
Die Zeit der klassischen Bewerbung ist vorbei. Die Welt befindet sich im digitalen Wandel und dieser macht auch vor dem Bewerbungsprozess keinen Halt. Bisher weniger etabliert, aber schwer im Kommen: Das Online-Video – sowohl für die Stellenausschreibeung, als auch für die Bewerbung und das Bewerbungsgespräch. Denn bewegte Bilder sind gerade für junge Bewerber das Mittel der Wahl. Wir zeigen, worauf es beim Dreh zu einem Bewerbungsvideo ankommt. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Sich als innovativer Arbeitgeber präsentieren, den Bewerbungsprozess beschleunigen, Papierberge mit Endlos-Anschreiben vermeiden: „Videos haben einen riesigen Vorteil, meint Tom Vollmer vom Softwareanbieter cofenster: „Videos sind das beste Medium, um Menschen anzusprechen.“ Das gelte für Jung und Alt. „Jeder schaut lieber die Tagesschau, anstatt eine Zeitung von A-Z zu lesen“, so Vollmer. Gerade im Gesundheitsmarkt, im Kampf um Fachkräfte, müssen Personaler zukunftsweisende Angebote machen. Video-Recruiting – also Bewerber- und Jobvideos oder Jobinterviews per Video – sei da eine große Chance.
Der Gesundheits-Sektor hat Nachholbedarf
Während viele Personalberater und Konzerne bereits mit Videorecruiting arbeiten, ist die Video-Nutzung im Gesundheitssektor in Sachen Recruiting noch eher übersichtlich. Einige Beispiele gibt es jedoch auch in der Branche.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Mitarbeiter berichten von ihrer Arbeit
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, UKE, präsentiert sich auf der Plattform whatchado als moderner Arbeitgeber mit einem breiten Spektrum an Berufen mit Ausbildungs-, Einstiegs-, und Entwicklungsmöglichkeiten. Mitarbeiter erzählen in Videostories, worum es in ihrem Job geht, was das Coolste an ihrer Arbeit ist, ihren Werdegang, aber auch, welche Einschränkungen er mit sich bringt. Dabei ist das Format allerdings durch die Plattform vorgegeben.
Bezirkskliniken Mittelfranken setzen auf Video-Interviews
Die Videobewerbung ist für viele Kliniken noch weiter weg, zum Beispiel für die Bezirkskliniken Mittelfranken. „Ich glaube nicht, dass sie jedermanns Sache sind“, sagt Christina Hayek, Fachbereichsleiterin für Arbeitgeberattraktivität und Recruiting Hayek. Kamerascheue Menschen würde es sicher Überwindung kosten. Tatsächlich kann eine Videobewerbung schriftliche Unterlagen wohl nicht ersetzen. Wer will schon den Lebenslauf oder Schulnoten vorgetragen bekommen? Eine tolle Ergänzung können sie jedoch sein. „Ein interessanter Employer-Branding-Ansatz, dem wir bei größerem Zuspruch sicher nachkommen würden“, so Hayek. Tom Vollmer sieht für die Medizin-Branche in Sachen Videobewerbungen viele Möglichkeiten: „Kliniken sparen Zeit, Geld und Mitarbeiterressourcen.“ Bewerbungsvideos stechen hervor und sind das Geschäft der Zukunft.
Die Bezirkskliniken Mittelfranken setzen statt dessen in ihrem Bewerbungsprozess auf Videokonferenzen: Klassische Bewerbungsgespräche werden insbesondere bei Fachkräften aus dem Ausland mit Internetdienst mit Videoeinblendung ersetzt. „Ich bin ein großer Fan davon“, so Hayek, „die Gespräche per Video bedeuten für beide Seiten weniger Aufwand, weniger Kosten und eine entspanntere Atmosphäre. Rund 200 Video-Bewerbungsgespräche hat das Haus in den letzten fünf Jahren geführt.
Und so geht’s: Schritt 1 – gute Vorbereitung
Inhalte, Ablaufplan und Darsteller müssen bestimmt werden.
Inhalt: Worüber soll geredet werden? Besser, als den Text abzulesen ist es, sich zum Beispiel Fragen zu überlegen, die während der Aufnahme beantwortet werden.
Ablaufplan: Die verschiedenen Sequenzen sollten geplant werden. Welches Setting oder welche Situationen passt am besten zur Botschaft des Videos? Welche Technik soll eingesetzt werden? Dabei nicht zu viel in den Film packen: Das Video sollte nicht viel länger als eine Minute lang sein.
Darsteller: Welche Mitarbeiter sollen zu welchem Thema wo sprechen? Zeitpläne für alle Teilnehmer sind dabei hilfreich.
Schritt 2: Produktion
Ein gutes Video ist auch immer eine Frage der richtigen Kamera. Oft ist die beste Kamera, die, die am nächsten ist: das Smartphone. Dabei ist wichtig: Egal ob jemand aus dem Team filmt oder das Smartphone auf einem Stativ steht, das Video darf nicht verwackelt sein.
Außerdem müssen die Lichtverhältnisse stimmen. Das Video sollte weder über- noch unterbelichtet sein. Dazu eignet sich am besten Tageslicht in der Nähe eines Fensters, aber Achtung: strahlender Sonnenschein erzeugt Gegenlicht. Wenn die Lichtverhältnisse künstlich sind, muss auf eine große Lichtquelle ohne direktes Anstrahlen geachtet werden.
Vor der Aufnahme ist zudem der Ton zu prüfen. Nebengeräusche aus dem Großraumbüro, dem Treppenhaus oder der Straße sind ein No Go, das Mikrofon darf nicht verdeckt sein.
Auch entscheidend: Der Hintergrund des Videos. Egal ob schmucke Wand, Bücherregal, oder der dekorative Eingangsbereich: Der Fokus der Aufnahme muss auf der Person vor der Kamera liegen. Dabei hilft die Aktivierung der Autofokus-Sperre auf dem Smartphone.
Wer sich nicht an die Eigenproduktion traut, kann sich an professionelle Agenturen mit entsprechender Ausrüstung wenden.
Schritt 3: Nachbearbeitung
Wenn das Video im Kasten ist, fehlt nur noch der Feinschliff. Versprecher zum Beispiel können mit zahlreichen gängigen Bearbeitungsprogrammen und Apps geschnitten werden. Mit diesen Tools können bei Bedarf auf das Unternehmenslogo und das Firmendesign eingearbeitet werden, ebenso wie Untertitel.
Wer sich also für Videos für sich selbst als Bewerber oder sein Unternehmen entschieden hat, hat die ersten Grundsteine schon mal gelegt: Motivation und Überzeugung.
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