Angst- und Zwangsstörungen sowie Depressionen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet, sodass die Behandlung mit einem Medikament wie Sertralin in den letzten Jahren für viele Patienten zu einer Option geworden ist. Experten gehen davon aus, dass etwa 8 % aller Deutschen unter 65 Jahren an depressiven Verstimmungen leiden. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Anzahl an Patienten mit Depressionen nochmal stark an.
Inhaltsverzeichnis
Sertralin weißt als neuartiges Serotonin-Wiederaufnahmehemmer vor allem im Vergleich zu älteren Antidepressiva ein günstigeres Nebenwirkungsprofil durch eine geringere Toxizität auf.
Was ist Sertralin?
Das Arzneimittel Sertralin zählt zu den selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmern. Es lässt sich somit den Antidepressiva zuordnen und wird Patienten zur Aktivierung und Stimmungsaufhellung verschrieben.
Zudem wirkt die Behandlung mit Sertralin angstlösend. Außerdem sind gute Erfolge bei der Behandlung von Zwangsstörungen dokumentiert worden.
Die Anwendung von Sertralin bezieht sich in der klinischen Praxis auf folgende Indikationen:
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Panikstörungen
- Depressionen
- Posttraumatische Belastungsstörungen
Sertralin – Wirkung
Wie wirkt Sertralin? Grundsätzlich hemmt dieses Arzneimittel die Wiederaufnahme von Serotonin in den Speicherzellen. Der Neurotransmitter Serotonin ist maßgeblich an der Entstehung von Depressionen beteiligt. Durch den Wiederaufnahmehemmer kann die Menge an freiem bzw. aktivem Serotonin gesteigert werden, was eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung hat. Diese ist kennzeichnend für alle Antidepressiva. Durch die Behandlung mit Sertralin wird ein Beitrag zum Wiedererreichen des Gleichgewichts der Botenstoffe im Gehirn geleistet.
Die Aufnahme von Sertralin erfolgt zu größten Teilen im Darm, von wo aus Patienten den Wirkstoff in der Leber verstoffwechseln. Mit Blick auf die gewünschte Wirkung bzw. Stimmungsaufhellung ist Geduld gefragt, denn ein Wirkeffekt zeigt sich erst nach ca. 2 Wochen.
Sertralin – Anwendung und Dosierung
Wie nehme ich Sertralin richtig ein? In aller Regel wird dieses Arzneimittel in Tablettenform oral eingenommen. Das kann täglich morgens oder abends mit einem großen Glas Wasser passieren. Die übliche Dosierung liegt zwischen 25 mg und bis zu 50 mg am Tag. Je nach Krankheit und Empfinden des Patienten, kann die Dosis in enger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auf bis zu 200 Milligramm pro Tag gesteigert werden.
Sertralin wirkt bei vielen Patienten in der Anfangsphase hauptsächlich antriebssteigernd. Es konnte beobachtet werden, dass die stimmungsaufhellende Wirkung erst einige Wochen später spürbar einsetzt. In einer akuten psychischen Krise mit Suizidgedanken ist es daher geboten, die Therapie mit beruhigenden Medikamenten zu erweitern.
Sertralin absetzen – Was ist zu beachten?
Falls sich Depressionen oder Zwangsstörungen deutlich verbessern, kann irgendwann über die Absetzung von Sertralin nachgedacht werden. Zu beachten ist, dass die Einnahme nicht von heute auf morgen sofort komplett eingestellt werden kann. Es ist notwendig, die Einnahme schrittweise über mehrere Wochen zurückzufahren, dies alles unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle.
Auch wenn Sertralin im engeren Sinne nicht abhängig macht, kann das Absetzen zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit oder Schlafstörungen führen. Dauer und Ausprägung möglicher Beschwerden beim Absetzen können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausfallen.
Sertralin – Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat die Einnahme von Sertralin? Am häufigsten klagen Patienten über Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall. Auch Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit können zu den Nebenwirkungen zählen. Bei mehr als 10 % der männlichen Patienten kann ein verzögerter Samenerguss eintreten, wobei die Libido insgesamt geschwächt werden kann. Auch sind Geschmacksveränderungen und Sehstörungen häufig von Patienten genannt worden.
