
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Zufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten aus? Dieser Frage geht der Medscape Physician Lifestyle & Happiness Report 2021 nach. Mehr als 12.000 US-amerikanische Ärztinnen und Ärzte haben die Umfrage beantwortet. An den Ergebnissen lässt sich deutlich erkennen, wie herausfordernd das vergangene Jahr 2020 für Mediziner war. Weiterhin zeigt sich, welche Facharztgruppen sich die meisten Sorgen um die Zukunft machen und wer eher positiv in die kommenden Monate blickt.
Corona-Pandemie wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit aus
Die Medscape Umfrage zeigt, dass sich die Corona-Pandemie deutlich auf das Zufriedenheitsempfinden von Ärztinnen und Ärzten ausgewirkt hat. So gaben im März 2020 noch 43 Prozent der Befragten an, außerhalb der Arbeit sehr glücklich zu sein. Immerhin 39 Prozent bezeichneten sich als einigermaßen glücklich. Nur zwei Prozent waren überhaupt nicht glücklich. Zum Umfragezeitpunkt zehn Monate später sieht das Bild bereits ganz anders aus. Nur noch 20 Prozent der Befragten bezeichnen sich nun als sehr glücklich. 38 Prozent sind weiterhin einigermaßen glücklich. Die Zahl der Befragten, die sich als überhaupt nicht glücklich bezeichnet, ist auf sechs Prozent gestiegen.
Welche Facharztgruppen machen sich die größten Sorgen um die Zukunft?
Zur wachsenden Unzufriedenheit trägt unter anderem bei, dass sich viele Ärztinnen und Ärzte aufgrund von COVID-19 und der nach wie vor hohen Fallzahlen Sorgen um die Zukunft machen. Insgesamt 67 Prozent der Befragten schauen einigermaßen oder sogar ziemlich sorgenvoll auf die kommenden Monate. Neun Prozent geben an, sich große Sorgen zu machen. 20 Prozent blicken dagegen eher sorgenlos in die Zukunft.
Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Facharztgruppen: Unter den Rheumatologen (14 Prozent) sowie den Allergologen und Immunologen (13 Prozent) ist die Gruppe der Mediziner, die eher ängstlich auf die nächsten Monate blicken, besonders groß. Auf Platz drei stehen die Kinderärzte: 12 Prozent von ihnen machen sich große Zukunftssorgen. Unter den Medizinern aus den Fachbereichen Radiologie, Rehabilitation, Onkologie, Urologie, Orthopädie, Plastische Chirurgie und Nephrologie machen sich dagegen nur wenige Befragte Sorgen um die nächsten Monate.
Wie entspannen Ärztinnen und Ärzte vom Berufsalltag?
Wichtig für eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist, dass sich Mediziner ausreichend Zeit für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlempfinden nehmen. Der Umfrage zufolge ist das bei gut einem Drittel der Befragten (35 Prozent) der Fall. Unter den Männern geben dabei 39 Prozent der Befragten an, sich regelmäßig oder immer aufs eigene Wohlbefinden zu konzentrieren. Bei den Frauen liegt dieser Anteil bei 28 Prozent. Insgesamt 19 Prozent der befragten Mediziner nehmen sich nur selten oder nie ausreichend Zeit für das eigene Wohlbefinden.
Auf welche Weise kümmern sich Ärztinnen und Ärzte um ihre körperliche und psychische Gesundheit? Auch danach hat Medscape die Mediziner befragt. 66 Prozent der Umfrageteilnehmer versuchen, sich mit Hobbys wie Lesen, Kochen, Gartenarbeit oder ähnlichem zu entspannen. 65 Prozent treiben Sport, 63 Prozent verbringen Zeit mit der Familie oder mit Freunden. Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) bemüht sich außerdem, ausreichend Schlaf zu bekommen. 45 Prozent der Befragten ernähren sich gesund. Sieben Prozent geben an, eine Therapie zu besuchen.
Die Mehrheit der befragten Ärztinnen und Ärzte bezeichnet sich als sportlich. Insgesamt 71 Prozent geben an, mindestens zweimal in der Woche Sport zu treiben. 20 Prozent trainieren einmal in der Woche oder weniger. Nur zehn Prozent sagen, dass sie überhaupt nicht trainieren.
Wie viel Alkohol konsumieren Ärzte?
Die Medscape Umfrage geht auch auf den Alkoholkonsum der Mediziner ein. Etwa die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte nimmt pro Woche weniger als ein alkoholisches Getränk zu sich. Im Vergleich zu 2020 ist dieser Anteil etwa gleichgeblieben. Mit steigendem Alter der Befragten steigt dabei auch die Menge der konsumierten alkoholischen Getränke. Während nur acht Prozent der 25- bis 39-Jährigen mehr als sieben alkoholische Getränke in der Woche zu sich nehmen, sind es in der Gruppe der 55- bis 73-Jährigen 13 Prozent.
Wie ist es um die private Zufriedenheit der Mediziner bestellt?
Zur Zufriedenheit außerhalb der Arbeit trägt unter anderem das Beziehungsglück bei. 85 Prozent der Befragten sind verheiratet oder leben in einer Beziehung. Unter den Männern sind es sogar 90 Prozent, unter den Frauen 77 Prozent. Mehr als 80 Prozent der verheirateten Mediziner bezeichnen ihre Ehe als glücklich. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich dieser Wert nicht verändert.
Würden Ärzte für eine bessere Work-Life-Balance auf Gehalt verzichten?
Die Medscape Umfrage wollte von Ärztinnen und Ärzten auch wissen, ob sie für eine bessere Work-Life-Balance auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden. 47 Prozent beantworten diese Frage mit „ja“, 53 Prozent können sich das nicht vorstellen.
Unter den Befragten, die für mehr private Zufriedenheit auf Gehalt verzichten würden, könnten sich 20 Prozent vorstellen, mit 10.000 US-Dollar weniger im Jahr auszukommen. 32 Prozent wären bereit, auf bis zu 20.000 US-Dollar ihres Jahresgehalts zu verzichten, 31 Prozent würden sich das Gehalt sogar um 20.001 bis 50.000 US-Dollar kürzen lassen.