
Auf Portalen für Arbeitgeberbewertungen wie Kununu oder Glassdoor steht ungeschönt, was Arbeitnehmer/innen von ihrem Job halten. Vor allem die Anonymität des Internets vereinfacht es, negative Bewertungen zu veröffentlichen. Doch was können Arbeitgeber des Gesundheitswesens gegen schlechte Bewertungen tun und muss wirklich jede noch so ungerechtfertigte Bewertung akzeptiert werden?
Warum Arbeitgeberbewertungen immer wichtiger werden
Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom, informieren sich rund 47 Prozent der Internetnutzer/innen über Online-Bewertungen von Arbeitgebern auf Portalen wie kununu.com, glassdoor.de oder meinchef.de. Ganze 44 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass die Bewertung ihre Entscheidung für einen Jobwechsel beeinflusst habe.
Arbeitgeber-Bewertungen sind für Bewerber/innen, allerdings auch für Investorinnen/Investoren und Patient/innen zunehmend von Bedeutung. Wirft man einen Blick auf die Arbeitgeber-Bewertungen deutscher Krankenhäuser, so zeigen sich große Unterschiede in den Bewertungen. Während die Fachkräfte des Gesundheitswesens zufrieden mit den Aufgabengebieten (3,64 Punkte), dem Kollegenzusammenhalt (3,55) und der Gleichberechtigung (3,54) sind, werden die Work-Life-Balance (3,05), sowie das Vorgesetztenverhalten (2,92) und die Kommunikation (2,91) weniger gut bewertet. Dabei ist es für Krankenhäuser in Zeiten des Fachkräftemangels besonders von Bedeutung, sich auf den diversen Bewertungsportalen als attraktive, transparente und authentische Einrichtung zu präsentieren, um neue Fachkräfte des Gesundheitswesens für sich zu gewinnen. Denn so vielversprechend die Stellenausschreibung auch klingen mag, eine schlechte Arbeitgeberbewertung kann interessierte Bewerber schnell abschrecken.
Was Sie im Umgang mit negativen Arbeitgeberbewertungen vermeiden sollten
Viele Firmen reagieren gar nicht, wenn sie eine schlechte Bewertung auf einer Arbeitgeberbewertungsplattform wie Kununu, Glassdoor und Co. erhalten. Andere wiederum, antworten nur mit Standardfloskeln. Dabei sollte man die Bewertungen von Arbeitnehmer/innen ernst nehmen, denn sie tragen maßgeblich dazu bei, welche Wirkung die Einrichtung nach außen transportiert und wie sie von potenziellen Bewerber/innen, Patient/innen und Investorinnen/Investoren wahrgenommen wird.
Darüber hinaus bringt es einen entscheidenden Mehrwert mit sich, mit der Community in einen Dialog zu treten. Indem man auf kritische Kommentare konstruktiv antwortet und zu Unrecht negativ bewertete Aspekte richtigstellt, kann man einen großen Mehrwert aus positiven sowie negativen Arbeitgeberbewertungen ziehen. Begegnet man den Verfassern negativer Bewertungen auf Augenhöhe, so signalisieren Sie, dass Ihre Einrichtung offen für konstruktive Kritik- und an stetiger Verbesserung interessiert ist.
Copy-Paste Antworten
Im Umgang mit negativen Arbeitgeberbewertungen sollten vor allem vorgefertigte Standartfloskeln vermieden werden. Die Verfasser/innen der Bewertungen sollten grundsätzlich namentlich angesprochen, und die Antwort individuell auf ihr/sein Anliegen verfasst werden. Allgemeine Antworten die einfach von einer Beschwerde zur nächsten ausgeschnitten und eingefügt werden, sind in der Regel leicht zu erkennen und werfen kein gutes Bild auf die Einrichtung und dessen Verantwortliche.
