
Nicht nur im Gesundheitswesen hat E-Learning durch die Pandemie einen gehörigen Aufschub erhalten. Kein Wunder: Virtuelle Lernformate, Online-Seminare und digitale Kurse haben gleich eine ganze Reihe von Vorteilen. Viele Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, die über das Internet laufen, bieten sowohl räumliche als auch zeitliche Flexibilität. Wie Jobs im Gesundheitswesen von dieser Entwicklung profitieren können, beleuchtet dieser Artikel.
Was bedeutet E-Learning im Gesundheitswesen?
Unter E-Learning (der Kurzform für Electronic Learning) versteht man im Allgemeinen alle Arten des Lernens, bei denen man digitale und/oder elektronische Medien zum Teilen und Präsentieren des Lernmaterials verwendet. Auch Lernformen, in denen solche Medien zur Kommunikation zwischen den Lernenden genutzt werden, fallen unter diese Kategorie.
Am beliebtesten sind folgende E-Learning-Formate:
- Online-Lehre bzw. virtuelle Lehre. Es handelt sich um ein Lernformat, das meist vollständig ohne Präsenzphasen auskommt. Kurse im Video- und Audioformat, sowie der Einsatz von Multimedia-Elementen kompensieren hierbei die räumliche Distanz.
- Blended-Learning. Bei dieser Lernform verknüpft man Aspekte der virtuellen Lehre mit Präsenzphasen. Oft bilden letztere den Beginn und/oder Abschluss von Blended-Learning-Kursen.
Diese Lern- und Lehrformen lassen sich auf viele Branchen und Berufsgruppen übertragen. Gerade im Gesundheitswesen eröffnet der Einsatz von E-Learning neue Chancen durch eine Kombination beliebter virtueller Lernformate mit den spezifischen Anforderungen medizinischer Berufe. Eine Auswahl:
- Fallbasiertes E-Learning: Diese Form des virtuellen Lernens bietet die Möglichkeit, Lernenden in einer simulierten Umgebung anhand authentischer Fälle praktisches Prozess- und Handlungswissen zu vermitteln.
- Learning-Management-Systeme (LMS): Um E-Learning möglichst reibungslos planen und durchführen zu können, eignen sich LMS-Plattformen, über die das in diesen Fällen häufig eingesetzte Konzept des Blended Learning abgestimmt werden kann. Ein solcher Wechsel zwischen E-Learning- und Präsenzphasen hat sich für Medizinberufe meist als besonders erfolgreich erwiesen.
Damit E-Learning im Gesundheitswesen funktioniert, müssen jedoch besondere Voraussetzungen gegeben sein. Dazu gehören einerseits organisatorische Aspekte wie die Einbindung in bestehende Abteilungsstrukturen und eine intensive Nutzer- sowie Anforderungsanalyse. Andererseits sollte das Kursangebot ideal in das Curriculum eingebunden, sowie eine intensive Beteiligung der Studenten sichergestellt werden.
Die Vorteile von Blended Learning für Medizinberufe
Fernstudienkurse sind im Prinzip nichts Neues in der (Fort-)Bildungslandschaft. Doch besonders für Mediziner tun sich durch Online-Formate neue Potentiale auf. Neben der Arbeit in Klinik oder Krankenhaus ist das Absolvieren von Fortbildungskursen, die an feste Zeiten und Räumlichkeiten gebunden sind, für viele Ärzte ein schwieriges Unterfangen.
Blended-Learning-Kurse können dagegen im eigenen Tempo durchgearbeitet werden. Das Verzahnen von tutoriell betreuten Online-Modulen, deren Bearbeitungszeit überwiegend frei eingeteilt werden kann, mit Präsenzveranstaltungen, in denen Fertigkeiten trainiert werden können, ermöglicht eine bessere Integration von Fortbildungsmaßnahmen in den Alltag von Medizinern.

E-Learning macht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich, sich ortsunabhängig und im eigenen Lerntempo weiterzubilden
Qualitätskriterien für E-Learning im Gesundheitswesen
Woran lassen sich gute E-Learning-Formate erkennen? Hier bietet sich die Orientierung an den Kriterien der Bundesärztekammer an. In der „Initiative E-Learning“ hat der deutsche Senat für ärztliche Fortbildung in seiner Rolle als ein ständiger Ausschuss der Bundesärztekammer (BÄK) einen Kriterienkatalog entwickelt, der als Bewertungsgrundlage für die Qualität von E-Learning-Maßnahmen dienen soll.
