
ACE-Hemmer sind Arzneistoffe zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzschwäche sowie der Prophylaxe eines Herzinfarkts und eines Schlaganfalls Einsatz finden. Durch die Hemmung der Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE) senken sie den Blutdruck gesenkt.
Inhaltsverzeichnis
Schwerwiegende Nebenwirkungen kommen eher selten vor, weshalb die Medikamente in der Regel gut vertragen werden. Alles zu Wirkung, Anwendung, neben- und Wechselwirkungen in diesem Artikel.
Was sind ACE-Hemmer?
Bei ACE-Hemmern handelt es sich um gefäßerweiternde Arzneistoffe, welche die Freisetzung von den blutdrucksteigernden Katecholaminen Noradrenalin und Adrenalin verhindern. Somit wird der Gefäßwiderstand und damit der Blutdruck gesenkt. Die Anwendung des Medikaments findet insbesondere bei chronischem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und chronischer Herzinsuffizienz statt.
Als Vorlage für ACE-Hemmer dient seit den 1960er-Jahren aufgrund seiner blutverdünnenden Wirkung das Gift der Jararaca-Lanzenotter.
ACE-Hemmer – Wirkung
Das Angiotensin-Converting-Enzym ist Teil einer Kaskade, die den Blutdruck steuert, dem sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, kurz RAAS oder RAA-System. Dieses Enzym hat zwei Hauptaufgaben im Organismus. Es wandelt das inaktive Angiotensin-I in aktives Angiotensin-II um. Dies passiert unter Abspaltung der zwei C-terminalen Aminosäuren. Weiterhin katalysiert es den Abbau des Mediators Bradykinin in inaktive Produkte.
Der ACE-Hemmer bewirkt die Abnahme der Angiotensin-II-Konzentration an den Angiotensinrezeptoren (AT1 und AT2), da es die Umwandlung hemmt. Durch die Hemmung des Enzyms sinkt der Blutgefäßtonus. Das heißt die Blutgefäße weiten sich, der Widerstand nimmt ab und das Herz muss weniger Pumpkraft leisten. Somit nimmt der Blutdruck ab.
Weiterhin führt die Abnahme des Angiotensin-II-Spiegels zu einer Verringerung der Aldosteron-Freisetzung aus der Nebennierenrinde und damit zu einem Einfluss des Wasserhaushalts. In welchem Ausmaß die Senkung auf normale Blutdruckwerte erfolgt, hängt davon ab, wie hoch die Aktivität des RAA-Systems ist. So ist die Aktivität bei einer Herzinsuffizienz zum Beispiel sehr hoch, sodass die Dosierung nur einschleichend erfolgen sollte, um eine zu starke Blutdrucksenkung zu vermeiden. Bei einer Nierenerkrankung wie der diabetischen Nephropathie führen ACE-Hemmer zu einer verminderten Proteinausscheidung und verhindern ein Fortschreiten der Erkrankung (Nephroprotektion).
ACE-Hemmer – Anwendung und Dosierung
ACE-Hemmer werden in der Regel in Tablettenform eingenommen. Bei der Dosierung sollte man sich an die Anweisungen des/-r Arztes/Ärztin halten, da diese/r die konkrete Dosierung individuell auf die Bedürfnisse und das Krankheitsbild abstimmen kann. Die Allgemeine Dosierungsempfehlung für eine erwachsene Person liegt bei einer halben bis einer ganzen Tablette, die einmal täglich eingenommen wird. Die Empfehlung für den Zeitpunkt der Einnahme liegt morgens, unabhängig von der Mahlzeit.
Wann werden ACE-Hemmer eingesetzt?
ACE-Hemmer gelten als das Mittel erster Wahl bei Bluthochdruck. Dies ist sowohl allein in der Monotherapie der Fall als auch in Kombination mit anderen Blutdrucksenkern, also in der Kombinationstherapie, insbesondere mit Diuretika oder Calciumantagonisten.
Bei Bluthochdruckformen, die mit einem niedrigerem Renin-Spiegel im Blutplasma einhergehen, zum Beispiel Conn-Syndrom, zeigen die Medikamente allerdings eine unzureichende Wirkung. Weiterhin werden sie bei einer chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt, da die Therapie als lebensverlängernd erwiesen ist. Dies beruht vermutlich auf der Senkung der Nachlast und Verminderung der Wandspannung des Herzmuskels durch die Abnahme von Angiotensin II.
Zur Prophylaxe eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls, zur kurzzeitigen Nachbehandlung nach einem Herzinfarkt und bei einer Herzmuskelentzündung werden ACE-Hemmer ebenfalls eingesetzt. Darüber hinaus findet der Einsatz bei einer diabetischen Nephropathie statt. Dabei muss man allerdings beachten, dass sie in diesem Fall nicht in Kombination mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern eingenommen werden dürfen. Auch wenn beide Medikamente nephroprotektiv (nierenschützend) wirken, zeigt die Kombinationstherapie in der kanadischen ONTARGET Studie eine verschlechterte Nierenfunktion.
