
Vietnam ist zwar ein kommunistisches Land, hat sich aber mittlerweile zu einem wahren Touristenmagnet entwickelt. Vietnam ist eines der beliebtesten Urlaubsziele Südostasiens mit jährlich über 5 Millionen Besuchern. Kein Wunder: das Land beherbergt eine der besten Küchen weltweit und kann mit faszinierenden Landschaften, außergewöhnlichen Städten und traumhaften Stränden punkten.
Inhaltsverzeichnis
Das Klima
Vietnam ist ganzjährig bereisbar. Durch seinen länglichen Aufbau von Nord nach Süd umfasst das Land mehrere Klimazonen, daher kann man das Klima in Vietnam nicht in einem Satz abhandeln. Während es beispielsweise in den Bergen im Norden des Landes zu Frost und gelegentlichen Schneefällen kommt, können die Temperaturen im Süden in der Trockenzeit bis über 40 °C Grad erreichen. Insgesamt lässt sich das Klima wie folgt beschreiben: im Norden Vietnams herrscht ein subtropisches Klima, im Süden des Landes herrscht das heiße tropische Klima. Die Famulatur wurde im Süden in der Großstadt Ho Chi Minh City durchgeführt. Trotz Regenzeit war es sehr warm und feucht in Vietnam. Regenzeit bedeutete Regen für 1 Stunde, ansonsten konnte man Sonne pur genießen.
Die Sprache
Die offizielle Landessprache in Vietnam ist Vietnamesisch. Diese Sprache wird von fast der gesamten Bevölkerung gesprochen. Es stellt jedoch kein großes Problem dar, wenn man kein Vietnamesisch spricht. Die Patienten sprachen meist nur vietnamesisch, aber mit den Ärzten kann man sich auf Englisch unterhalten. Ansonsten galt es, die Zeichensprache zu nutzen und auch damit war eine Verständigung möglich.
Die Bewerbung
Der Bewerbungsprozess war sehr einfach und es ist nicht schwer einen Platz im Krankenhaus in Saigon zu bekommen. Einige Studenten schilderten sogar, sie seien drei Tage vorher einfach im Krankenhaus vorbei gegangen und hätten die Woche darauf angefangen. Prompt bekommt man dann auch den letter of acceptance. Ein Visum gibt es beim Konsulat in Berlin für 88 €. Hinweis: seit 2015 muss für Deutsche Staatsbürger für Vietnam kein Visum mehr beantragt werden. Somit hat sich dieser Prozess nochmals vereinfacht.
Impfungen
Ein Impfcheck wird natürlich stark empfohlen. Eine Impfung für Hepatitis A und B hat man als Medizinstudent schon durchgeführt, des Weiteren sind Impfungen für Tetanus, Tollwut und Japanische Encephalitis sehr zu empfehlen. Die Kosten dafür tragen in der Regel alle gesetzlichen Krankenkassen. Daneben kann man Malarone mitnehmen gegen den Malariaschub, wenn kein Krankenhaus in der Nähe sein sollte. Ansonsten sollte man nicht viel einpacken, denn vor Ort gibt es alles was man braucht und man ist gut versorgt.
Der erste Tag
An meinem ersten Tag im Krankenhaus habe ich mich bei der Training Division gemeldet und habe alle Papiere abgegeben, die für die Famulatur ausgefüllt werden sollten. Ich musste vorab für jede Famulaturwoche 50 $ bezahlen. Warum weiß ich nicht, zumal in Vietnam wirklich nicht viel verdient wird. Selbst erfahrene Ärzte verdienen weniger als 1000 $.
Dann wurde ich meinem Chef aus der Anästhesie vorgestellt. Der leitende Oberarzt hat mich empfangen und mich die gesamte Zeit über sehr gut betreut. Gleich zu Anfang haben wir einen Plan gemacht, was ich alles lernen sollte. Ich habe den ersten Tag nur zugesehen und einen Einblick in die mir bevorstehende Arbeit erhalten. Ich wartete immer im Flur vor den OP Sälen, bis die Patienten herein geführt wurden. Die OP Assistenten legten normalerweise die Zugänge und bereiteten die Medikamente vor. Wenn ich Intubieren wollte oder Zugänge legen wollte, musste ich vorher die Assistentin fragen. Alle Mitarbeiter waren stets sehr hilfsbereit und unterstützen mich bei allen Aufgaben.
Am ersten Tag habe ich von 7 Intubationen keine alleine hinbekommen. Und von 9 Zugängen habe ich 8 vergeigt. Die Ärzte und Assis haben alle gelacht. Dies war jedoch kein verurteilendes sondern ein mitfühlendes Lachen – hier wird nicht geurteilt und man unterstützt sich wo man kann. Das gefällt mir sehr. Mit der Unterstützung habe ich auch sehr schnell Fortschritte gemacht und verfügte am Ende über sehr gute praktische Fähigkeiten.
