Wer lange beim selben Arzt bleibt, bekommt die beste Behandlung. Das zeigt eine Fachstudie aus England, wo fünf Ärzte aus Exeter Datensätze und Studien ausgewertet haben und zu dem folgenden Schluss kamen: Je länger man seinem Arzt treu bleibt, desto länger lebt man.
Studienergebnisse aus neun Ländern
Die Arbeitsgruppe aus Exeter wollte wissen, wie sich die Beziehung zwischen Arzt und Patient auswirkt auf die Gesundheit des Patienten. Als Maß für die Gesundheit nahmen sie die Lebensdauer. Sie suchten Datenbanken und Archive ab und benutzten schließlich die Ergebnisse von 22 Studien aus 9 verschiedenen Ländern. Ihr Schluss: Wer seinem Arzt treu bleibt, lebt länger. Das gilt für den Hausarzt, aber auch für Spezialisten, Chirurgen und Psychiater. Wer den Arzt oft wechselt, scheint einen Preis in Lebensjahren dafür zu bezahlen.
Der Arzt als Medikament: ein unterschätztes Heilmittel
Dass die Beziehung zwischen Arzt und Patient wichtig ist, haben Mediziner schon lange vermutet. Denn je länger man seinen Arzt kennt, desto mehr vertraut man ihm und desto mehr erzählt man ihm. Man hört auch bereitwilliger auf seine Ratschläge. Und der langjährige Hausarzt hat die ganze Krankengeschichte seines Patienten nicht nur auf dem Papier stehen, sondern hat sie miterlebt. Er kann vergangene Krankheiten berücksichtigen, wenn er nach der Ursache sucht für die Beschwerden von heute. Der Fachartikel aus Exeter bestätigt also, was auch der Menschenverstand nahelegt: Ein langes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist gut für die Gesundheit.
Wie zuverlässig sind die Studien?
Wenn zwei Dinge gleichzeitig passieren, bedeutet dies noch nicht, dass eines die Ursache des anderen ist. Es könnte auch etwas ganz anderes dahinterstecken. Bei der Arzttreue zum Beispiel der Wohnort. Wer auf dem Land wohnt, bleibt oft deshalb beim selben Hausarzt, weil es in der Nähe keinen anderen gibt. Zum Spezialisten geht man auch seltener, wenn es jedes Mal eine Stunde Autofahrt bedeutet. Und auf dem Land leben die Menschen durchschnittlich länger und gesünder als in der Stadt.
Die fünf Autoren des Exeter-Artikels haben versucht, diesen Störfaktor und noch weitere aus ihrem Ergebnis herauszurechnen, bis wirklich nur Arzttreue und Lebensdauer in der Gleichung übrigblieben. Der Zusammenhang blieb bestehen. Danach hatten sie mit einer wichtigeren Frage zu kämpfen: Was ist Ursache, was ist Wirkung? Sind die Menschen wirklich deshalb gesünder, weil sie lange beim selben Arzt geblieben sind? Oder sehen gesündere Menschen ihren Hausarzt selten, brauchen keinen Spezialisten und haben keinen Grund, von Praxis zu Praxis zu laufen? Und: Ist der gesunde Mensch einfach deshalb länger bei seinem Arzt geblieben, weil er länger gelebt hat?
Fazit: Doctor-Hopping ist ungesund
Schließlich konnten die fünf Ärzte aus England auch diesen letzten Störfaktor aus ihrem Ergebnis herausrechnen: Sie werteten nur Studien aus, welche die allgemeine Gesundheit des Patienten mitberücksichtigten. Schwerkranke, die mehrere Spezialisten brauchten, strichen sie aus ihren Datensätzen. Übrig blieben durchschnittliche Patienten, die entweder bei ihrem Arzt blieben oder öfters wechselten. Und die Daten zeigen deutlich: Das Doctor-Hopping ist ungesund. Wer seinem Hausarzt treu bleibt, lebt länger und besser.