
Carvedilol ist ein pharmakologischer Wirkstoff, der als nicht-selektiver Betablocker fungiert und zusätzlich α1-Rezeptoren hemmt. Dieses dual wirkende Medikament findet vor allem Anwendung in der Herz-Kreislauf-Therapie, da es sowohl den Herzschlag verlangsamt als auch die Blutgefäße erweitert. Daher ermöglichen diese Eigenschaften eine effektive Behandlung von Herzinsuffizienz und Bluthochdruck.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Carvedilol?
Der Wirkstoff ist ein nicht-selektiver Betablocker mit einer zusätzlichen Blockade von α1-Rezeptoren. Diese doppelte Wirkung ermöglicht eine effektive Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen. Als Herz-Kreislauf-Medikament reguliert Carvedilol den Herzschlag und erweitert die Blutgefäße.
Carvedilol — Wirkung
Im Gegensatz zu anderen Betablockern wie Bisoprolol, die auf Beta1-Rezeptoren wirken, hat Carvedilol sowohl auf α1-Rezeptoren als auch auf ß-Rezeptoren Einfluss. Sowohl R- als auch S-Enantiomere bewirken gleichermaßen die α1-Rezeptorblockade. Hingegen sind die nicht-selektiven ß-adrenergen Rezeptorblocker hauptsächlich mit dem S-Enantiomer von Carvedilol assoziiert. Durch die gezielte Blockade der α1-Rezeptoren kommt es so zu einer Weitstellung der Gefäße (Vasodilatation). Außerdem kommt es zu einer Reduzierung des peripheren Gefäßwiderstands. Zugleich vermindert die ß-Blockade die Aktivität von Plasma-Renin, wodurch Flüssigkeitsretentionen (Ansammlung von Flüssigkeit im Körper) seltener auftreten.
In vitro zeigt Carvedilol antioxidative Eigenschaften, indem es die Wirkung freier Sauerstoffradikale hemmt. Die α1-antagonistische Wirkung bedingt eine arterielle und venöse Vasodilatation. Bei Herzinsuffizienz-Patienten/-innen verbessert Carvedilol die linksventrikuläre Ejektionsfraktion und reduziert die Herzgröße.
Wie ist Carvedilol einzunehmen?
Für die Behandlung der essenziellen Hypertonie wird üblicherweise mit einer anfänglichen Dosis von 12,5 mg Carvedilol einmal täglich gestartet, die nach zwei Tagen auf 25 mg einmal täglich erhöht werden kann. Dosisanpassungen erfolgen in zweiwöchigen Abständen, wobei die maximale Tagesdosis 50 mg einmal täglich oder 25 mg zweimal täglich beträgt.
Bei chronisch stabiler Angina pectoris beginnt man mit 12,5 mg Carvedilol zweimal täglich für die ersten beiden Tage, gefolgt von einer Erhöhung auf 25 mg. Die Dosis kann in ähnlichen Intervallen gesteigert werden, wobei eine maximale Dosis von 100 mg pro Tag empfohlen wird.
Für die Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz beginnt die Therapie mit 3,125 mg Carvedilol zweimal täglich über zwei Wochen. Bei Verträglichkeit kann die Dosis alle zwei Wochen auf 6,25 mg, dann auf 12,5 mg und schließlich auf 25 mg Carvedilol zweimal täglich gesteigert werden. In jedem Fall ist das Ziel, die höchste tolerierte Dosis zu erreichen.
Dabei sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen während der Einstellungsphase unerlässlich. Die Behandlung soll zudem individuell auf jede/n Patienten/-in abgestimmt werden und die Langzeittherapie erfordert ebenfalls die höchste verträgliche Dosis.
Wann wird das Medikament eingesetzt?
