Kliniken haben immer mehr Probleme, ihre Oberarztstellen zu besetzen. Das könnte daran liegen, dass Oberärztinnen und Oberärzte aufgrund ihrer enormen fachlichen Verantwortung Assistenzärzte und Ärzte in Weiterbildung überwachen, für fachliche Rückfragen zur Verfügung stehen und die klinische Qualität gewährleisten, auch im Nacht- und Wochenenddienst als „Hintergrundärzte“. Trotz ihrer klinischen Fachexpertise, aber leider ohne klar definiertes Führungsprofil geraten Oberärzte jedoch oft in eine belastende „Sandwich-Position“: Sie stehen einerseits den Anforderungen der Chefärzte und andererseits den wachsenden Bedürfnissen junger Assistenzärzte gegenüber.
In diesem Artikel gehen wir den Ursachen auf den Grund, weshalb viele Kliniken ihre Oberarztpositionen nur schlecht besetzen können. Ein zweiter Beitrag wird Möglichkeiten skizzieren, wie Kliniken ihre Oberarztpositionen attraktiver machen können.
Oberärzte sind Rundumtalente
In vielen Kliniken wird die Oberarztposition oft einseitig anhand der Bewertungskriterien einschlägiger Tarifverträge festgelegt. Diese Kriterien umfassen eine erfolgreich abgeschlossene Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildung gemäß den Weiterbildungsordnungen sowie die Übernahme besonderer medizinischer Verantwortung für Teil- oder Funktionsbereiche der Klinik, einschließlich fachlicher Spezialisierungen oder Spezialfunktionen.
In zeitgemäßen Klinikorganisationen profilieren sich Oberärzte aber nicht nur durch ihre Fachlichkeit und Leistungsschwerpunkte. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der klinischen Prozessqualität, fungieren als Ansprechpartner für Einweiser, unterstützen die Chefposition in der Personalarbeit und fördern den Zusammenhalt im ärztlichen Team. Ihr Selbst- und Rollenverständnis sieht sie in der Führungsverantwortung an der Seite des Chefarztes, wo sie die Klinikziele unterstützen und eine vertrauensvolle Kommunikation mit den Assistenzärzten pflegen. Angesichts dieser vielfältigen Anforderungen benötigen sie eine hohe Ambiguitätstoleranz sowie Konflikt- und Integrationsfähigkeit.
Warum Kliniken keine Oberärzte finden
Es gibt mehrere Gründe, warum Kliniken Schwierigkeiten haben, ihre vakanten Oberarztpositionen zu besetzen. Diese Gründe sind vielfältig und hängen oft von verschiedenen Faktoren ab. Die nachfolgenden sind die häufigsten Gründe, warum viele Mediziner die Position als Oberarzt scheuen. Eine gezielte Analyse der spezifischen Herausforderungen in der jeweiligen Klinik sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der speziellen Arbeitsbedingungen und der Attraktivität der Positionen können dazu beitragen, diese Schwierigkeiten zu überwinden.
Fachkräftemangel
In einigen medizinischen Fachbereichen herrscht ein genereller Mangel an qualifizierten Fachkräften. Insbesondere in bestimmten Spezialgebieten kann es daher schwierig sein, erfahrene Oberärzte zu finden.
Konkurrenz um Talente
Kliniken stehen oft in einem Wettbewerb um hochqualifiziertes medizinisches Personal. Andere Gesundheitseinrichtungen und sogar internationale Angebote können attraktive Alternativen bieten, was die Auswahl für potenzielle Oberärzte erhöht.
Attraktivität der Arbeitsbedingungen
Wenn Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitmodelle oder die Work-Life-Balance nicht den Erwartungen und Bedürfnissen der Mediziner entsprechen, kann dies die Attraktivität einer Position beeinträchtigen.
Unzureichende Vergütung
Nicht wettbewerbsfähige oder unzureichende Vergütungsstrukturen können potenzielle Kandidaten abschrecken, insbesondere wenn ihre Qualifikationen und Verantwortlichkeiten nicht angemessen honoriert werden.
Fehlende Karriereentwicklungsmöglichkeiten
Das Fehlen klarer Karrierepfade, Aufstiegschancen oder Möglichkeiten zur fachlichen Weiterentwicklung kann dazu führen, dass qualifizierte Ärzte sich nach Positionen umsehen, die mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Administrative Belastungen
Wenn administrative Aufgaben übermäßig sind und Ärzte von ihrer klinischen Arbeit abhalten, kann dies die Attraktivität der Position mindern.
Mangelnde Einbindung in Entscheidungsprozesse
Oberärzte fühlen sich weniger motiviert, wenn sie nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden sind oder das Gefühl haben, dass ihre Erfahrungen und Ideen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Mangelnde Teamunterstützung und -kultur
Ein schlechtes Arbeitsklima, Konflikte im Team oder fehlende Teamunterstützung können dazu führen, dass Ärzte sich nach alternativen Arbeitsumgebungen umsehen.
Anspruchsvolle Aufgaben und hohe Verantwortung
Die anspruchsvollen Aufgaben und die hohe Verantwortung, die mit einer Oberarztposition einhergehen, könnten einige Ärzte abschrecken, insbesondere wenn dies mit unzureichender Anerkennung verbunden ist.
Fazit
Die Gründe, weshalb viele Kliniken Schwierigkeiten haben, ihre vakanten Oberarztpositionen zu besetzen, sind also vielfältig. Allerdings sind die Maßnahmen, mit Hilfe derer Kliniken es schaffen können, die Oberarztpositionen attraktiver zu gestalten, ebenso vielfältig. Lesen Sie hier konkrete Tipps und Lösungsansätze.