Midazolam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe kurzwirksamer Benzodiazepine. Es wirkt schlaffördernd, beruhigend, angstlösend und muskelentspannend und gehört zu den wichtigsten Mitteln zur Beruhigung vor Operationen oder bei Einschlafproblemen.
Inhaltsverzeichnis
Midazolam – Wirkung
Midazolam besitzt wie andere Benzodiazepine eine anxiolytische, sedierende, muskelrelaxierende, beruhigende, krampflösende sowie schlaffördernde und hypnotische Wirkung. Diese setzt direkt im zentralen Nervensystem an, wo es Einfluss auf die Nervenzellen nimmt. Es sorgt für eine vermehrte Produktion von GABA (Gamma-Arminobuttersäure), wodurch eine Hemmung der Nervenzellen herbeizuführen ist.
Medikamente mit dem Wirkstoff Midazolam:
- Midazolam
- Buccolam
- Dormicum
Midazolam – Anwendung und Dosierung
Bei der Anwendung und Dosierung kommt es auf das Medikament und den gewünschten Zweck des Einsatzes an.
Wann wird Midazolam eingesetzt?
Midazolam kommt in der Anästhesie sowie Intensivmedizin zum Einsatz, wobei es zur Beruhigung vor Operationen oder für die Sedierung vor und während operativer Eingriffe Verwendung findet. Ebenfalls wird es bei schweren akuten epileptischen Anfällen und als Langzeitsedierung von künstlich beatmeten Patienten/-innen angewendet.
Als Wirkstoff in anderen Medikamenten wird es bei Schlafstörungen, psychischer Anspannung sowie zur Angstlösung und Muskelverspannungen verordnet.
Wie wird Midazolam richtig eingenommen?
Midazolam wird zur Sedierung in der Regel intravenös verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt zwischen 0,2 Milligramm und 0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei der einmaligen Gabe sind zwischen 7,5 Milligramm und 15 Milligramm empfohlen. Die Anwendung sollte rund 30 Minuten vor dem erwünschten Sedierungseintritt stattfinden.
Buccolam wird bei Kindern und Jugendlichen meist als Mundlösung verordnet. Hier betragen die Dosierungen im Akutfall 2,5 Milligramm bei Kindern bis 18 Monate und 5 Milligramm bis 7,5 Milligramm Lösung ab einem Alter von zwei Jahre als maximale Tagesdosis. Ab zehn Jahren sind 10 Milliliter maximal einmal täglich im Bedarfsfall zu verabreichen. Eine zweite Tagesdosis sollte nur nach Rücksprache mit dem/-r Arzt/Ärztin erfolgen.
Die empfohlene Dosierung beträgt bei der Einnahme von Dormicum 7,5 bis 15 Milligramm pro Tag. Weil ältere und geschwächte Patienten/-innen oftmals intensiver auf Dormicum reagieren und weitere Faktoren die Dosis beeinflussen können, sollte diese zu Beginn 7,5 Milligramm nicht überschreiten. Die Einnahme sollte 20 bis 30 Minuten vor dem Schlafengehen vorgenommen werden.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Medikamente mit dem Wirkstoff Midazolam sind nicht plötzlich und eigenständig abzusetzen, weil dies zu Entzugserscheinungen mit umfangreichen Symptomen führen kann. Ist eine Absetzung erwünscht, ist der/die behandelnde Arzt/Ärztin stets hinzuzuziehen und eine medizinische Überwachung ist angeraten.
Der eingenommene Wirkstoff sorgt für ein reduziertes Reaktionsvermögen. Das Führen von Kraftfahrzeugen oder Maschinen ist deshalb zu unterlassen. Im schläfrigen Zustand können koordinierte Bewegungsabläufe eingeschränkt sein und das Unfallrisiko deutlich erhöhen.
