
Physiotherapeuten leisten jeden Tag wertvolle Arbeit: sie massieren hartnäckige Schmerzen und Verspannungen weg, sie sorgen dafür, dass Menschen nach Unfällen wieder laufen können oder ihre Beweglichkeit zurückerhalten. Sie sind ein wichtiger Bestandteil wenn es darum geht, Schmerzen zu lindern und Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Physiotherapeuten werden gebraucht. Jeder Fünfte nimmt im Laufe eines Jahres eine Physiotherapie in Anspruch. Doch wie aus einer Umfrage der Hochschule Fresenius in Idstein ersichtlich wird, werden Physiotherapeuten für ihre Arbeit nicht genügend gewürdigt. Viel Arbeit, wenig Geld, lautet die Kritik. Viele fühlen sich unterbezahlt und sind enttäuscht über schlechte Bedingungen. Rund 90 Prozent der ca. 1.000 Befragten gaben in einer an, dass ihre berufliche Leistung höher sei als ihre Entlohnung.
Schlechte Bezahlung der Physiotherapeuten
Obwohl Physiotherapeuten eine Menge Geld in ihre Ausbildung investieren, die in Deutschland jeder selbst finanzieren muss, verdienen sie durchschnittlich nur rund 2.430 Euro brutto monatlich. Auch teure Fortbildungen müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Je nach Bundesland kann das Physiotherapeut Gehalt aber auch deutlich niedriger sein. Der Abschluss der Physiotherapeuten soll hierbei kaum eine Rolle spielen. Bei Physiotherapeuten mit akademischem Abschluss betrug das durchschnittliche Gehalt laut Studie rund 2.630 Euro und bei examinierten Therapeuten etwa 2.390 Euro. Therapeuten, die in einer ambulanten Praxis arbeiten, verdienen circa 300 Euro weniger als Mitarbeiter in einer Klinik oder anderen stationären Einrichtung. Auch die Vergütung von Hausbesuchen soll nicht angemessen sein, obwohl viele darauf angewiesen sind.
Arbeitsbedingungen werden ebenfalls kritisiert
Pro Patient werden nur 20 Minuten veranschlagt, sodass Physiotherapeuten sich darüber beklagen, dass sie oftmals nicht wie gewünscht oder es erforderlich wäre auf die Patienten eingehen können. Die geringe Vergütung der Leistungen und die sehr knappe Bemessung der Zeit führt dazu, dass die Patienten eng getaktet werden. Dies wiederum erhöht den Stress und schlimmstenfalls leidet auch die Qualität der Behandlungen darunter. Zudem kann vielen kranken Menschen nicht richtig geholfen werden, denn die Krankenkassen verschreiben pro Quartal nur sechs Behandlungen. Dabei geben die meisten Physiotherapeuten an, dass sie dazu in der Lage sind, den Behandlungsbeginn, Umfang und Inhalt selbst bestimmen zu können. Hinzu kommen lange Arbeitstage, denn viele Kunden möchten aufgrund ihres eigenen Jobs sehr früh oder sehr spät am Tag einen Termin haben. Daneben beklagen sich viele Physiotherapeuten über fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und Anerkennung.
Mangel an Physiotherapeuten durch Veränderungen verhindern
Die schlechte Entlohnung und mäßigen Bedingungen könnten Folgen haben, denn dies fördert einen Berufswechsel. Daraus wiederum resultiert ein Mangel an Nachwuchs, denn die Ausbildung zum Physiotherapeuten wird immer unattraktiver. Daher sollten die Ergebnisse der Umfrage auf die verschärfte Situation hindeuten. Die Meinung der Therapeuten ist, dass die Physiotherapie von den Krankenkassen nicht nur als Kostenfaktor angesehen werden sollte, sondern als ideale Möglichkeit, durch eine optimale Behandlung und Vorsorge hohe Kosten einsparen zu können. Hierfür muss allerdings die Leistung gerecht bezahlt werden, um die Fachkräfte, die sich nach anderen Jobs umsehen und abwandern, zurück zu gewinnen und zu behalten.
Fazit
Während das Arzt Gehalt zu den Besserverdienern zählt, beklagen sich viele Physiotherapeuten über die schlechte Bezahlung, wie die Umfrage der Hochschule Fresenius ergab. Obwohl Physiotherapeuten immer wichtiger werden, allein angesichts der Tatsache, dass Rückenbeschwerden zur Volkskrankheit geworden sind, müssen sie mit Einkommensnachteilen rechnen. Diese Entwicklung hat auch für die spätere Rente ungünstige Auswirkungen.
Ebenso zu beobachten ist, dass in vielen medizinischen Berufsfeldern ein Fachkräftemangel ein großes Problem ist. Davon besonders betroffen sind auch Physiotherapeuten. Hamburg ist laut Statistik aktuell in Deutschland das einzige Bundesland, in dem die Dichte an Physiotherapeuten ausreicht. Und dies, obwohl die Physiotherapie ein so wichtiger Pfeiler in der gesundheitlichen Versorgung ist. Bleibt zu hoffen, dass das Heil- und Hilfsmittelversorgungsstärkungsgesetz Verbesserungen bringt und die hohe Bedeutung der Physiotherapeuten berücksichtigt wird.