Der Beginn des Medizinstudiums geht für viele Studentinnen und Studenten mit einem neuen Lebensabschnitt einher. Doch das erste Mal auf eigenen Füßen zu stehen, wirft bei vielen Medizinstudierenden gleichzeitig die Frage auf, wie sie ihr Studium ohne finanzielle Engpässe absolvieren können. Ein Studentenkredit ist eine Möglichkeit. Doch mit welchen Kosten müssen die angehenden Mediziner/innen eigentlich rechnen und welche weiteren Möglichkeiten zur Finanzierung des Studiums gibt es?
Inhaltsverzeichnis
Was kostet ein Medizinstudium?
Das Medizinstudium zählt zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland. So waren im Wintersemester 2020/2021 rund 101.712 Studierende im Fach Humanmedizin eingeschrieben. Doch ein Medizinstudium schlägt nicht zuletzt wegen der langen Studienzeit von zwölf Semestern enorm zu Buche. Laut Deutschem Studentenwerk braucht der durchschnittliche Student rund 794 Euro monatlich zum Leben. Dies lässt sich nicht nur auf Lebensunterhaltungskosten, sondern auch auf Studiengebühren sowie Kosten für Studienmaterialien und Mietausgaben zurückführen. Denn oftmals geht der Beginn des Medizinstudiums auch mit dem Einzug in die erste eigene Wohnung einher. Die Mietpreise in Deutschland können jedoch von Stadt zu Stadt stark variieren. Eine günstige Alternative, stellt der Einzug in eine WG oder ein Studentenwohnheim dar. Im Schnitt fallen für ein WG-Zimmer zwischen 200 und 500 Euro an. In Studentenwohnheimen kommt man schon für 200 bis 400 Euro unter.
Doch auch alltägliche Lebenserhaltungskosten für Essen, Fahrtkosten, Freizeit, Sport, Telefon und Internet, sollten im Rahmen der finanziellen Planung berücksichtigt. Je nach Lebensstil fallen laut dem Deutschen Studentenwerk mindestens 154 Euro monatlich für Nahrungsmittel, sowie 116 Euro für Fahrtkosten an. Für Freizeitaktivitäten sollten rund 65 Euro eingeplant werden und für Kleidung kommen nochmalig 48 Euro durchschnittlich hinzu. Wer sich dann noch entscheidet, sein Medizinstudium an einer privaten Universität anzutreten, muss tief in die Tasche greifen. Pro Semester können die Kosten für ein Medizinstudium je nach Institution zwischen 6.000 und 12.000 Euro liegen. Staatliche Universitäten verlangten vor geraumer Zeit noch Studiengebühren in Höhe von 150 bis 250 Euro. Seit dem Wintersemester 2014/2015, wurden diese jedoch einheitlich abgeschafft, weshalb an staatlichen Universitäten nun keine Studiengebühren mehr anfallen.
Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) im Medizinstudium
BAföG oder auch Berufsausbildungsförderungsgesetz stellt eine finanzielle Unterstützung für Studenten und Schüler dar. BAföG soll Menschen ein Studium oder eine schulische Ausbildung ermöglichen, die eine geringere finanzielle Rückendeckung durch ihr Elternhaus besitzen. Derzeit beziehen knapp 30 Prozent aller Studierenden in Deutschland BAföG, welches sich zu 50 Prozent aus einem rückzahlungsfreien Beitrag und zu 50 Prozent aus einem unverzinsten Darlehen zusammensetzt. Obwohl sich der Anspruch auf BAföG grundsätzlich nach dem Einkommen der Eltern richtet, müssen auch die angehenden Mediziner/innen selbst bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um staatliche Unterstützung beziehen zu dürfen. So darf ein/e Antragssteller/in die Altersgrenze von 30 Jahren nicht überschreiten und sollte in Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit sein.
Des Weiteren ist BAföG ausschließlich Menschen vorbehalten, welche sich in einer schulischen oder akademischen Erstausbildung befinden. Wie hoch die monatliche Förderung ausfällt, ist sowohl von der finanziellen Situation der Eltern, als auch von dem Vermögen des/r Antragsstellers/-in abhängig. So beläuft sich der Grundfreibetrag für das Vermögen bei BAföG auf rund 8.200 Euro. Der monatliche Förderungsbetrag setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. So erhalten Studenten und Schüler Zuschläge, sobald sie nicht mehr im Elternhaus wohnen oder für ihre eigene Krankenversicherung aufkommen müssen. Grundsätzlich liegt die BAföG-Höchstgrenze für Medizinstudenten seit dem Wintersemester 2020/2021 bei rund 861 Euro monatlich, insofern diese nicht mehr im Elternhaus leben und der Familienversicherung zugehören. Die Förderungshöchstdauer ist auf die Regelstudienzeit begrenzt und kann nur in Ausnahmefällen wie einem studienbedingten Auslangsaufenthalt, der Erziehung eines Kindes, sowie Krankheit verlängert werden.