Bewertungen ignorieren
Eine der größten Einflussmöglichkeiten, die einem Arbeitgeber auf Kununu und Co. zur Verfügung stehen, ergibt sich aus der Möglichkeit, Stellung zu insbesondere negativen Kommentaren nehmen zu können. Eine Antwort sollte man grundsätzlich immer als Chance sehen, den Standpunkt des Krankenhauses darzulegen. Eine fehlende Reaktion kann nach außen hin suggerieren, dass es den Verantwortlichen der Einrichtung gleichgültig ist, wie es von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Negative Bewertungen sollte man daher keinesfalls ignorieren, sondern ausführlich betrachten und entsprechend beurteilen. Klagen beispielsweise viele ehemalige Arbeitnehmer/innen oder Bewerber/innen über ein ähnliches Problem, könnte dies ein Anstoß sein, die Missstände nun wirklich mal anzugehen.
Negativ antworten
Meist ist die Motivation eine negative Bewertung abzusetzen bei unzufriedenen Mitarbeiter/innen oder Bewerber/innen größer als bei zufriedenen. Viele nutzen Plattformen der Arbeitgeberbewertungen zunehmend, um Frust abzulassen oder sich schlicht und ergreifen zu rächen. Nicht selten können die Bewertungen demnach ordentlich unter die Gürtellinie gehen. Um ein seriöses Image der Einrichtung nach außen zu gewährleisten, sollte eine verbale Schlammschlacht dennoch in jedem Falle vermieden werden. Der/dem Verfasser/in der Bewertung, sollte man ruhig und sachlich und vor allem lösungsorientiert begegnen.
So reagieren Sie am besten auf negative Arbeitgeberbewertungen
Eine schlechte Arbeitgeberbewertung ist noch lange kein Weltuntergang. Denn eine Reaktion lohnt sich sogar: Arbeitgeber, die Stellung zu ihren Bewertungen auf Kununu beziehen, zeichnet die Plattform automatisch mit dem Gütesiegel „Open Company“ aus. Das Siegel ist sowohl auf der Kununu– als auch auf der Xing-Seite des Unternehmens sichtbar und steht in der Community für eine offene Unternehmenskultur. Zudem kann man jede schlechte Bewertung auch als Chance sehen, die eigene Betriebsblindheit abzulegen und einen genaueren Blick auf interne Prozesse zu werfen. Anonyme Mitarbeiterbewertungen können dann den notwendigen Anstoß geben, um die Situation mit anderen Augen zu sehen und entsprechend anzupassen.
Verantwortlichen festlegen
Zunächst ist es ratsam einen Verantwortlichen festzulegen, der für die Pflege des Unternehmensaccounts der Arbeitgeberbewertungsportale wie Kununu oder Glassdoor zuständig. Einrichtungen wie Krankenhäuser sollten zudem einen Leitfaden erstellen, in welcher Form auf positive sowie negative Bewertungen reagiert wird, in welchem Umfang die Antworten erfolgen sollen und aus welcher Sicht sie verfasst werden.
Empathie zeigen
Arbeitgeber sollten sich zudem vor Augen halten, dass die/der Verfasser/in einer negativen Bewertung gegebenenfalls Gründe hatte, eine solche zu schreiben. Vielleicht fühlte sich die/der Bewerber/in oder Arbeitnehmer/in unfair behandelt, wurde gekündigt oder hat eine schlechte Erfahrung mit der Einrichtung gemacht. Obwohl der Arbeitgeber wahrscheinlich anderer Auffassung sein mag, sollte dennoch versucht werden, sich in die Lage des Betroffenen zu versetzen und Entgegenkommen zu zeigen. Zudem sollte man angebrachte konstruktive Kritik von Arbeitgebern immer als Chance sehen, interne Prozesse verbessern zu können und somit als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Erweitertes Unternehmensprofil erstellen
Zu guter Letzt empfiehlt es sich vor allem für Einrichtungen wie Krankenhäuser, die aufgrund ihrer Unternehmensgröße und entsprechender Beschäftigtenanzahl mit einem größeren Bewertungsaufkommen rechnen können, ein sogenanntes Employer-Branding-Profil zu erstellen. Dabei handelt es sich um einen kostenpflichtigen Zugang, über den sich die Einrichtung in Eigenregie als Arbeitgeber präsentieren kann. Ob Teamfotos, Benefits oder Ausstattung – Bewerber können sich umfassendes Bild von dem Krankenhaus machen, und abwägen ob das Unternehmen für sie als Arbeitgeber interessant ist.