Was mir wirklich Schwierigkeiten bereitet hat war, dass niemand im Krankenhaus verstanden hat was eine Latexallergie ist. Ich habe zwei Tage lang bei mindestens zehn Apotheken gefragt, bis ich am Ende latexfreie Handschuhe gefunden habe, leider nur in Größe S. Aber für die Arbeit in der Klinik haben sie gereicht.
Die nächsten Wochen
Ab Woche Zwei stand auf dem Plan, dass ich eine komplette Narkose vorbereite und durchführe. In Woche Drei sollte ich dann Medikamente mit aufziehen und in Woche Vier mit in die Patientenakten schauen. Ich habe eigentlich immer etwas zutun gehabt. Bei 32 Patienten als einziger Student ist es aber auch eine Herausforderung, alle Braunülen zu legen und möglichst oft zu intubieren. Des Weiteren durfte ich einen Bronchotube setzen und arterielle Zugänge legen.Der Arzt hat mich dabei stets unterstützt und mir geholfen.
Die Arbeitszeit betrug von 7:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Eine Mittagspause konnte ich mir immer nehmen. Essenszeiten sind für die Vietnamesen sehr wichtig. Oft wurde ich zum Essen eingeladen. Die Ärzte mochten den Kontakt mit ausländischen Studenten. Sie frischen auch gerne ihr Englisch auf oder wollen Kontakte knüpfen. Ausländische Studenten gab es übrigens sehr viele. Nicht ohne Grund, denn jeder durfte hier sehr viel selbst machen.
Das Krankenhaus selbst war brechend voll. Die Leute schlafen in den Gängen und auf den Betten sieht man manchmal zwei Patienten, die sich ein Bett teilen. Die Infusionen werden an Türgabeln gehängt und es wird Blut abgenommen ohne Handschuhe zu tragen. Dies ist sehr erschreckend bei einer HIV Rate von 10-15%. Es ist manchmal wenig Platz und ich habe ein wenig Angst, wenn man nach der chirurgischen Händedesinfektion erstmal 20 Meter gehen muss, um an den Tisch zu gelangen. Manchmal sieht man Chirurgen im OP Saal auf dem Boden sitzen oder sogar schlafen bis die Operation beginnt.
Die Stadt und das Land
In Saigon selbst findet man sich sehr schnell zurecht. Das Krankenhaus hat kein Schwesternwohnheim, die meisten Studenten wohnen in WGs oder im Hostel im Backpackerviertel. Ansonsten hat Saigon sehr viel zu bieten. Einen Hafen, ein Kriegsmuseum, den Präsidentenpalast und zahlreiche weitere Attraktionen warten darauf, von den zahlreichen Touristen erkundet zu werden. Am Wochenende kann man Tagestouren in das Mekong Delta oder zu den Kriegstunneln in Cu Chi buchen. Es gibt zahlreiche Reisebüros, die einem Trips ins ganze Land anbieten. Für das Wochenende kann man auch einen der zahlreichen günstigen Flüge buchen und sich an den Strand oder die Halongbucht bringen lassen. Wer das Land selbst erkunden möchte, kann auch mit Backpack losziehen und sich die Route selbst zusammen stellen. Das geht in Vietnam ohne Probleme.
In Saigon findet man alles. Von Streetfoodverkäufern bis zu ganzen Shopping Malls in denen gefälschte Waren verkauft werden Es gibt aber auch Schattenseiten. Leider beherbergt Vietnam viele Menschen mit krimineller Natur. Es gab Drogenhändler, Pickpockets, Einbrecher oder einfache Trickbetrüger. Mir selbst wurde mein Handy gestohlen und Falschgeld gegeben. Andere wurden direkt im Hostel beklaut oder in der Bus- oder der Bahnfahrt. Seid also vorsichtig in Saigon und nehmt euch vor Dieben in Acht!
Fazit: Vietnam ist eine Reise wert. Schafft man es zu Famulatur oder praktischen Jahr nach Vietnam, sollte man auf jeden Fall mehr Zeit einplanen, um das Land zu bereisen!
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Adresse: 201B Nguyen Chi Thanh Street, District 5, Ho Chi Minh City, Viet Nam
Abteilung: Anästhesie (Famulatur)
Cho Ray Hospital – Akademisches Lehrkrankenhaus Ho Chi Minh City University of medicine and pharmacy
Zeitraum des Auslandsaufenthaltes: 14.08 – 14.09.2013