Es gibt mehrere Gründe, sich als Mediziner in den Iran zu begeben. Zum einen die persische Kultur mit ihrer tiefgründigen Geschichte, mit vielen Traditionen und Sitten. Zum anderen wegen der islamischen Geschichte und der politischen Lage, über die tagtäglich berichtet wird.
Inhaltsverzeichnis
Im Iran findet man ein Volk, das sich nicht unterordnet und versucht, sich am besten mit der Situation anzufreunden. Dennoch sind alle Menschen sehr herzlich und gastfreundlich. Man fühlt sich bei den Menschen direkt wie zu Hause.
Wie ist die Medizin in dem Land, aus dem Avicenna, der berühmte Arzt, herkommt? Wie arbeitet ein Arzt in einem islamischen Land? Das sind interessante Fragestellungen, die durch ein im Iran beantwortet werden.
Sprachkenntnisse und Bewerbung
Ein Praktikum im Iran zu machen, ist ohne Sprachkenntnisse nicht empfehlenswert. Obwohl im medizinischen Bereich fast ausschließlich englische Begriffe benutzt werden, spricht der typische Patient Farsi mit dem Arzt. Dass man als Frau anders behandelt wird, habe ich nicht festgestellt. Ich bin zwar ein Mann, aber meine studentischen Kolleginnen und die weiblichen Hautärztinnen hatten die gleichen Arbeitsbedingungen wie die Männer.
Der Bewerbungsprozess ist einfach. Über die offizielle Seite der Tehran University of Medical Sciences (TUMS) klickt man sich durch und dann wird der Antrag abgeschickt. Einen zeitlichen Vorlauf für die Bewerbung braucht es kaum.
Famulatur Iran – Der erste Tag
Am ersten Tag ging es um 9 uhr los. Ich habe einen Plan bekommen, der mir zeigte wohin ich mich zu welcher Uhrzeit begeben sollten: Leishmaniose Klinik, Grand Round, Allgemeine Sprechstunde, Immunologielabor, Wundsprechstunde, Dermalab Forschungslabor und Lepra Sprechstunde. Mir wurde jedoch vieles offen gelassen und ich durfte nach meinen eigenen Wünschen dahin, wo man sich wohl fühlt. Es waren außer mir keine anderen ausländischen Studenten da.
Die Sprechstunde und Behandlung
Pro Tag waren zwei Abteilungen vorgesehen und die Arbeitszeit betrug aufgrund vom Ramadan von 9-12 Uhr und von 12-14 Uhr. Auch außerhalb vom Fastenmonat arbeiten die Ärzte nicht sehr viel länger dort, denn fast alle arbeiten noch in einer Privatpraxis und vielleicht noch einer weiteren Klinik. Mit den Patienten wird persisch gesprochen, Diagnosen und Behandlungen werden auf Englisch kommuniziert. Auch erklären die Ärzte sehr gerne auf Englisch.
Es gibt die allgemeine Sprechstunde, in der bis 10-20 Patienten von 9 – 12 Uhr behandelt werden. Es arbeiten zwei Ärzte dort, die sich die Tage aufteilen. Die Patienten reisen zum Teil von weit her in die Klinik. Die Sprechstunde ist staatlich und kostet einen Bruchteil dessen, was es in einer privaten Praxis kostet, deshalb kommen viele Patienten. Man sah einige fortgeschrittene Krankheiten, zum Beispiel Borreliose nach 20 Tagen mit multiplen Erythemen am ganzen Körper. Des öfteren kommen auch Skabies Patienten. Ich hab das erste Mal echt Angst gehabt. Die Ärzte untersuchen die Patienten z.T. auch ohne Handschuhe. Desinfektionsmittel gibt es nur im OP Raum.
