Als Arzt oder Ärztin muss man sich oftmals mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Ist man in der Palliativmedizin tätig, wird man sogar dauerhaft damit konfrontiert. Häufig gibt es Patienten, welche die Schranken der professionellen Distanz durchbrechen – und wenn diese sterben, kann es für ÄrztInnen psychisch belastend sein. Selbstzweifel, Schuldgefühle und Trauer können damit einhergehen. Auch die Kommunikation mit Angehörigen ist dann schwierig. Deswegen ist es wichtig, einen gesunden Umgang mit dem Tod zu pflegen.
Tod eines Patienten heißt nicht eigenes Versagen
Zuerst ist es von hoher Bedeutung, den (voraussichtlichen) Tod eines Patienten nicht zu verdrängen. Nicht jeder Patient schafft es, trotz erfolgreicher Behandlung, wieder gesund zu werden. Dies sollten sich ÄrztInnen bewusst sein: die Krankheit ist oftmals stärker als die Medizin.
Dies einzugestehen, erfordert allerdings Arbeit. Deswegen fällt es MedizinerInnen schwer, mit dem Tod umzugehen, obwohl Leiden und Tod Alltag in ihrem Beruf sind. Ein Problem kann in der Haltung liegen: hat man die Grundhaltung, Menschen zu helfen und zu heilen, ist der Tod eines Patienten schwer zu verkraften. Entwickelt man jedoch die Auffassung, dass der Tod unweigerlich zum Beruf gehört und manche Erkrankungen nicht heilbar sind, kann man einen gesünderen Umgang mit dem Tod hegen. Dazu gehört, den Tod eines schwerkranken Patienten nicht als eigenes Versagen zu betrachten.
Man sollte sich also nicht für den Tod eines Patienten verantwortlich fühlen. Vielmehr sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass man alles in der Macht stehende getan hat. Schuldgefühle kann man zulassen, sich hingegen auch bewusst machen, dass sie irrational sind. Diesbezüglich sollte man sich keine Vorwürfe machen. Nur Heilung als Erfolg zu sehen ist demnach ein berufliches Selbstbild, welches einer Erweiterung bedarf.
Reden kann für einen gesunden Umgang mit dem Tod helfen
Insbesondere junge ÄrztInnen, aber gleichermaßen erfahrene Ärzte, haben das Bedürfnis, über Todesfälle zu sprechen. Denn manche Todesfälle sind schwieriger zu verkraften als andere. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, mit erfahrenen KollegInnen oder Menschen darüber zu sprechen, welchen man vertraut.
Es kann ferner Klarheit bringen, nochmals in einem Team zu diskutieren, ob man etwas besser hätte machen können. Manchmal kann es allerdings auch noch mehr Schuldgefühle hervorbringen, welche psychisch belastend sein können.
Sind die Selbstzweifel oder die psychische Belastung zu hoch, dass Reden mit Vertrauenspersonen oder KollegInnen nicht mehr ausreicht, kann man sich ebenso professionelle Hilfe suchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr ein Zeichen von Stärke, da man sich selbst eingesteht, dass man Hilfe benötigt.
Denn emotionale Ausgeglichenheit ist insbesondere bei Ärztinnen entscheidend, damit sie dauerhaft leistungsfähig sein können und in der Lage sind, den täglichen Herausforderungen dauerhaft entgegenzutreten.
Ehrlichkeit und Offenheit für einen richtigen Umgang mit dem Tod
Überdies ist ein offener Umgang mit diesem komplexen Thema mit den Angehörigen des Verstorbenen essenziell. Offenheit und Ehrlichkeit sollten ÄrztInnen demgemäß ebenfalls bei der Kommunikation mit den Angehörigen berücksichtigen. Selbstverständlich ist es unangenehm, den Tod eines geliebten Familienmitglieds oder Freundes mitzuteilen. Dennoch sollte man versuchen, keine Informationen zurückzuhalten, sondern behutsam zu vermitteln.
Agiert man dabei mit Empathie und lässt die eigenen Emotionen zu, ist dies nicht nur bei der Kommunikation förderlich, sondern auch für den Arzt oder die Ärztin selbst. Selbst für seine eigenen Gefühle einzustehen anstatt sie zu unterdrücken, ist in der Arbeit als Arzt oder Ärztin fundamental, um in der Lage zu sein, empathisch zu handeln.
Denn zu den Aufgaben eines Mediziners oder einer Medizinerin gehört ebenso, den Angehörigen Trost zu spenden. Kleine Gesten wie ein freundliches Wort oder eine Hand auf die Schulter zu legen können dabei helfen.
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