Die Beurteilung umfasst dabei z.B. folgende Aspekte:
- formale Rahmenbedingungen und Rechtskonformität
- Betreuungskonzept
- didaktische Umsetzung
- mediendidaktische Aspekte
- Benutzerfreundlichkeit
Für jeden Bereich werden dabei bis zu vier Punkte vergeben. Wird insgesamt ein bestimmter festgelegter Wert erreicht, darf die Fortbildungsmaßnahme mit folgender Formulierung angekündigt werden: „Die Fortbildung erfüllt die Qualitätskriterien E-Learning der Bundesärztekammer.“ Auch die Verwendung des E-Learning-Logos der Bundesärztekammer ist in diesem Fall gestattet.
Online-Fortbildungen im Gesundheitswesen: Best-Practice-Beispiele
Wie sich Blended-Learning-Konzepte und andere virtuelle Lernformen gut umsetzen lassen, machen einige Anbieter und Arbeitgeber vor. Ein Beispiel für ein besonders gutes Netz online verfügbarer Lernangebote bietet das Klinikum Itzehoe.
Blended Learning am Klinikum Itzehoe
Bereits seit einigen Jahren nutzt das Klinikum Itzehoe eine Lern-Management-Software (LMS) für die Bereitstellung von Pflichtfortbildungsmaßnahmen. Dazu gehören sowohl Themen wie der Umgang mit neuer Software, als auch Fortbildungen zu Hygiene und Arbeitsschutz. An Simulationspatienten kann man außerdem Fortbildungen in ärztlicher Kommunikation absolvieren.
Die Lernplattform ist über betriebliche und private Rechner zugänglich, Schulungen dürfen während der Arbeitszeit absolviert werden. Wer sich dazu entscheidet, die Kurse in der Freizeit durchzuarbeiten, erhält eine Zeitgutschrift.
Projekt LearnART
Von 2004 bis 2007 führte die Bundesärztekammer das Projekt LearnART (Multimediale LErneinheiten zur Aktiven und Reaktiven Nutzung im ARzthelfer/-innen Training) durch. Zielgruppe waren Medizinische Fachangestellte und Arzthelferinnen bzw. Arzthelfer, die Aufstiegsfortbildungen in den Bereichen Praxismanagement, Qualitätsmanagement und Kommunikation durchführen wollten.
Zur Erarbeitung der Lerninhalte nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine von der Universität Köln entwickelte Lernplattform.
Learning Resource Server Medizin (LRSMed)
Der Learning Resource Server Medizin ist ein Projekt, das mit Unterstützung durch den Medizinischen Fakultätentag ins Leben gerufen wurde. Unter http://www.lrsmed.de/ findet sich ein ganzes Arsenal an multimedialen Modulen für die Aus-, Weiter- und Fortbildung in verschiedensten medizinischen Bereichen.
Der Dienst umfasst mittlerweile mehr als 1.600 Lern- und Lehrmodule, etwa 30 Prozent davon auf Deutsch. Mit dieser Anzahl ist das Portal national und international führend für E-Learning in der Medizin. Das Angebot umfasst dabei sowohl elektronische Lehrbücher als auch Animationen, Podcasts, Lehrvideos und Fallbeispielsammlungen. Quizmodule, die man im Selbsttest lösen kann, runden die Mediensammlung ab.
Die Grenzen von E-Learning
Flexible Lernformen können die Wissensvermittlung von räumlichen und zeitlichen Begrenzungen abkoppeln und dadurch Fort- und Weiterbildungen für eine größere Zielgruppe zugänglich machen. Verschiedenste Best-Practice-Beispiele aus dem Gesundheitswesen weisen auf das Potential virtueller Lernräume hin. Doch im Bereich der Medizin stößt das E-Learning auch an Grenzen.
Es gibt Fälle und Fachbereiche, in denen eine persönliche Interaktion unerlässlich ist. Themen, die etwa für die Psychiatrie typisch sind, wie Beziehungsarbeit, sind auf eine Kommunikation, die Face-to-Face stattfindet, angewiesen. Weitere Bereiche, in denen ein rein digitales Angebot nicht ausreicht, sind Schulungen von Sozial- und Führungskompetenzen oder Trainings, bei denen konfliktbehaftete Themen im Mittelpunkt stehen.
Fazit: E-Learning im Gesundheitswesen eröffnet neue Möglichkeiten, wenn es richtig eingesetzt wird
Ob Blended-Learning mit Präsenzphasen, vollständig online-basierte Lernformate oder Wissenspools wie der LRSMed – die vielen Chancen, die E-Learning im Gesundheitswesen bietet, sind noch lange nicht ausgeschöpft. Wie gut der Einsatz neuer Lernmethoden funktionieren kann, zeigen die genannten Best-Practice-Beispiele. Gleichzeitig verweisen sie auf Grenzen. Der Integration virtueller Lernelemente sollte in jedem Fall eine sorgfältige Anforderungs- und Nutzeranalyse vorangehen.