Elternunabhängiges BAföG im Medizinstudium
Normalerweise ist die BAföG-Förderung vom Einkommen der Eltern abhängig. Unter bestimmten Voraussetzungen jedoch, können angehende Medizinstudenten auf das sogenannte elternunabhängige BAföG zurückgreifen, um ihr Studium zu finanzieren. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Antragssteller bereits fünf Jahre vor Antritt des Medizinstudiums mit einem bestimmten Mindesteinkommen erwerbstätig war oder bei Beginn des Ausbildungsabschnitts über 30 Jahre alt ist und weitere Bedingungen erfüllt. Auch wenn der Aufenthaltsort der Eltern unbekannt ist oder sie rechtlich oder tatsächlich gehindert sind, im Inland Unterhalt zu leisten, oder der Student Vollweise ist, hat dieser theoretisch Anspruch auf elternunabhängiges BAföG. Doch auch wenn die Voraussetzungen für eine elternunabhängige Förderung nicht erfüllt werden, die Eltern des Studenten jedoch nicht mehr unterhaltspflichtig sind und das Studium ohne BAföG gefährdet wäre, steht am Antragssteller die Förderung zu. Jedoch sollte der Anspruch auf elternunabhängiges BAföG aufgrund vieler Ausnahmefälle immer individuell, entsprechend der persönlichen Situation des Antragsstellers geprüft werden.
KfW-Studentenkredit im Medizinstudium
Eine weitere Möglichkeit das kostenintensive Medizinstudium zu finanzieren, stellt der Studentenkredit der KfW dar. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt den Studienkredit speziell für Studenten zur Verfügung. Im Gegensatz zur finanziellen Unterstützung durch BAföG, ist die Einkommenssituation für den Erhalt des Studienkredits der KfW irrelevant. Wird der Studentenkredit der KfW in Anspruch genommen, so kann der Student frei entscheiden wie viel Geld er monatlich erhalten möchte. Die Spanne liegt hierbei zwischen 100 und 650 Euro monatlich und kann eine maximale Gesamtsumme von 54.600 Euro bei insgesamt 14 Semestern umfassen.
Um den Studienkredit der KfW in Anspruch nehmen zu können, muss man auch hier einige Voraussetzungen erfüllen. So sollte der Student zwischen 18 und 44 Jahren alt sein und das Medizinstudium an einer anerkannten Hochschule mit Sitz in Deutschland ausüben. Des Weiteren sollte der Kreditbeziehende die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder gleichwertige Kriterien erfüllen. Grundsätzlich fördert die KfW nicht nur Erst- sondern auch Zweitstudien und postgraduale Studiengänge in Voll- oder Teilzeit wie Bachelor, Master, Diplom, Staatsexamen, Promotion oder auch Magister.
Nach erfolgreich absolviertem Medizinstudium, gewährt die KfW eine sogenannte tilgungsfreie Zeit, welche sechs Monate bis höchstens 23 Monate andauern kann. Mit Beginn der Rückzahlungsphase haben die Medizinstudenten rund 25 Jahre Zeit, den Studentenkredit abzubezahlen. Dabei beträgt die monatliche Tilgungsrate mindestens 20 Euro. Zuzüglich der ausgezahlten Kreditsumme muss man Zinsen zahlen. Der Zinssatz des KfW Kredits ist variabel, er wird also stetig angepasst und liegt aufgrund der aktuellen Corona Pandemie bei rund 0 Prozent.
Stipendium für das Medizinstudium
Hartnäckig hält sich der Glaube, dass angehende Medizinstudierende überdurchschnittliche Leistungen erbringen oder gar hochbegabt sein müssen, um ein begehrtes Stipendium zu ergattern. Denn neben den Noten wird vor allem Wert auf das soziale und politische Engagement der Bewerberinnen und Bewerber sowie deren besondere persönliche Eigenschaften gelegt. Grundsätzlich werden Stipendium nicht nur von Ländern und Gemeinden, sondern auch von Unternehmen, Klinikkonzernen und -betrieben oder Privatpersonen vergeben. So fördert das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege beispielsweise Medizinstudenten, die sich verpflichten, später als Arzt für gewisse Zeit im ländlichen Raum tätig zu sein. Entsprechend der jeweiligen Institution können die Förderungen des Stipendiaten sowie die Dauer des Stipendiums, ganz unterschiedlich ausfallen.