Carvedilol wird bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt: bei essenzieller Hypertonie, chronisch stabiler Angina pectoris, symptomatisch chronischer Herzinsuffizienz aller Schweregrade, unabhängig von ischämischem oder nicht-ischämischem Ursprung. Der Wirkstoff wird in Kombination mit Standardtherapien wie ACE-Hemmern und Diuretika verwendet, gegebenenfalls auch mit Digitalis. Bei chronischer Herzinsuffizienz sollte der Einsatz erst nach stabiler Einstellung (mindestens vier Wochen) einer konventionellen Basis-Herzinsuffizienz-Therapie erfolgen. Dies ermöglicht eine gezielte und effektive Anwendung von Carvedilol in verschiedenen medizinischen Kontexten.
Was gibt es bei der Einnahme des Betablockers noch zu beachten?
Die Tabletten sollten nicht zerkaut, sondern mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, am besten während einer Mahlzeit. Dies ermöglicht eine langsamere Aufnahme des Medikaments, was potenziell die Auswirkungen der Orthostase (Blutdruckregulation, die auftritt, wenn man von einer liegenden in eine aufrechte Körperhaltung wechselt) kann.
Eine Unterbrechung der Therapie von über einer Woche erfordert eine schrittweise Wiederaufnahme mit einer geringeren Dosierung. Bei einer Unterbrechung von mehr als zwei Wochen sollte die Therapie mit 3,125 mg Carvedilol zweimal täglich für zwei Wochen begonnen und dann schrittweise angepasst werden.
Im Falle von Nebenwirkungen wie Schwindel ist das Führen eines Fahrzeuges und das Bedienen einer Maschine nicht zu empfehlen.
Carvedilol — Nebenwirkungen
Sehr häufig (kann mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen):
• Kopfschmerzen
• Schwindel
• Herzversagen
• Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Häufige Nebenwirkungen (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen):
• Infektionen der Atemwege
• Harnwegsinfektionen
• Anämie
• Gewichtszunahme
• depressive Verstimmung
• Flüssigkeitsretention
• Übelkeit, Erbrechen
• Magen-Darm-Beschwerden
• Anstieg der Cholesterinwerte
• Ohnmachtsanfall
• Sehbeschwerden
Gelegentliche Nebenwirkungen (kann bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen):
• Schlafstörungen
• Albträume
• Halluzinationen, Verwirrtheit
• Taubheitsgefühl in den Händen oder Füßen
• Hautprobleme
• Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion)
• Verstopfung (Obstipation)
• Störungen im Herzleitungssystem
• Brustschmerzen durch verengte Herz-Blutgefäße (Angina pectoris-Anfälle)
Seltene Nebenwirkungen (kann bis zu 1 von 1.000 Behandelten betreffen):
• geringe Anzahl von Thrombozyten
• grippeähnliche Symptome
• Mundtrockenheit
Sehr seltene Nebenwirkungen (kann bis zu 1 von 10.000 betreffen):
• Leukopenie
• allergische Reaktionen
• Leberprobleme
• psychiatrische Störungen
Carvedilol — Wechselwirkungen
Die Einnahme von Carvedilol mit Herzglykosiden kann die Herzfrequenz senken und die AV-Überleitung verzögern. Ciclosporin führt zu erhöhter Plasmakonzentration. Cimetidin, Hydralazin und Alkohol erhöhen Verfügbarkeit von Carvedilol. Rifampicin reduziert hingegen den Carvedilol-Spiegel. Fluoxetin hemmt den Metabolismus, besonders das R-Enantiomer. Blutzuckersenkende Mittel verstärken die Insulinwirkung und maskieren so Hypoglykämiesymptome. Calciumantagonisten und Antiarrhythmika intensivieren kardiodepressive Effekte. Herzfrequenzsenkende Mittel wie Methyldopa, Clonidin, Guanfacin werden potenziert. Blutdrucksenker können ihre Wirkung erhöhen oder Nebenwirkungen intensivieren. Anästhetika und Narkotika steigern die negativ inotropen Effekte. Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure, Corticosteroide und Betablocker beeinflussen den Blutdruck negativ. Beta-agonistische Bronchodilatatoren können in ihrer Wirkung reduziert werden.
