Angstzustände und Schlafstörungen können schnell zu einer enormen Belastung im Alltag werden: Lebensqualität geht verloren und schlechter Schlaf kann sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken. Erhebungen zufolge leiden in Deutschland etwa 25 % der Menschen an Schlafstörungen. Bei Schichtarbeitern sind es sogar mehr als 40 %. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele irgendwann mit dem Gedanken spielen, sich ein Medikament verschreiben zu lassen. Im folgenden Artikel sollen die Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen und das Abhängigkeitspotenzial als Problem näher beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Lorazepam?
Lorazepam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine, also ein Beruhigungsmittel. Anwendung findet es vor allem bei weit verbreiteten Angststörungen, aber auch eine kurzfristige Behandlung von Schlafstörungen bzw. Erregungs- und Spannungszuständen ist möglich.
Generell wirkt Lorazepam krampflösend, beruhigend und muskelentspannend, womit das Spektrum zur Anwendung grob skizziert ist. Nicht selten wird der Wirkstoff zur Beruhigung vor oder nach operativen Eingriffen eingesetzt. Ein oft verschriebenes Medikament mit dem Wirkstoff Lorazepam ist Tavor.
Lorazepam – Anwendung und Dosierung
Die Anwendung von Lorazepam bezieht sich vor allem auf die kurzfristige Behandlung von Angstzuständen, mit denen häufig auch massive Schlafstörungen verbunden sind. Mit Blick auf das noch zu diskutierende Abhängigkeitspotenzial ist es keine langfristige Lösung, diesen Wirkstoff dauerhaft einzunehmen. Ärzte und Apotheker empfehlen, die Einnahme auf einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen zu begrenzen. Natürliche Alternativen und Hausmittel sind vorzuziehen, zumal es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament handelt.
Einnahme von Lorazepam – Was ist zu beachten?
Grundsätzlich sind die Packungsbeilage und die Hinweise des behandelnden Arztes strikt zu beachten. Das Medikament ist nur auf Rezept erhältlich und somit nicht frei käuflich in Apotheken. Dabei sind Tabletten die übliche Darreichungsform. Für Patienten mit Schluckbeschwerden oder in einem schlechten körperlichen Zustand sind auch Injektionslösungen nutzbar. Diese kommen auch im medizinischen Notfall zum Einsatz. Meistens liegt die Dosierung zwischen 0,5 und 2,5 Milligramm, wobei diese über den Tag verteilt wird.
Lorazepam – Wirkung und Wirkdauer
Tavor wirkt als Beispiel angstlösend, beruhigend, krampflösend und muskelentspannend. Die Wirkung von Lorazepam setzt an den Verbindungsstellen (Synapsen) zwischen Nervenzellen im Gehirn an. Der Wirkstoff ist in der Lage, eine Unterform der GABA-Verbindungsstelle zu binden, Chloridkanäle zu öffnen und so die inhibitorische Wirkung von GABA, eines der wichtigsten Neurotransmitter im Gehirn zu verstärken. Grundsätzlich kann das Arzneimittel die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so in Gehirn und Rückenmark sein Wirkpotenzial entfalten.
Dabei reagiert jeder Körper individuell, ganz zu schweigen vom persönlichen Empfinden des Anwenders. Die Wirkung setzt recht schnell ein, wobei die Einnahme von Tabletten im Vergleich zu einer Injektion etwas zeitverzögert wirkt. Nach ca. 12 Stunden ist etwa die Hälfte des Wirkstoffes verstoffwechselt, die Ausscheidung vollzieht sich über den Harn. Diese Halbwertszeit erklärt, warum Lorazepam je nach Dosis mehrmals am Tag einzunehmen ist.
Wer Lorazepam zum Schlafen oder zur Behandlung von Angst- und Panikstörungen nutzen will, sollte Folgendes wissen: Im fortgeschrittenen Alter verlängert sich die Wirkung, sodass die Dosierung niedriger angesetzt werden kann.
Lorazepam Überdosis – Ab wann und was tun?
Wer eine Überdosierung befürchtet oder unter gravierenden Nebenwirkungen leidet, sollte nach der Einnahme von Lorazepam unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Die übliche Dosis bewegt sich in einem Rahmen zwischen 0,25 und 0,5 mg. Mit Blick auf das nicht zu leugnende Abhängigkeitspotenzial sollte die Dosis so gering wie möglich ausfallen. Die Tageshöchstdosis für Tavor liegt laut Hersteller bei 7,5 mg, die auf 2 bis 3 Einzeldosen verteilt wird. Wer Lorazepam gegen Schlafstörungen nutzen will, sollte abends die letzte Dosis zu sich nehmen.
