Nach dem erfolgreich absolvierten Medizinstudium steht die Entscheidung an, welche Facharztausbildung als Assistenzarzt/-ärztin eingeschlagen werden soll. Viele Medizinstudierende beschäftigen sich mit dieser für sie zukunfts- und karriereweisenden Entscheidung bereits nach der Vorklinik oder dem Physikum. Das Medizinstudium verläuft für die meisten mehr oder weniger gleich. Danach aber trennen sich die Wege von jungen Medizinern/-innen in unterschiedliche Fachrichtungen. Hier geben wir einen kompakten Überblick zu den beliebtesten Facharztausbildungen in Deutschland und beleuchten zentrale Entwicklungen.
Inhaltsverzeichnis
Fakten zur Facharztausbildung in Deutschland
Wer Medizin studiert, hat mit Blick auf die anstehende Facharztausbildung die Qual der Wahl. In Deutschland gibt es über 50 Facharzttitel, sodass der Fokus auf die Top-10 hier für Orientierung sorgen kann. Interessant und wegweisend ist in dieser Hinsicht die Tatsache, dass sich etwa die Hälfte aller Nachwuchsmediziner/innen für einen Facharzttitel aus den Top-5 entscheidet. Das zeigt, dass es beim medizinischen Nachwuchs klare Favoriten gibt.
Als Datengrundlage für das Ranking kann die Ärztestatistik der Bundesärztekammer herangezogen werden. Zudem führt die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) regelmäßig Befragungen unter Medizinstudierenden durch, um ein aktuelles Bild zeichnen zu können. Dieses „Berufsmonitoring“ zeigt aktuelle Verschiebungen innerhalb der Top-10 der Facharztausbildungen in Deutschland.
Die Plätze 10 bis 6 der beliebtesten Fachdisziplinen
Unterschiede im Ranking können sich aus der verwendeten Datenlage bzw. deren Aktualität ergeben. Generell sind die beliebtesten Fachrichtungen in den Top-10 aber relativ stabil, sodass es von einem Jahr auf das andere Jahr nicht zu drastischen Änderungen kommt. Es haben sich angesichts der Zahlen der letzten Jahre klare Favoriten herausgebildet.
Eingeleitet werden die Top-10 der beliebtesten Facharztausbildungen in Deutschland von der Augenheilkunde. Auf den Plätze 8 und 9 landen Fachärzte für Neurologie und Radiologie.
Auf Platz 7 landet die Psychiatrie (Psychotherapie) als stark gefragte Fachrichtung aus Patientensicht. Seit vielen Jahren ist klar, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz ein wachsendes Problem sind. Durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Fachärzten/-innen stark gestiegen, was auch den Bereich der Kinder- und Jugendmedizin betrifft.
Auf Platzt 6 landet genau dieser Fachbereich der Kinder- und Jugendmedizin. Durch den Facharztmangel ist vor allem die ambulante Versorgung in vielen Regionen nicht optimal aufgestellt. Jenseits der Karriere in der Klinik ist die Option der Praxisgründung für diesen Fachbereich sicher eine zukunftssichere Option.
Die weiteren Fachdisziplinen in den Top-5
Aufgestiegen in die Top 5 ist die Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Das lässt sich u.a. damit erklären, dass die Geburtenrate in den letzten Jahren angezogen hat und es sich um ein sehr perspektivenreiches Betätigungsfeld handelt. Bei der Frauenheilkunde spielt vor allem auch die ambulante Versorgung in Facharztpraxen eine strukturell wichtige Rolle.
Auf Platz 4 rangiert im Jahr 2022 die Orthopädie und Unfallchirurgie. Das liegt zu einem am hohen Prestige dieser Facharztausbildung. Gleichzeitig sorgt der demografische Wandel für eine steigende Nachfrage an entsprechenden Behandlungen.
Plätze 3 und 2 der beliebtesten Facharztausbildungen
Auf Platz 3 schafft es die Fachrichtung der Anästhesiologie. Narkoseärzte/-innen sind strukturell sehr wichtig, da ihre Fähigkeiten interdisziplinär gefragt und besonders im Klinikbetrieb unverzichtbar sind. In den kommenden Jahren werden immer mehr operative Eingriffe ambulant durchgeführt. Insofern ist mit exzellenten Karriereaussichten in diesem Bereich zu rechnen.
Die Allgemeinmedizin befindet sich regelmäßig in der Spitzengruppe, da diese Allrounder sehr gefragt sind und perspektivenreiche Karrierewege vor ihnen stehen. Bezeichnend ist die Entwicklung, dass immer mehr Facharzttitel für Allgemeinmedizin an Frauen gehen. In den kommenden Jahren werden viele Allgemeinmediziner/innen in den Ruhestand gehen, sodass der Marktwert dieser Fachärzte/-innen als sehr hoch anzusehen ist.
Platz 1: Innere Medizin ist die beliebteste Facharztausbildung
Die Innere Medizin führt das Ranking schon lange an. Das liegt sicherlich an der Breite des Fachgebiets, die trotzdem vielfältige Spezialisierungsoptionen wie etwa in den Bereichen Kardiologie oder Pneumologie zulässt. Neueste Daten zeigen, dass die Option der Niederlassung mit einer eigenen Facharztpraxis wieder eine beliebtere Option für ausgebildete Fachärzte/-innen ist.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Facharztausbildung?
Bezeichnend für die pandemiebedingten Entwicklungen in den letzten Jahren war, dass die Virologie, Infektionsepidemiologie und die Mikrobiologie stärker in den medialen Fokus gerückt sind. In diesen Bereichen ist es tatsächlich zu einem Zuwachs an Facharzttiteln gekommen. Es bleibt mit Blick auf die Statistiken der kommenden Jahre abzuwarten, ob es sich um eine nachhaltige Entwicklung handelt. In jedem Fall taucht in der Statistik 2021 der neu eingeführte „Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und Infektiologie“ in Zukunft mit Sicherheit öfter auf.