gelenkschädigungen kommen.
Morbus Ahlbäck
Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch tiefliegende Schmerzen im Knie, die unter Belastung aber auch nachts auftreten. Verursacht werden die extremen Schmerzen durch das Absterben des Knochens, der unter dem Knorpel liegt. Durch die Osteonekrose bildet sich Knochensubstanz zurück, der Knochen demineralisiert, wodurch er brüchig wird. Es kommt zur Bildung eines schmerzverursachenden Ödems.
Rheuma
Rheuma ist ein Sammelbegriff für etwa 100 verschiedene Erkrankungen, die durch entzündliche Prozesse hervorgerufen werden. In Verbindung mit Schmerzen in den Kniegelenken spricht man konkreter von rheumatoider Arthritis, einer chronischen Gelenkentzündung. Die Innenhaut der Gelenke, Sehnenscheiden und Schleimbeutel sind entzündet. Diese Entzündung verursacht die Schmerzen und kann den gesunden Knorpel zerstören.
Restless-Legs-Syndrom
Gekennzeichnet ist das Restless-Legs-Syndrom durch einen nicht zu kontrollierenden Bewegungsdrang der Beine. Begleitet wird diese Empfindung häufig mit Beschwerden wie Stechen, Krämpfen und Schmerzen in den Beinen, wovon auch die Knie betroffen sein können. Gerade in Ruhestellung und nachts treten die Schmerzen vermehrt auf und sind schlimmer als tagsüber. Sobald dem Bewegungsdrang nachgegeben wird, bessert sich die Symptomatik.
Untersuchung
Zunächst erstellt ein Hausarzt oder Orthopäde eine gründliche Anamnese des Patienten. Hierbei bringt er in Erfahrung seit wann und wo genau die Schmerzen bestehen, ob eine Verletzung bzw. ein Unfall den Beschwerden vorausgingen, wann und wie stark die Beschwerden (Ruhe- und/oder Belastungsschmerz) auftreten. Der Patient teilt dem Orthopäden mit, ob er Symptome wie Schwellung, Überwärmung oder Rötung beobachtet hat. Bestehen noch andere Symptome?
Daran im Anschluss führt der Arzt eine genau körperliche Untersuchung durch, sowie diverse Bewegungstests. Diese Erstaufnahme der Beschwerden und Symptome hilft dem Arzt dabei darüber zu entscheiden, welche weiteführenden Untersuchungsmaßnahmen eingeleitet werden sollen.
Wann zum Arzt?
Knieschmerzen sollten in jedem Fall von einem Arzt abgeklärt werden, wenn sie zum ersten Mal auftreten und die Ursache ungeklärt ist. Nur so lässt sich mithilfe einer genauen Untersuchung eine korrekte Diagnose stellen und Langzeitschäden vermeiden.
Bei folgenden Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden:
- Ungewöhnliche und deutliche Schwellung
- Rötung im Kniebereich
- Fieber
- Starke Schmerzen
- Wärmeentwicklung im Kniegelenk
- Schmerzempfindlichkeit bei Berührung
- Verformtes Erscheinungsbild des Kniegelenks
Untersuchungsmethoden
Bilddiagnostische Untersuchungen ermöglichen die detaillierte Darstellung und somit die Beurteilung der Kniegelenkstrukturen. Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen oder Magnetresonaztomographie (MRT) kommen hierbei zum Einsatz.
Ist durch die bilddiagnostischen Untersuchungen eine organische Erkrankung des Kniegelenks auszuschließen, kann eine neurologische Erkrankung für die nächtlichen Schmerzen im Knie verantwortlich sein. So kann eine Entzündung des Oberschenkelnervs ebenso als Ursache der Schmerzen in Frage kommen. Ein Neurologe kann dies feststellen und die Entzündung kann medikamentös oder physikalisch therapiert werden.
Behandlung
Eine Therapie kann sich unterschiedlich gestalten. Je nach Ursache der Beschwerden werden die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet. Im Fokus jeder Behandlung steht die Erhaltung des Gelenks und seiner Funktion. Einen operativen Eingriff gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden und nur als letzten Schritt einer Therapie zu betrachten. Ideal ist eine Therapie, die schonend und wirkungsvoll umzusetzen ist und möglichst nebenwirkungsfrei.
Sport und Bewegung
Häufig sind hierbei einfache Sportarten wie Schwimmen und Radfahren bereits äußerst effektiv und dabei gelenkschonend. Durch die Bewegung wird das Kniegelenk gefordert und gefördert und somit gestärkt. Gezielte Krafttraining Übungen haben einen ähnlichen Effekt.
Physiotherapie
Im Rahmen einer Physiotherapie werden u.a. Methoden wie Krankengymnastik, Massagen, Wärmeanwendungen oder Ultraschallbehandlungen verordnet.
Gelenkinjektionen
Ist Arthrose bzw. Gonarthrose die Ursache für starke nächtliche Knieschmerzen, so können Gelenkspritzen mit Hyaluronsäure Abhilfe schaffen
Weitere Behandlungsmethoden
Gut sitzende Kniebandagen, die das Kniegelenk stützen, können die Beschwerden reduzieren.
Ein Mangel an gelenknährender Flüssigkeit kann temporär synthetisch ausgeglichen werden. Dadurch gewinnt der verbleibende Knorpel an Volumen, seine Oberfläche glättet sich, wodurch Schmerzen effektiv reduziert werden können.
Selbsthilfe
Es gibt neben einer medizinischen Behandlung auch eine Anzahl an Selbsthilfemaßnahmen, die man anwenden kann, um die Beschwerden zu minimieren. Einfach umsetzbare Anpassungen im Schlafzimmer erleichtern den Alltag und sorgen für erholsamen Schlaf.
Rückenschläfer können ein Kissen unterhalb der Knie platzieren, um diese nachts zu entlasten. Seitenschläfer legen sich das Kissen zwischen die Knie.
Bettwäsche oder Schlafanzüge aus Satin minimieren Reibung während des Schlafs. Dadurch lässt sich die Schlaf- bzw. Liegeposition einfacher justieren.
Für einfacheres, morgendliches Aufstehen sollte das Bett nicht zu niedrig sein. Gerade bei älteren Menschen oder Menschen mit Arthritis ist ein hohes Bett ideal, da die Knie beim zu Bett gehen und wieder aufstehen nicht so stark gebeugt werden müssen.
Je nach Erkrankung helfen Anwendungen mit Wärme (Wärmflasche, Heizkissen u.ä.) bei Arthrose oder Kälte (Kühlpacks) bei Arthritis unterstützend beim Bekämpfen der Beschwerden. Quarkwickel sind ein effektives Hausmittel bei Entzündungen im Kniegelenk.
Ein warmes Bad vor dem Schlafengehen wirkt entspannend auf Muskulatur und Geist.
Entspannungsübungen, Atemübungen sowie Meditation wirken sich ebenso positiv aus.
Knieschmerzen im Überblick
1. Krohn, D.: Knie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2005
2. Knieschmerzen Ursachen, www.chw-technik.de (Abrufdatum 04.11.2020)
3. Knee pain at night, www.arizonapain.com (Abrufdatum: 02.11.2020)
4. Knee pain at night, causes and home remedies, www.belmarrahealth.com (Abrufdatum: 24.11.2020)
5. What causes knee pain at night – What can you do to treat it?, www.injurymap.com (Abrufdatum: 24.11.2020)