Neben den klassischen finanziellen Förderungen, welche meist mit BAföG-Beträgen vergleichbar sind und somit zwischen 300 und 600 Euro liegen, bezuschussen die Institute vor allem auch Prüfungsvorbereitende Maßnahmen. Auch Reisekostenzuschüsse für Fortbildungen sowie kostenlose Teilnahmemöglichkeiten an Kursen, persönliche Begleitung durch Mentoren oder kostenlose Wohnmöglichkeiten in klinikeigenen Apartments, werden oftmals im Rahmen des Stipendiums ermöglicht. Grundsätzlich steht es jedem angehenden Medizinstudenten frei, sich auf ein Stipendium zu bewerben denn in den meisten Fällen stellt die Immatrikulation als Student der Humanmedizin die einzige generelle Grundvoraussetzung dar. Alle weiteren Vorgaben variieren von Institution zu Institution. Doch die Bewerbung auf ein Stipendium lohnt sich allemal: rund ein Drittel der Anträge werden bewilligt.
Bildungsfond oder Studienfond im Medizinstudium
Eine weitere Alternative zur Finanzierung des Medizinstudiums stellen Bildungsfonds, auch Studienfonds genannt, dar. Investoren zahlen Geld in Fonds ein, welche ausgewählten Studierenden finanzielle Unterstützung während des Medizinstudiums bieten soll. Die Investoren spekulieren darauf, dass die angehenden Mediziner/innen nach erfolgreich abgeschlossenem Studium, einen sicheren Job haben und gutes Gehalt beziehen. Denn bei dem Bildungsfonds für Mediziner/innen, handelt es sich um ein einkommensabhängiges Rückzahlungsmodell. In den meisten Fällen startet die Rückzahlung erst nach Studienabschluss und sobald das Einkommen des Mediziners/der Medizinerin einen bestimmten Betrag überschreitet.
Bei einem Großteil der Anbieter ist die Rückzahlung auf 10 bis 20 Jahre begrenzt und richtet sich nach einem festgelegten Prozentsatz des Einkommens. Die effektive Rückzahlung richtet sich dementsprechend stark nach der persönlichen Karriere und Zahlungsfähigkeit des Absolventen, wodurch die Freiheit in der Lebensplanung erhalten bleibt. Zusätzlich sind Höchstgrenzen sowohl für die jährliche Zahlung, als auch für die Gesamtzahlung festgelegt. So bietet beispielsweise Brain Capital angehenden Medizinstudenten/-innen finanzielle Unterstützung an. Diese bezieht sich auf den Asklepios Campus Hamburg sowie die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Nürnberg und Salzburg.
Nebenjob im Medizinstudium
Eine zusätzliche Möglichkeit die Finanzen während des kostenintensiven Medizinstudiums aufzubessern, stellen Nebenjobs dar. Neben dem finanziellen Anreiz, können sich die angehenden Mediziner gleichzeitig Erfahrung und Wissen für ihre spätere Karriere aneignen. Gleichzeitig bessern sie ihren Lebenslauf auf. So arbeiten viele Medizinstudenten zum Beispiel als Aushilfe im Krankenhaus. Dies bietet den Vorteil, dass die Medizinstudenten auf einer bestimmten Station tätig werden können. So lernen sie Fachrichtungen und zugehörige Fachärzte in der Praxis kennen. Darüber hinaus kommen die flexiblen Arbeitszeiten den Studenten zugute. Denn ein Krankenhaus braucht fast immer personelle Unterstützung, vor allem in der Nacht sowie an Wochenenden.
Auch der Nebenjob als Tutor/in ist sehr beliebt. Viele Institutionen bieten den Medizinstudierenden die Tätigkeit als Tutor/in an. Ziel ist es, anderen Studenten/-innen beim Lernen in einem Unterrichtsfach zu helfen, in welchem der/die Tutor/in besonders viel Wissen hat. Die Kombination zwischen Nebenjob und Studium fällt hier besonders leicht, da die Studierenden meist an ihrer eigenen Universität tätig sind. Hinzu kommt, dass nicht nur die reine Arbeitszeit, sondern auch die Vorbereitungszeit bezahlt wird.
Titelbild: envato elements