Wenn ein/e Patient/in einen Arzttermin versäumt bzw. diesen nicht frühzeitig absagt, ...

Der Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche ist mittlerweile auch in den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland spürbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi). Mehr als 60 Prozent der Einrichtungen beklagen, dass nicht ausreichend ärztliches und nichtärztliches Personal zur Verfügung steht.
Personalmangel besteht besonders im ländlichen Raum
Für das sogenannte Zi-MVZ-Panel hat das Zi von September 2020 bis Mai 2021 rund 3.600 der insgesamt 4.200 Medizinischen Versorgungszentren in Deutschland befragt. In die Auswertung gingen die Antworten von 214 Zentren aus dem gesamten Bundesgebiet ein. Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen, dass der Fachkräftemangel längst im ambulanten Bereich der Gesundheitsversorgung angekommen ist und sich in den Medizinischen Versorgungszentren verschärft. So schätzen mehr als 60 Prozent der Zentren die Verfügbarkeit von ärztlichen Fachkräften als schlecht bis sehr schlecht ein. Beim nichtärztlichen medizinischen Personal sind es rund zwei Drittel. Besonders betroffen sind Zentren im ländlichen Raum. Hier halten sogar 90 Prozent der Befragten die Verfügbarkeit von ärztlichen Fachkräften für schlecht bis sehr schlecht, für das nichtärztliche Personal sagen dies drei Viertel.
Im Jahr 2019 hatte knapp die Hälfte aller Zentren mit Problemen bei der Personalnachbesetzung zu kämpfen. Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung ärztlicher Stellen traten in einem Drittel der befragten Versorgungszentren auf. Am häufigsten war das Fachgebiet der Allgemeinen Chirurgie betroffen.
Personalkosten machen größten Anteil der Gesamtaufwendungen aus
Für das Panel wurden die MVZ auch nach einer Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Gesamtsituation gefragt. Bei den Antworten zeigen sich große Unterschiede nach Art der Trägerschaft. Rund 44 Prozent der teilnehmenden Versorgungszentren werden von einem Krankenhaus getragen, 39 von einem/-r Vertragsarzt/-ärztin. Diese Verteilung entspricht grob der Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung für das Jahr 2019.
Zentren in vertragsärztlicher Trägerschaft schätzen ihre wirtschaftliche Situation insgesamt positiver ein als Einrichtungen in der Trägerschaft eines Krankenhauses. 86 Prozent der von Vertragsärzten getragenen Zentren bewerten ihre Gesamtsituation als gut bzw. eher gut. Bei den Zentren in Trägerschaft eines Krankenhauses sind es nur 64 Prozent. Die Höhe des Jahresüberschusses bewertet insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer als gut bzw. eher gut. Unter den vertragsärztlich getragenen Einrichtungen sind es 73 Prozent, unter den krankenhausgetragenen Zentren dagegen nur 37 Prozent.
Den größten Anteil der Ausgaben machen Personalkosten aus, mit 71 Prozent der Gesamtaufwendungen.
Die Ausbildungssituation in der vertragsärztlichen Versorgung
Um den Fachkräftemangel abzuschwächen, wird dringend medizinischer Nachwuchs benötigt. Im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel hat das Zi daher Medizinische Versorgungszentren und Arztpraxen nach ihrer Ausbildungstätigkeit im nichtärztlichen Bereich befragt.
Die Ausbildungsbereitschaft innerhalb der vertragsärztlichen Versorgung ist hoch. Insgesamt 42 Prozent der MVZ und Praxen bilden MFA-Nachwuchskräfte aus. Dem Personalmangel entgegenzuwirken, stellt dabei eine der wichtigsten Motivationsquellen dar. Weiterhin möchten die Einrichtungen mit ihrer Ausbildungstätigkeit einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag leisten.
Eine Herausforderung stellt die Bewerbungslage dar. Die Zahl der eingehenden Bewerbungen ist zwar höher als die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen und gut 90 Prozent aller Praxen und Versorgungszentren haben alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können. Allerdings erweisen sich viele Bewerber/innen als ungeeignet. 46 Prozent der befragten Einrichtungen geben an, dass nicht einmal die Hälfte der Bewerbungen die notwendige Eignung für die ausgeschriebenen Stellen aufgewiesen habe. Rund 32 Prozent haben Bewerber/innen eingestellt, die nicht den ursprünglich gewünschten Schulabschluss Mittlere Reife aufweisen konnten. Der Umfrage zufolge bringen viele Bewerber/innen zudem nicht die erwarteten Soft Skills wie Belastbarkeit und Sozialkompetenz mit. In dieser Diskrepanz sehen die Einrichtungen einen der Hauptgründe für Ausbildungsabbrüche. Rund ein Drittel der ausgewerteten Praxen und Versorgungszentren sind in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen gewesen.
Insgesamt halten es die befragten Einrichtungen für wichtig, die Ausbildungsordnung zu überarbeiten und an die veränderten Arbeitsbedingungen anzupassen. Das betrifft sowohl den Bereich der Praxisorganisation als auch den Bereich der Digitalisierung, die Vermittlung von Fachwissen und Grundkenntnissen sowie Soft Skills.