Midazolam – Nebenwirkungen
Nach der Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff Midazolam kann es zu Nebenwirkungen kommen, die in ihrer Intensität und Dauer unterschiedlich auftreten können. Dazu zählen folgende:
- Amnesie (Teil- oder vollständiger Verlust des Erinnerungsvermögens)
- Dyspnoe (Atemnot und Atemdepressionen bis Atemstillstand, insbesondere nach raschem Injizieren und gleichzeitiger Einnahme von Opioden)
- kardiovaskuläre Effekte (Herz- und Gefäßstörungen meist nach zu hoher Dosierung, wie beispielsweise Herzstillstand)
- Reaktionen durch Überempfindlichkeit wie Angioödeme (Schwellungen), anaphylaktischer Schock und Hautausschläge
- Verwirrtheit und Desorientierung
- Stimmungs- und Gefühlsstörungen wie beispielsweise Euphorie
- Veränderungen der Libido
- Halluzinationen (Störung der Sinneswahrnehmung)
- Minderung der Aufmerksamkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- unsischeres Gang- und Bewegungsbild
- Sehstörungen
- Verstärkung vorhandener Depression
- Muskelschwäche
- Müdigkeit
- Abhängigkeitssyndrom ab ein oder zwei Wochen ab Einnahmedatum und bei regelmäßiger Verabreichung
- paradoxe Reaktion (gegenteilige Wirksamkeit wie erhöhte Erregbarkeit, Rastlosigkeit, Bewegungsdrang, Wutausbrüche und Aggressionen vor allem bei Kindern und älteren oder geschwächten Patienten/-innen)
- Rebound-Insomnie (Verschlechterung von Schlafstörungen nach plötzlichem Absetzen von Midazolam)
Midazolam- Wechselwirkungen
Werden parallel zu Midazolam folgende Medikamente eingenommen, kann dies zu Wechselwirkungen führen, die durch eine Dosisanpassung zu vermeiden sind:
- Azol-Antimykotika wie Itra-, Flu-, Keto-, Posa- und Voriconazol
- Verapamil und Diltiazem zur Behandlung von Herzkrankheiten und Bluthochdruck
- Makrolid-Antibiotika wie Ery-, Clari-, Teli- und Roxithromycin
- Antibiotika wie Rifampicin
- Medikamente zur Behandlung von Magen und Darm-Erkrankungen wie Cimetidin und Ranitidin
- Cholesterinsenker wie Atorvastatin
- Anti-Depressiva wie Nefazodon
- Mittel zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen (beispielsweise durch Chemotherapie) wie Aprepitant
- Proteasehemmer wie Rito-, Indi-, Nelfi- sowie Amprenavir
- HCV-Protease-Hemmer wie Boce- und Telaprevir
- Medikamente mit dämpfender Wirkung auf das zentrale Nervensystem
- Ticagrelor und Carbamazepin zur Behandlung/Vorbeugung bei akutem Koronarsyndrom
- Epileptika wie Clobazam
- Testosteronhemmer wie Enzalutamid
- HIV-Medikamente wie Efavirenz
- Inhalationsanästhetika
- Johanniskraut
Midazolam- Kontraindikationen
Midazolam darf unter bestimmten Gegebenheiten nicht oder nur unter strikter Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch eine/n Arzt/Ärztin eingenommen werden.
Überempfindlichkeit gegen Midazolam oder andere Benzodiazepine
Ist eine Überempfindlichkeit gegen Midazolam, andere Benzodiazepine oder weitere Bestandteile in diesen bekannt, ist der/die verschreibende Arzt/Ärztin darüber zu informieren. Dies beruht auf dem hohen Risiko, schwere allergische Nebenwirkungen zu erleiden, die es zu vermeiden gilt.
Schwere Ateminsuffizienz und/oder akute Atemdepression
Liegt eine Ateminsuffizienz und/oder Atemdepression vor, ist in der Regel von der Einnahme von Midazolam abzusehen. Durch diese kann sich der Zustand verschlimmern und das Risiko eines plötzlichen Atemstillstandes mit möglicher Todesfolge ist deutlich erhöht.
Schwangerschaft und Stillzeit
Midazolam ist während einer Schwangerschaft ausschließlich bei unumgänglicher medizinischer Notwendigkeit anzuwenden, weil von toxischen Wirkungen auf den Embryo auszugehen ist. Zudem sind Entzugserscheinungen nach längerer Einnahme während der Schwangerschaft von Mutter und dem Kind nach der Geburt nicht auszuschließen.
Ebenfalls ist auf die Anwendung zur Sedierung für eine Sectio caesarea (Kaiserschnitt) zu verzichten, da es zu Nebenwirkungen bei Mutter und Fetus sowie Neugeborenen kommen kann.
Der Wirkstoff Midazolam geht in die Muttermilch über, weshalb nach einer Einnahme/Verabreichung das Stillen mindestens für 24 Stunden auszusetzen ist.
Häufige Fragen zu Midazolam
- Was sind die Nebenwirkungen von Midazolam?
- Midazolam – wann einnehmen?
- Für was ist Midazolam gut?
- Wann darf man Midazolam nicht einnehmen?
Es können verschiedene Nebenwirkungen durch die Anwendung von Midazolam auftreten, die von Kopfschmerzen und Schwindel über Halluzinationen und Bluthochdruck bis zum Atemstillstand führen können.
Medikamente mit dem Wirkstoff sind ausschließlich nach Verordnung des/der Arztes/Ärztin einzunehmen. Der optimale Zeitpunkt ist rund 30 Minuten vor dem erwünschten Wirkungseintritt und im Akutfall unmittelbar gegeben.
Midazolam wird als Wirkstoff zur Sedierung, Beruhigung, gegen Angststörungen, Schlafstörungen, starke Muskelverspannungen sowie bei epileptischen Anfällen beziehungsweise Krämpfen bei Kindern und Jugendlichen angewendet.
Eine Einnahme sollte nicht während einer Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Vorliegen schwerer Atemerkrankungen und bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Midazolam, Benzodiazepinen oder andere beinhaltete Bestandteile erfolgen.