Wie werden ACE-Hemmer richtig eingenommen?
Beim einem ACE-Hemmer handelt es sich um ein Medikament, welches zu Beginn der Behandlung eingeschlichen werden sollte. Die Menge des Wirkstoffes wird nach und nach erhöht, bis die optimale Dosierung erreicht ist. Somit kann sich der Körper langsam an das Medikament gewöhnen und mögliche Nebenwirkungen werden verringert.
Wichtig ist, dass die Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Diabetiker/innen, ältere und geschwächte Personen sowie Patienten/-innen mit Nierenfunktionsstörungen müssen eventuell die Dosis reduzieren. Grundsätzlich sollte die Einnahme von Medikamenten immer in Absprache des/-r behandelnden Arztes/Ärztin erfolgen.
Was gibt es bei der Einnahme von ACE-Hemmern noch zu beachten?
Während der Einnahme eines ACE-Hemmers sollte man regelmäßig den Kaliumspiegel und die Nierenfunktion überprüfen lassen. Der Kaliumspiegel steigt durch die Einnahme des Medikaments häufig an. Da ein zu hoher Kaliumspiegel gefährlich werden kann, sollte man diesen kontrollieren. Ist dabei die Nierenfunktion eingeschränkt erhöht dies das Risiko für Komplikationen, da der Körper das Kalium nicht schnell genug ausscheiden kann.
In der Regel finden diese Untersuchungen vor Beginn der Behandlung, vier Wochen nach Beginn der Behandlung und anschließend im vierteljährlichen Takt statt. Bei einer Überdosierung kann es zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Koma oder Störungen des Herz-Kreislaufsystems. Daher sollte man im Falle einer Überdosierung oder bei Verdacht auf eine Überdosierung sofort mit einem/-r Arzt/Ärztin sprechen.
Hat man die Einnahme vergessen, kann man sie zum nächsten Zeitpunkt wie geplant fortsetzen. Dabei sollte die reguläre Dosis (also NICHT zum Ausgleich die doppelte Menge!) eingenommen werden.
ACE-Hemmer – Nebenwirkungen
Wer ACE-Hemmer einnimmt kann Nebenwirkungen wie trockener Husten, Reizhusten, Heiserkeit und Halsschmerzen, Schwäche- und Schwindelgefühle oder einen zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) erleben. Die Hypotonie kann wiederum zu Schwindel, Kopfschmerzen und Benommenheit führen.
Der trockene Husten tritt in den ersten drei Monaten bei bis zu 35 Prozent der Patienten/-innen auf. In diesem Fall sollte man den/die Arzt/Ärztin konsultieren, da der ACE Hemmer gegebenenfalls abgesetzt und durch ein anderes Medikament getauscht werden sollte. Durch den Eingriff in den Wasser- und Elektrolythaushalt können gelegentlich Nierenfunktionsstörungen auftreten. Eine vermehrte Ausscheidung von Protein im Harn (Proteinurie) und akutes Nierenversagen treten dagegen nur selten auf.
Bei fast allen Patienten/-innen kann eine klinisch irrelevante Erhöhung des Kaliumspiegels beobachtet werden. Bei weniger als zehn Prozent der Patienten/-innen tritt eine Elektrolytstörung (Hyperkaliämie), mit erhöhtem Kalium im Blut, auf. Weitere Nebenwirkungen, die häufig auftreten können, sind gastrointestinale Beschwerden, wie Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen sowie Geschmacksstörungen, Muskelkrämpfe und Muskelschmerzen (Myalgien). Hautreaktionen, wie makulopapulöse Exantheme oder Nesselsucht, können ebenfalls auftreten. Schwere allergische Hautreaktionen kommen dagegen selten vor.
Ebenso selten treten Asthmaanfälle und Atemnot, schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse, wie Angina Pectoris, Herzinfarkt und Synkope sowie Sehstörungen und Verwirrtheit auf. Ein Angioödem gilt als ACE-Hemmer charakteristische Nebenwirkung, wird allerdings nur selten beobachtet.
Bei einer Einnahme von über fünf Jahren besteht ein um 14 Prozent erhöhtes Risiko für Lungenkrebs. Bei einer Einnahme von über zehn Jahren erhöht sich das Risiko um 31 Prozent.
ACE-Hemmer – Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen mit immunsuppressiv wirkenden Arzneistoffen, zum Beispiel Immunsuppressiva, Zytostatika und Glucocorticoid. In Verbindung mit einem ACE-Hemmer werden blutbildverändernde Nebenwirkungen der Wirkstoffe verstärkt. Bei oralen Antidiabetika und Insulin wird die blutzuckersenkende Wirkung verstärkt. Weiterhin wird aufgrund des Eingriffs in den Wasser- und Elektrolythaushalt der ACE-Hemmer die Ausscheidung von Lithium verlangsamt.