Sertralin – Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Vorsicht ist bei gleichzeitiger Gabe von anderen, trizyklischen Antidepressiva geboten, deren Konzentration Sertralin erhöhen kann. Zu nennen sind Phenytoin sowie Carbamazepin (für Epilepsie), Haloperidol bei Psychosen und Lithiumsalze bei manisch-depressiven Störungen. Kann der Arzt keine Alternativtherapie einschlagen, muss die Sertralindosis ggf. angepasst werden.
Zu beachten sind auch mögliche Wechselwirkungen mit Getränken und Speisen. Auf Alkohol sollten Patienten möglichst gänzlich verzichten, da die Wirkung im zentralen Nervensystem für dieses Arzneimittel verstärkt werden könnte.
Was Gegenanzeigen und mögliche Langzeitschäden angeht, darf dieses Arzneimittel nicht zusammen mit einem Antidepressivum aus der Gruppe der so genannten MAO-Hemmer eingenommen werden. Hier sind Selegilin, Moclobemid und Tranylcypromin zu nennen. Durch die Wechselwirkung kann es zu einer gesundheitsschädlichen Erhöhung des Serotonin-Spiegels kommen. Daraus kann im Sinne einer Vergiftung das Serotonin-Syndrom entstehen, dass sich mit Zittern, Muskelstarre und Bewusstseinstrübungen äußern kann.
Von der Einnahme von Sertralin ist ebenfalls abzusehen, wenn schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen vorliegen. Auch bei Epilepsie, Grünem Star (Glaukom) und einer erhöhten Blutungsneigung wird der behandelnde Arzt das Nutzen-Risiko-Profil sehr individuell gewichten.
Sehr selten, d.h. bei einem bis zehn von 1.000 Patienten, kann dieses Arzneimittel einen Krampfanfall auslösen. In diesem Fall ist sofort ein Arzt aufzusuchen, die Einnahme sollte eingestellt werden. Im Falle von Fieber und Desorientierung ist auch dringend ein Gespräch mit dem Arzt erforderlich.
Häufige Fragen
- Was ist Sertralin?
- Wie lange bleibt Sertralin im Körper?
- Wann wirkt Sertralin?
- Welche Langzeitschäden können durch Sertralin verursacht werden?
- Sertralin morgens oder abends einnehmen?
Das Arzneimittel Sertralin gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Der Wirkstoff kommt für Patienten mit Depressionen und Zwangsstörungen in Frage: Er wirkt stimmungsaufhellend, angstlösend und aktivierend.
Laut klinischen Untersuchungen für dieses Arzneimittel ist von einer mittleren Halbwertszeit von etwa 26 Stunden auszugehen. Das zeigt, warum der Wirkstoff täglich eingenommen werden sollte.
Die Einnahme von Sertralin wirkt nicht sofort, sondern zeitlich verzögert. So werden Patienten die stimmungsaufhellende Wirkung meistens erst nach zwei bis vier Wochen spüren können. Bei einigen kann es länger als einen Monat dauern, bis sich eine deutliche Besserung einstellt.
Die genannten Nebenwirkungen sind nicht mit Langzeitschäden zu verwechseln: Sie verschwinden nach dem Absetzen oder der Verringerung der Dosis im Regelfall wieder. Im Vergleich zu älteren Antidepressiva erscheint die Anwendung von Sertralin gut verträglich, gravierende Langzeitfolgen sind noch nicht abschließend dokumentiert. Es gibt Hinweise, dass ab einem Alter von 50 Jahren das Risiko für Knochenbrüche steigen kann. Weitere Beobachtungen zu Langzeitschäden deuten an, dass die Einnahme Haarausfall begünstigen kann. Aber dieser geht meistens wieder zurück.
Die Anwendung von Sertralin sollte nach enger Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Beide Tageszeitpunkte sind grundsätzlich möglich. Für die Einnahme morgens spricht, dass das Medikament aktivierend wirkt. Patienten können so den Schwung für den neuen Tag nutzen.
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Springer-Verlag, 2012
- Sertralin gegen Depressionen, https://hausarztpraxispeine.de/... (Abrufdatum: 23.10.2022)
- Sertraline, https://www.nhs.uk/... (Abrufdatum: 23.10.2022)
- Klinische Studien zur Behandlung von Zwangsstörungen mit Sertralin, https://ichgcp.net/... (Abrufdatum 20.10.2022)
- Sertraline HCL – Uses, Side Effects, and More, https://www.webmd.com/... (Abrufdatum: 23.10.2022)