Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Fach- und einem praktischen Arzt? Seit einigen Jahren wurde gemäß einer EU-Richtlinie die Bezeichnung “praktischer Arzt” durch den Titel “Facharzt für Allgemeinmedizin” abgelöst. Seit diesem Zeitpunkt gilt die Facharztweiterbildung in der Allgemeinmedizin als Voraussetzung für die Aufnahme einer hausärztlichen Tätigkeit mit Kassenzulassung. Der praktische Arzt hat jedoch die Möglichkeit, nachträglich die Facharztprüfung für Allgemeinmedizin abzulegen.
Die Weiterbildung in Allgemeinmedizin – was steckt konkret dahinter?
Der Facharzt für Allgemeinmedizin beziehungsweise Innere Medizin ist im Grunde der Allrounder unter den Ärzten. Nach einer entsprechenden Weiterbildung in der Allgemeinmedizin hat dieser Arzt nämlich ein sehr breites Aufgabenspektrum. Er ist für diverse gesundheitliche Fragen und Probleme der erste Ansprechpartner. Patienten werden in den meisten Fällen über Jahre hinweg oder sogar ein ganzes Leben lang betreut. Das Geschlecht, das Lebensalter oder die Art der gesundheitlichen Beschwerden spielen hierbei keine Rolle. Dabei lassen sich die meisten Fachärzte für Allgemeinmedizin in einer eigenen Praxis nieder.
Der praktische Arzt als Hausarzt?
Der praktische Arzt sorgt sich um die Grundversorgung der Bevölkerung. Die innere sowie die allgemeine Medizin beschäftigen sich mit den Erkrankungen des menschlichen Organsystems. Hierzu gehört beispielsweise die Verdauung, das Nervensystem, der Bewegungsapparat, das Herz-Kreislauf-System, die Lungen, der Blutkreislauf, der körpereigene Stoffwechsel sowie die Haut.
Der praktische Arzt ist also zuständig für:
- Infektionskrankheiten
- Grippale Infekte
- Impfungen (Präventivmedizin)
- Blutkrankheiten, beispielsweise Blutanämie (Blutarmut)
- Erkrankungen des menschlichen Verdauungstrakts wie Magengeschwüre, Gallensteine oder Verstopfung
- Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes
- Hormonerkrankungen wie beispielsweise Funktionsstörungen der Schilddrüse
- Lungenerkrankungen wie Bronchitis oder Asthma
- Nierenerkrankungen wie Nierensteine oder Prostataleiden
- Seelische und psychosomatische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen
- Gelenkerkrankungen wie Arthrose, oder Rückenschmerzen
- Krankheiten des Nervensystems wie Migräne.
Wie werde ich Facharzt für Allgemeinmedizin?
Wer in Deutschland ein Medizinstudium von mindestens sechs Jahren mit Erfolg absolviert hat, wird Arzt. Des Weiteren ist die Grundvoraussetzung, dass er vom Staat seine Approbation, das heißt seine Berufserlaubnis erhalten hat. Das Medizinstudium wird mit dem medizinischen Staatsexamen abgeschlossen.
Seit dem Jahr 2003 gibt es die Regelung, dass sich ein Arzt nur noch mit einer abgeschlossenen Weiterbildung als sogenannter “Gebietsarzt” niederlassen darf. Hierbei handelt es sich um eine dreijährige Weiterbildung im Fachbereich der Allgemeinmedizin. Personen, die als niedergelassene Ärzte am 1. Januar 1990 die Bezeichnung “praktischer Arzt” geführt haben, dürfen diese auch weiterhin behalten. Auch Ärzte, die ihre Weiterbildung vor dem 1. Januar 2003 begonnen und vor dem 1. Januar 2006 abgeschlossen haben, dürfen sich als praktische Ärzte bezeichnen.
Ein Facharzt kann also nur werden, wer eine bestimmte Zeit als Assistenzarzt gearbeitet hat und erfolgreich die Facharztprüfung bestanden hat. Die Assistenzarztzeit wird als “Weiterbildung” bezeichnet. Alle Fachärzte sind grundsätzlich dazu verpflichtet, sich auch nach ihrer Weiterbildung regelmäßig fortzubilden. Die Fortbildungen müssen sie gegenüber der zuständigen Ärztekammer nachweisen.
Ein Arzt kann sich also sowohl in der Allgemeinmedizin als Hausarzt weiterbilden, als auch in einem bestimmten Fachgebiet. Als weitergebildeter Hausarzt verfügt der Allgemeinmediziner schließlich über eine sehr breite Ausbildung in der Inneren Medizin und ist Experte für die Abklärung, Behandlung sowie Prävention von diversen Krankheiten. Zudem koordiniert er komplexe Fälle und kooperiert eng mit anderen Fachärzten. Die regelmäßigen Fortbildungen haben das Ziel, das medizinische Wissen noch weiter zu vertiefen und dadurch die Betreuungsqualität zu steigern.
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