Wer mehr als die Höchstdosis von 7,5 mg eingenommen hat, kann von einer Überdosierung ausgehen. Müdigkeit bis zur Bewusstlosigkeit, Benommenheit, Verwirrtheit und eine verringerte Atmung können die Folgen einer Überdosierung für Lorazepam sein.
Lorazepam – Nebenwirkungen
Meistens sind die Nebenwirkungen mit der dämpfenden, beruhigenden Wirkung zu erklären: Oft, d.h. bei mehr als jedem 10. Patienten, sind Schläfrigkeit und Benommenheit zu beklagen. Autofahren und das Führen von Maschinen sind aufgrund dieser Einschränkungen zu unterlassen. Das ist auch damit zu begründen, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit verlangsamt. Auch Mattigkeit, Schwindel, Verwirrtheit und Depressionen sind beobachtet worden. Das zeigt, warum Lorazepam zum Schlafen allenfalls zur Kurzzeitbehandlung geeignet ist.
Abgesehen davon, kann es im Einzelfall nach der Anwendung auch zu diesen Nebenwirkungen kommen:
- Übelkeit
- Blutdruckabfall
- Verstopfung
- Veränderungen im Blutbild
- Störungen des Gleichgewichts
- Gedächtnislücken
- Aggressionen
Lorazepam – Kontraindikationen und Wechselwirkungen
Wann ist von der Einnahme von Lorazepam abzusehen? Die Anwendung sollte nicht erfolgen, falls bereits eine Abhängigkeit durch einen Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine vorliegt. Bei vorliegenden Atemfunktionsstörungen, autoimmun vermittelter Muskelschwäche und einer bekannten Überempfindlichkeit gegen diese Wirkstoffe ist von der Anwendung abzusehen.
Mit Blick auf Wechselwirkungen ist zu beachten, dass die gleichzeitige Einnahme von anderen, dämpfenden Medikamenten die Wirkung verstärken kann. Wer Lorazepam einnehmen möchte, sollte seinen Arzt fragen, falls gleichzeitig angstlösende Mittel oder Antidepressiva eingenommen werden. Ähnliche Wechselwirkungen sind auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Schmerzmitteln, Antiallergika und Antiepileptika möglich.
Unter 18 Jahren ist die Anwendung nur in Ausnahmefällen empfohlen, wobei angesichts möglicher Nebenwirkungen und mit Blick auf das Abhängigkeitspotenzial eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung zu erfolgen hat. In der Notfallmedizin kann Lorazepam z. B. bei einem akuten Krampfanfall notwendig erscheinen. Bei einem Krampfanfall ist eine Injektion ab einem Alter von einem Monat in Notfällen zulässig.
Häufige Fragen
- Was ist Lorazepam?
- Wie schnell wirkt Lorazepam?
- Wie lange wirkt Lorazepam?
- Ist Lorazepam rezeptfrei erhältlich?
- Kann man Lorazepam überdosieren?
- Hilft Lorazepam bei Schlafstörungen?
Lorazepam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine. Tavor ist ein bekanntes Medikament mit diesem Wirkstoff. Die Einnahme ist für die kurzfristige Behandlung von Schlaf- und Angststörungen möglich. Länger als vier Wochen sollte Lorazepam nicht eingenommen werden: Es besteht ein hohes Abhängigkeitspotenzial.
Nach einer intravenösen Injektion tritt die Wirkung innerhalb weniger Minuten ein. Nach der Einnahme von Tabletten wirkt Tavor nach etwa 30 Minuten.
Für gewöhnlich wirkt Lorazepam zwischen sechs und zwölf Stunden, was zwei bis vier Tagesdosen erforderlich machen kann. Die Halbwertszeit liegt zwischen zwölf und 18 Stunden.
Nein, Lorazepam ist rezeptpflichtig. Es ist auch als Betäubungsmittel gelistet, sodass besonders strenge Regeln gelten. Auf Rezepten wird die Einzeldosis auf 2,5 mg begrenzt.
Das kann nur passieren, wenn die Tageshöchstmenge von 7,5 mg überschritten wurde. Bei Verwirrt- und Benommenheit sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Bei einer Überdosierung droht Bewusstlosigkeit.
Kann ich Lorazepam zum Schlafen einnehmen? Dieses Medikament ist allenfalls eine kurzfristige Akutlösung. Wer Tavor länger als 4 Wochen einnimmt, kann sich von dem Mediakament abhängig machen. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen explizit auf das Abhängigkeitspotenzial hin.
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