Oft sieht man aber auch nur die allgemeinen Sachen wie Pickel, Flecken, Ekzeme, Sonnenflecken etc. Viele Patienten bringen ein Versicherungsbuch mit für die Medikamente, einige besitzen aber keines und kaufen die Medikamente privat. Bei einigen Patienten wird ein Patchtest durchgeführt, ansonsten Biopsien, Kürettagen und Laserbehandlungen im OP. Meist sieht man die Patienten dann öfters. Einige Männer kommen auch mit Geschlechtskrankheiten wie Warzen etc. Das Untersuchungszimmer ist ein Besprechungsraum ohne Liege. Füße werden ab und an auf den Tisch des Arztes gelegt. Ansonsten sitzt man auf dem Stuhl und zeigt die betroffenen Hautstellen.
Als Medizinstudent gibt es eigentlich keine Probleme mit den islamischen Regeln. Ich habe aber deutlich gespürt, dass sich einige Frauen sehr unwohl gefühlt haben, wenn so ein junger Student da sitzt und mit draufschauen möchte, selbst wenn es nur die Arme sind. Bei den Haarproblemen wurde dann das Kopftuch abgenommen.
Die Ärzte
Die Ärzte machen das Clinical Trial Center erst zu etwas sehr besonderem. Fast alle haben im Ausland studiert und sind Spezialisten auf ihrem Gebiet.
Da die Ärzte in weiteren Kliniken und Krankenhäusern tätig sind, kommt man sehr viel rum in Teheran, so das man die Möglichkeit hat überall reinzuschnuppern. Die Ärzte nahmen mich immer sehr gerne mit.
Insgesamt wäre dies eine wirklich tolle Erfahrung. Ich habe viele Einblicke in das Gesundheitssystem bekommen und auch die Dermatologie mit ihren vielen Gesichtern kennengelernt.
Die Regeln
In einem islamischen Land zu sein bedeutet aber auch, bestimmte Regeln zu beachten. Obwohl das persische Volk die islamischen Regeln nicht sehr streng nimmt, ist das Tragen eines Kopftuches Pflicht. Man sollte Frauen vielleicht nicht direkt intensiv in die Augen schauen und auch nicht die Hand geben. Schweinefleisch gibt es im Iran nicht.
Das Essen
Das Essen ist sehr lecker und auch sehr günstig. In einem edlen Restaurant kann man für 6€ Essen. Ansonsten kostet Essen 1-3€. Es gibt überall irgendwelche Läden. Von Konditoreien, die spezielle persische Köstlichkeiten herbeizaubern bis zu Läden mit Riesentöpfen, in denen Lammköpfe schmoren, findet man fast alles. Eigentlich sprechen die jungen Iraner alle Englisch, die Älteren jedoch vielmals nicht.
Das Essen kostet einen Bruchteil von dem Essen in Deutschland (z.B. eine Staude Bananen für 40cent). Das liegt aber auch an den derzeit sehr guten Wechselkurs von 1€ zu 4300 Toman. Geld wechseln kann man mit Euroscheinen direkt im Zentrum an der Ferdowsi Straße. Leider steigen die Preise sehr schnell und insbesondere Fleisch ist für das Volk kaum mehr bezahlbar. Man spürt, dass die Geldnot die Menschen sehr belastet.
Die Verkehrsmittel
Mit einer Metrokarte kann man den Bus, den Schnellbus (BRT genannt), und die Metro benutzen. Eine Fahrt kostet ca. 4 Cent. Natürlich kann man sich ein Taxi rufen (Argance genannt), eine Fahrt quer durch die Stadt kostet ca. 3-4 Euro. Vieles im Iran ist neben Persisch auch auf Englisch ausgeschildert.
Alles in allem eine super Erfahrung, die ich gerne weiterempfehle!
Adresse: Taleghani Ave, Nabshe Shahid Naderi Ave., No 415, Tehran
Akademisches Lehrkrankenhaus: Zugehörig der Tehran University of Medical Sciences (TUMS)
Zeitraum des Auslandsaufenthaltes: 15.07.2013-15.08.2013
Weitere Famulatur und PJ-Berichte im Ausland findest Du auf unserer Seite Famulatur im Ausland.
Alle weiteren Informationen gibt es in unseren Übersichtsartikeln zur Famulatur und zum praktischen Jahr.