Bei praktischen Einsätzen im Krankenhaus – sei es in Famulatur oder während des Praktischen Jahres – kommen nicht nur medizinische Herausforderungen auf einen zu. Auch zwischenmenschlich macht man als Medizinstudentin oder Medizinstudent hier ganz neue Erfahrungen. Das eigene Auftreten vorher kurz zu reflektieren kann sehr wertvoll sein. Wir haben euch hier alles Wichtige zum korrekten Verhalten bei Praktika im Krankenhaus zusammengefasst.
Wer bin ich eigentlich und was mache ich hier?!
Auch wenn es banal klingt: Nimm dir zu Beginn einen Moment, um Haltung und Klarheit in deiner beruflichen Rolle zu finden. Du bist Medizinstudentin oder Medizinstudent mit überschaubarer (Famulatur) oder bereits fortgeschrittener (PJ) klinischer Erfahrung. Die ärztlichen Mitarbeiter sind deine Ausbilder, und dir weisungsbefugt. Sie geben dir deine Aufgaben, und ihren Ansagen solltest du Folge leisten. In der pflegerischen Struktur stehst du weder über noch unter jemandem. Dennoch ist es empfehlenswert, den Ratschlägen der Pflegekräfte zu folgen, die dir viele Jahre an Berufserfahrung voraus sind, und die Struktur und Gepflogenheiten des Hauses kennen.
Du bist im Praktikum, um etwas zu lernen. Biete aktiv deine Mithilfe an, kommuniziere offen was du kannst oder nicht kannst und nimm aufmerksam am Stationsgeschehen teil. Wer sich einbringt und Interesse zeigt, erntet im Gegenzug Unterricht und Lehre.
Der Ton macht die Musik
Ein gepflegter und höflicher Umgangston untereinander ist schon die halbe Miete für eine gute Zusammenarbeit. Stelle dich an deinem ersten Tag bei jedem mit vollem Namen vor, trage ein sichtbares Namensschild, auf dem auch „Medizinstudent/in“ zu lesen ist, und sage, welche Art von Praktikum du machst. So wissen alle, welche Aufgaben du übernehmen kannst.
Deine Haltung sollte eher demütig denn überheblich sein, insbesondere gegenüber der Pflege. Frage höflich, wenn du etwas brauchst, und vergiss die Zauberworte „Bitte“ und „Danke“ nicht. Wenn du Akten, Kurven oder andere Gegenstände mitnimmst, sag vorher Bescheid und bringe sie auch wieder zurück.
Gepflogenheiten respektieren
Als Neuling sollte man bestehende Strukturen auf der Station anerkennen und respektieren. Frage am ersten Tag nach, wo man sich hier umzieht, wo du deine Tasche abstellen kannst, wo es etwas zu trinken gibt und (ganz wichtig): Ob du dir davon nehmen darfst oder ob es eine Regelung gibt. Viele Stationen haben eine Kaffeekasse, in die jeder Kaffeetrinker einzahlt. Milch und Zucker werden oft abwechselnd mitgebracht. Persönliche oder namentlich beschriftete Tassen solltest du auch lieber stehen lassen, und eine vom neutralen Krankenhausgeschirr wählen.
Wenn auf deiner Station oft Snacks für alle stehen, gehört es zum guten Ton, dass du auch einmal etwas mitbringst. Zum Abschluss deines Aufenthalts wird es gern gesehen, wenn du dich mit einem Kuchen oder etwas zum Knabbern für alle bedankst.
Patienten sind auch nur Menschen
Vielleicht warst du selbst schon einmal Patient im Krankenhaus und kannst dich noch erinnern, wie das war. Falls nicht, versuche einmal einen Perspektivenwechsel: Du liegst den ganzen Tag im Bett und langweilst dich zu Tode. Visiten und Mahlzeiten sind die einzigen interessanten Unterbrechungen. Zusätzlich hast du vielleicht noch Schmerzen oder sorgst dich um die eigene Gesundheit. Ärzte und Schwestern sind mitunter die einzigen Gesprächspartner, somit ist es enorm wichtig, was während der kurzen Gespräche gesagt wird.
Mach dir also immer klar, zu wem du ins Zimmer gehst, und begrüße die Patienten namentlich. Wenn du Blut entnimmst oder sonstige Maßnahmen am Patienten durchführst, erkläre was du vorhast, und gib den Patienten eine Übersicht, was nacheinander passiert. („Jetzt wird es nass und kalt“, „Jetzt kommt ein kurzer Stich“…).
Wenn Patienten dir Fragen stellen, die du nicht beantworten kannst, solltest du das offen kommunizieren. Sag ihnen, an wen sie sich mit der Frage wenden sollen, oder hole selbst Informationen ein und bringe sie zum Patienten. Wichtig: Wenn du eine verbindliche Zusage machst, solltest du dich daran halten!
Und zum Schluss: Die Medizin nicht vergessen!
Bezüglich deiner medizinischen Tätigkeiten solltest du ebenfalls Verbindlichkeit zeigen, und die dir übertragenen Aufgaben verlässlich erfüllen. In Famulatur und PJ trägst du keine alleinige Verantwortung und stehst unter der Aufsicht deiner anleitenden Ärzte – das bedeutet auch, dass du keine Alleingänge machst und dir bei Bedarf frühzeitig Hilfe holst. Das kann beispielsweise die dritte Fehlpunktion bei der Blutentnahme sein oder auch ein Patient, der dir fiebrig oder sonst wie verschlechtert oder auffällig vorkommt. Halte stets Rücksprache mit deinen Stationsärzten und frage sie nach ihrer Einschätzung – dennoch kannst und sollst du dir bereits selbst Prioritäten zurechtlegen und dir überlegen, was der nächste Schritt (Blutbild? Blutkultur? Infektfokus?) sein könnte.
Und nun wünschen wir dir viel Erfolg und Freude beim nächsten Praxiseinsatz im Krankenhaus!
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