Wer einen Termin beim Facharzt wünscht, muss lange warten. Davon gehen viele deutsche Patienten aus. Eine Studie der OECD zeigt jedoch, dass Deutschland im internationalen Vergleich der Wartezeiten beim Facharzt hervorragend abschneidet. Der Anteil der Patienten, der länger als einen Monat auf einen Facharzttermin warten muss, ist hierzulande besonders gering.
OECD-Studie: Deutschland steht im internationalen Vergleich gut da
Die aktuelle OECD-Studie “Waiting Times for Health Services: Next in Line” beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie lange Patienten auf einen Termin beim Facharzt warten müssen. Die Daten basieren auf einer Erhebung des Commonwealth Fund aus dem Jahr 2016, im Vergleich mit Werten für 2010 und 2013.
Die Studie zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich der fachärztlichen Versorgung gut aufgestellt ist. Nur 25 Prozent der Befragten müssen länger als einen Monat auf einen Facharzttermin warten, drei Prozent davon länger als zwei Monate. Zwei Drittel der Befragten erhielten innerhalb eines Monats einen Termin.
Wartezeiten beim Facharzt: Wo müssen Patienten am längsten warten?
Zusammen mit der Schweiz und den Niederlanden gehört Deutschland zu den Ländern mit den kürzesten Wartezeiten beim Facharzt. In der Schweiz warten 23 Prozent der Befragten länger als einen Monat auf einen Termin beim Spezialisten, in den Niederlanden sind es wie in Deutschland 25 Prozent. Relativ gut schneiden im internationalen Vergleich auch die Vereinigten Staaten ab. Hier erhalten 74 Prozent der Befragten ihren Facharzttermin innerhalb eines Monats.
Wesentlich längere Wartezeiten beim Facharzt müssen die Befragten in den sieben anderen berücksichtigten Staaten auf sich nehmen. So hoch fällt der Anteil der Patienten aus, die länger als einen Monat auf einen Termin beim Spezialisten warten:
Länder | Anteil Patienten, die über 1 Monat auf Facharzttermin warten |
Frankreich | 36 % |
Australien | 39 % |
UK | 41 % |
Neuseeland | 48 % |
Schweden | 52 % |
Norwegen | 61 % |
Kanada | 61 % |
Im Vergleich zu 2013 ist der Prozentsatz der Patienten mit langen Wartezeiten in allen Staaten bis auf Australien gestiegen. Frankreich ist zum ersten Mal bei der Erhebung dabei.
Im Vergleich gut – doch gut genug?
Angesichts der OECD-Studie sieht der Hauptgeschäftsführer des Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) die oft geäußerte Forderung nach noch schnelleren Terminen als Luxusdebatte an. Allerdings warten Patienten in Deutschland auf einen Termin beim Facharzt oft deutlich länger als auf einen Termin beim Hausarzt. Das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.
Mehr als die Hälfte der Patienten erhält demnach innerhalb von drei Tagen einen Termin beim Hausarzt. Beim Spezialisten kommt dagegen nur jeder Vierte so schnell an die Reihe. 37 Prozent der Patienten können beim Hausarzt sogar sofort vorbeikommen, beim Facharzt sind es 16 Prozent. Ein Großteil der Patienten muss dagegen mit deutlich längeren Wartezeiten für einen Facharzttermin rechnen. 30 Prozent der Patienten müssen sich mehr als drei Wochen lang gedulden, bis sie einen Termin bekommen. Beim Hausarzt warten nur vier Prozent der Patienten so lange.
Wartezeiten beim Facharzt: Gesetzlich vs. privat Versicherte
Viele Patienten gehen davon aus, dass in der PKV versicherte Patienten schneller einen Termin beim Facharzt bekommen. Wie die Gesundheitsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für das Jahr 2019 zeigen, ist dies aber nicht immer der Fall. Die Unterschiede zwischen privat und gesetzlich Versicherten fallen tatsächlich nur gering aus. So erhielten 29 Prozent der gesetzlich und 30 Prozent der privat Versicherten sofort einen Termin beim Haus- oder Facharzt. 13 Prozent und sechs Prozent der privat Versicherten konnten ohne Termin beim Haus- oder Facharzt vorbeikommen. 12 Prozent der gesetzlich und 13 Prozent der privat Versicherten warteten bis zu drei Wochen auf ihren Arzttermin. 15 Prozent der gesetzlich und 12 Prozent der privat Versicherten mussten sich länger als drei Wochen gedulden.
Betrachtet man die Daten aus der Versichertenbefragung der KBV 2020 getrennt nach Haus- und Facharzt, zeigt sich allerdings abermals, dass die Wartezeiten beim Facharzt länger ausfallen als für einen Termin beim Hausarzt. Die telefonische KBV-Umfrage unter mehr als 2.000 gesetzlich und privat Versicherten ergab, dass 32 Prozent der Befragten mehr als drei Wochen auf den Termin beim Spezialisten warten. Für einen Termin beim Hausarzt mussten nur fünf Prozent der Befragten so lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Diese Ergebnisse entsprechen in etwa den Angaben des Gesundheitsministeriums.