Carvedilol — Kontraindikationen
Carvedilol sollte in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:
• Überempfindlichkeit gegenüber Carvedilol
• kardiogener Schock
• unstabile oder dekompensierte Herzinsuffizienz
• akute Lungenembolie
• kurzfristige Ischämie des Herzmuskels (Prinzmetal-Angina)
• niedriger Blutdruck (systolischer Wert < 85 mmHg)
• Atrioventrikulärem (AV)-Block II. oder III. Grades (ohne permanente Schrittmacher-Implantation)
• Sinusknotensyndrom, inklusive sinuatrialem Block
• Cor pulmonale (rechtsventrikuläre Vergrößerung aufgrund einer Lungenkrankheit)
• Asthma bronchiale oder anderen Atemwegserkrankungen
• unbehandelter Nebennierenmarktumor (Phäochromozytom)
• signifikante Leberfunktionsstörungen
• metabolische Azidose
• gleichzeitige Anwendung von MAO-Hemmern (außer MAO-B-Hemmer)
• gleichzeitige intravenöser Therapie mit Verapamil, Diltiazem oder anderen Antiarrhythmika
Carvedilol in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft sollte Carvedilol nur bei überwiegendem Nutzen für die Mutter eingesetzt werden. Die Behandlung mit Betablockern sollte 48 bis 72 Stunden vor der erwarteten Geburt enden. Diese mindern die Plazentadurchblutung, was zu intrauterinem Fruchttod, Fehl- und Frühgeburten führen kann. Außerdem können ungewollte Wirkungen wie Hypoglykämie und Bradykardie bei Feten und Neugeborenen auftreten. Nach der Geburt besteht ein erhöhtes Risiko für kardiale und pulmonale Komplikationen. Es liegen derzeit keine klinischen Daten für exponierte Schwangere vor, jedoch zeigen tierexperimentelle Studien reproduktive Toxizität und Beeinträchtigung der weiblichen Fertilität nach einer Carvedilol-Behandlung.
Besondere Hinweise
Es wurde in sehr seltenen Fällen von schwerwiegenden Hautreaktionen wie toxische epidermale Nekrolyse (TEN) und Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) während der Carvedilol-Behandlung berichtet. Bei Patienten/-innen mit solchen Reaktionen, die möglicherweise auf Carvedilol zurückzuführen sind, sollte die Behandlung dauerhaft abgebrochen werden.
Die Anwendung als Dopingmittel kann zu positiven Testergebnissen führen und die Gesundheit gefährden.
Bei Kindern und Jugendlichen (< 18 Jahre) wird die Anwendung aufgrund fehlender Sicherheitsdaten nicht empfohlen.
Ältere Patienten/-innen könnten empfindlicher auf Carvedilol reagieren und benötigen eine umfangreiche Überwachung.
Häufige Fragen
- Wofür wird Carvedilol benutzt?
- Wie wirkt Carvedilol?
- Darf Carvedilol während der Schwangerschaft eingenommen werden?
Carvedilol wird bei essenzieller Hypertonie, chronisch stabiler Angina pectoris und symptomatisch chronischer Herzinsuffizienz aller Schweregrade angewendet.
Carvedilol blockiert α1-Rezeptoren und ß-Rezeptoren. Dadurch reguliert Carvedilol den Herzschlag und erweitert die Blutgefäße.
Von einer Einnahme während der Schwangerschaft wird grundsätzlich abgeraten.
Blutdruck Medikamente
- Roland Seifert: Basiswissen Pharmakologie. Springer-Verlag, 2021.
- Michael Freissmuth, Stefan Offermanns, Stefan Böhm: Pharmakologie und Toxikologie – Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie. Springer-Verlag, 2021.
- Amboss: Carvedilol. https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 06.09.2023)
Dieser Artikel ist nur zur Information bestimmt. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbst Behandlungen durchzuführen, anzufangen oder abzusetzen sowie Diagnosen zu stellen. Die Informationen können keine qualifizierte fachliche Ausbildung oder einen Arztbesuch ersetzen. Individuelle Inhalte und Informationen können leider nicht zur Verfügung gestellt und spezifische Fragestellungen nicht geklärt werden.