Bei kombinierter Anwendung mit kaliumsparenden Diuretika wird der Anstieg des Kaliumspiegels verstärkt. Kombiniert man ACE-Hemmer mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln ist eine verstärkte Blutdrucksenkung und somit ein zu niedriger Blutdruck möglich. Nach der Einnahme kochsalzreicher Kost kann vereinzelt eine verringerte blutdrucksenkende Wirkung beobachtet werden.
ACE-Hemmer – Kontraindikationen
Zu den ACE -Hemmer-Kontraindikationen gehören insbesondere die Schwangerschaft und Stillzeit sowie unterschiedliche Nierenfunktionsstörungen. Aber auch weitere Faktoren können gegen eine Einnahme eines ACE-Hemmers sprechen. Ob die Behandlung mit einem ACE-Hemmer möglich ist oder nicht wird individuell mit dem/-r Arzt/Ärztin besprochen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft dürfen ACE-Hemmer nicht eingenommen werden. Dasselbe gilt für die Stillzeit nach der Geburt. Weiterhin wird die Einnahme von ACE-Hemmern während des ersten Schwangerschaftstrimesters nicht empfohlen.
Nierenfunktionsstörungen
Personen, die nur eine Niere haben oder deren Nieren schlecht durchblutet werden, dürfen keine ACE-Hemmer einnehmen. Ebenso wird Menschen, die an einer Nierenfunktionsstörung oder an einer Erkrankung des Immunsystems leiden von der Einnahme eines ACE-Hemmers abgeraten. Ebenso sollte man die Einnahme bei einer signifikanten beidseitigen Nierenarterienstenose oder bei nur einer funktionierenden Niere mit einer Nierenarterienstenose vermeiden.
Weitere Kontraindikationen
Weitere Kontraindikationen sind die Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Wirkstoffes, ein Angioödem in der Anamnese, beim primären Hyperaldosteronismus (krankhafte Überproduktion des Hormons Adosteron) oder eine schwere Aortenstenose. Um eine anaphylaktische Reaktion zu verhindern, dürfen ACE Hemmer im Falle einer Dialyse oder Hämofiltration mit High-Flux-Membranen, während einer LDL-Apherese mit Dextransulfat oder während einer Desensibilierungstherapie gegen Insektengifte nicht eingekommen werden.
Häufige Fragen
- Welche Medikamente gehören zu den ACE-Hemmern?
- Was ist besser: ACE-Hemmer oder Betablocker?
- Wie heißen die ACE Hemmer?
- Was ist eine typische Nebenwirkung von ACE-Hemmern?
- Wie wirken ACE-Hemmer einfach erklärt?
- Welche Nebenwirkungen haben ACE Hemmer?
Zu den ACE-Hemmern gehören z.B. Benazepril, Captopril, Lisinopril, Ramipril oder Zofenopril.
Ob ein ACE-Hemmer oder ein Betablocker besser für die Behandlung geeignet ist, hängt vom individuellen Krankheitsbild ab und wird von dem/r Arzt/Ärztin abgewogen. Grundsätzlich liegt die Empfehlung bei einer koronaren Herzkrankheit, nach einem Herzinfarkt, bei Herzschwäche, Vorhofflimmern oder einer anderen Herzrhythmusstörung bei Betablockern, während bei Bluthochdruck ACE-Hemmer besonders geeignet sind.
Die internationale Freinamen der ACE-Hemmer enden in der Regel auf -pril. ACE-Hemmer heißen zum Beispiel Ramipril, Captopril, Perindopril oder Lisinopril.
Zu den typischen Nebenwirkungen von ACE-Hemmern gehören Reizhusten, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Blutdruckabfall oder Hyperkaliämie.
ACE-Hemmer hemmen die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II. Aufgrund geringerer Bildung Von Ang II weiten sich Blutgefäße und der Blutdruck nimmt ab.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Trockener Husten, Reizhusten, Exantheme, Geschmacksstörungen, Nierenversagen, Hyperkaliämie oder immunologische Reaktionen wie angioneutotisches Ödem.
Blutdruck Medikamente
1. Apotheken Umschau, Beipackzettel von ACE Hemmer-ratiopharm comp. 50 mg/25 mg Tabletten, https://www.apotheken-umschau.de/... (Abrufdatum: 10.10.2022)
2. Herzstifung.de, Betablocker, https://www.herzstiftung.de/... (Abrufdatum: 10.10.2022)
3. Ratiopharm, ACE-Hemmer-ratiopharm 25 mg Tabletten, https://www.ratiopharm.de/... (Abrufdatum: 10.10.2022)
4. Psychrembel, ACE-Hemmer, https://www.pschyrembel.de/... (Abrufdatum: 10.10.2022)