
Rund zwei Millionen Deutsche leiden unter Iatrophobie, umgangssprachlich auch Arztphobie genannt, der Angst vor Ärztinnen und Ärzten oder medizinischen Behandlungen. Die Gründe dafür sind vielfältig und die Aufnahme und Behandlung solcher Patientinnen und Patienten ist für die Ärzte immer ein besonderer Fall. In diesem Artikel werden kurz die Ursachen und das Erkennen solcher Patienten erläutert und es werden Tipps für Ärzte für das Gespräch mit solchen Patienten gegeben.
Arztphobie: Auslöser und Risikofaktoren
Die Ursachen der Arztphobie sind unterschiedlich. In vielen Fällen beruht die Iatrophobie jedoch auf einer realen Erfahrung, auch wenn sich die betroffene Person dieser Tatsache nicht immer bewusst ist. Beispielsweise können negative Kindheitserfahrungen mit Ärzten zu starken Ängsten vor medizinischem Personal führen. Auch traumatische Erlebnisse, schwere Erkrankungen oder langwierige Krankheitsverläufe sind häufige Auslöser. Darüber hinaus können falsche Diagnosen oder unnötige Behandlungen die Angst vor dem Arzt verstärken. Ein unfreundlicher oder unsensibler Umgang seitens des medizinischen Personals kann ebenfalls dazu beitragen, dass Betroffene Angst vor ärztlichen Behandlungen entwickeln.
So äußert sie sich Arztphobie
Das Erkennen ängstlicher Patienten erfordert eine Beobachtungsgabe des Arztes. Die Arztphobie ist durch verschiedene psychische und physische Symptome gekennzeichnet. Hier sind einige Anzeichen, die darauf hinweisen können.
Körperliche Anzeichen
Ein erhöhter Herzschlag, schnelle Atmung, Schwitzen, erhöhter Blutdruck oder Magen-Darm-Beschwerden können darauf hinweisen, dass der Patient Angst hat. Sie können nervös oder unruhig erscheinen.
Vermeidungsverhalten
Die Patienten können versuchen, Situationen zu vermeiden, die ihre Angst auslösen. Sie könnten Termine verschieben, ausweichende Antworten geben oder Vorwände finden, um den Arztbesuch zu umgehen.
Verbale Äußerungen
Patienten mit Arztphobie können ihre Ängste direkt kommunizieren, indem sie Sorgen, Befürchtungen oder Unbehagen im Zusammenhang mit medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen äußern. Sie können gezielte Fragen stellen, um mehr Informationen zu erhalten und ihre Ängste zu lindern.
Körpersprache und nonverbales Verhalten
Die Körpersprache ängstlicher Patienten kann Anzeichen von Nervosität oder Unbehagen zeigen. Sie könnten unruhig hin und her bewegen, ihre Arme verschränken, den Blick abwenden oder Anzeichen von Anspannung zeigen.
Kommunikationsstil
Patienten, die unter Angst leiden, könnten Schwierigkeiten haben, sich klar auszudrücken oder ihre Bedenken deutlich zu äußern. Sie könnten Fragen wiederholen oder um Wiederholung bitten, um sicherzustellen, dass sie alles richtig verstanden haben.
Tipps für Ärzte Angstpatienten behandeln
In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um den richtigen Umgang mit ängstlichen Patienten zu untersuchen. Eine Arztphobie kann sich indirekt auf die Gesundheit des Patienten auswirken. Ein Beispiel wäre ein Patient, der aus Angst lange Zeit versucht, Arztbesuche zu vermeiden oder abzusagen, und dadurch seine Krankheit verschlimmert. In solchen Fällen ist es wichtig, Iatrophobie nicht mit einer Laune zu verwechseln. Im Folgenden finden Sie einige Tipps für Ärzte, wie sie mit Angstpatienten umgehen können.
Tipp 1: Kommunikation und Verständnis
Der erste Schritt bei der Behandlung von Angstpatienten besteht darin, eine offene Kommunikationsebene herzustellen. Zeit sollte sich genommen werden, um den Patienten/die Patientin in einem ruhigen Raum zu empfangen und ihn über den geplanten Ablauf der Untersuchung oder Behandlung zu informieren. Aktives Zuhören, Verständnis für die Ängste und das Ernstnehmen der Sorgen sind wichtig, um das Vertrauen des Patienten zu gewinnen.
Tipp 2: Schaffung einer beruhigenden Atmosphäre
Eine beruhigende Umgebung trägt viel dazu bei, Angst zu reduzieren, indem beruhigende Farben verwendet und schlechte Gerüche oder laute Geräusche vermieden werden. Eine angenehme Raumtemperatur und bei Bedarf beruhigende Musik oder Entspannungstechniken können die Angst des Patienten mindern.
Tipp 3: Verwendung von Ablenkungstechniken
Der Einsatz von Ablenkungstechniken kann während der Untersuchung oder Behandlung sehr wirksam sein, um den Patienten von seinen Ängsten abzulenken. Beispielsweise können während der Behandlung Musik oder angenehme Geräusche abgespielt, dem Patienten das Tragen von Kopfhörern gestattet oder ein interessantes Gesprächsthema angeboten werden. Dies kann Ängste reduzieren und den Behandlungsprozess angenehmer gestalten.
Tipp 4: Techniken zur Entspannung
Vor oder während der Behandlung können Ärzte verschiedene Entspannungstechniken anwenden, um den Betroffenen zu helfen, sich sicher und angstfrei zu fühlen. Die Anwendung von Techniken wie der tiefen Bauchatmung und der progressiven Muskelentspannung kann für Patienten mit Iatrophobie sehr hilfreich sein, um Entspannung zu erreichen.
Tipp 5: Begleitpersonen einbeziehen
Einigen ängstlichen Patienten sollte die Möglichkeit gegeben werden, eine vertraute Person zur Untersuchung oder Behandlung mitzubringen, um sie zu beruhigen und zu unterstützen. Es ist jedoch wichtig sicherzustellen, dass die Anwesenheit der Begleitperson den Behandlungsablauf nicht beeinträchtigt und die ärztliche Schweigepflicht nicht verletzt wird.
Fazit
Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis sind erforderlich, um mit Angstpatienten umzugehen. Durch die Umsetzung dieser Tipps in der ärztlichen Praxis kann dazu beigetragen werden, dass sich die Patienten wohler fühlen und ihre Ängste besser bewältigen können. Letztendlich wird dies zu einer verbesserten Patientenerfahrung und einer effektiveren Behandlung führen.