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praktischArzt Magazin THC-Liquids schuld an Lungen-Toten?
Bei elektrischen oder E-Zigaretten wird kein Tabak verbrannt. Es werden stattdessen meist nikotinhaltige und aromatisierte Liquids elektrisch verdampft. Darauffolgend wird der Dampf inhaliert. Die E-Zigaretten galten bisher als weniger schädliche Alternative zum Rauchen. Darüber hinaus dienten sie als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung. In den letzten Monaten ist das Dampfen von E-Zigaretten (“Vaping”) jedoch in Verruf geraten. In den USA traten nämlich gehäuft unerklärliche, zum Teil letale Lungenerkrankungen auf. Diese werden nun mit dem Konsum von THC-Liquids in Verbindung gebracht.
Zum Stand im November 2019 zählt man vor allem in den USA bisher fast 2300 Patienten mit Lungenschäden, davon 47 letal, also zum Tode führend. Die genauen Ursachen konnte man sich für lange Zeit nicht erklären. Eine kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie der Mayo Clinic gibt allerdings Aufschluss.
Sie zeigt nämlich, dass die Lungenschäden sehr wahrscheinlich durch die direkte Toxizität beim Inhalieren schädlicher chemischer Dämpfe aus den E-Zigaretten verursacht werden.
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control (CDC) in Atlanta identifizierte in einer kürzlich veröffentlichten Studie Vitamin E-Acetat als verantwortliche Chemikalie für die Vaping-Produkt-assoziierten Lungenverletzungen (EVALI).
Bei Labortests von Flüssigkeitsproben der bronchoalveolären Lavage (diagnostische und therapeutische Verfahren in der Medizin, kurz: BAL) von 29 Patienten mit EVALI wurde in allen Proben Vitamin E-Acetat gefunden. 82% der Proben enthielten Tetrahydrocannabinol (THC) und in 62% war Nikotin enthalten. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass man THC-Rückstände auch in Proben von drei Patienten fand, die nach eigenen Angaben kein THC zu sich nahmen.
Vitamin E-Acetat wird als Additiv verwendet. Demnach nutzt man es als Verdickungs- und Streckungsmittel in THC-haltigen E-Zigaretten oder Dampfprodukten. Bereits frühere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass gerade Produkte, die THC oder andere Cannabisöle wie Cannabidiol (CBD) enthalten, eine Rolle bei diesen Erkrankungen spielen könnten. So zum Beispiel eine frühere Studie der CDC an 86 EVALI-Erkrankten. Von diesen erkrankten Personen konsumierten 87% in den Monaten zuvor THC-haltige Liquids.
Dabei dampften 65% der Befragten mindestens einmal täglich und 41% mindestens fünfmal täglich. Die THC-haltigen Liquids bezogen die Verbraucher aus Straßenverkäufen, von Dealern oder Freunden sowie Bekannten. Woher diese Produkte ursprünglich stammen, wie sie in Umlauf kamen oder wer sie herstellte, sei bisher völlig unklar, so das CDC.
In einer Studie der Mayo-Klinik in der USA wurden Lungenbiopsien von 17 Patienten mit EVALI untersucht. Alle Patienten hatten gedampft, 71% davon Marihuana- oder Cannabisöle. Alle untersuchten Patienten zeigten akute Lungenschäden, einschließlich Lungenentzündung.
Zwei der Patienten verstarben. Die Pathologie deutete auf eine direkte chemische Schädigung hin, ähnlich derjenigen, die man nach Exposition gegenüber giftigen chemischen Dämpfen, Gasen oder anderen toxischen Agenzien beobachtet.
Jeder sollte sich bewusst sein, dass das Dampfen von E-Zigaretten nicht ohne potenzielle, eventuell lebensbedrohliche Risiken ist.
In Deutschland sind zwar bisher keine erhöhten Risiken durch Liquids aus dem deutschen und dem europäischen Fachhandel erkennbar. Man sollte aber keine THC-haltigen E-Zigaretten- oder Vaping-Produkte aus dem Schwarzmarkt verwenden. THC und Vitamin-E-Acetat sind bei uns nicht als Zusatzstoffe in E-Zigaretten erlaubt.
Deswegen sieht das Bundesamt für Risikobewertung momentan keinen Grund, die Bewertungen hinsichtlich der Schadstoff- und Suchtrisiken von E-Zigaretten zu ändern. Das bedeute aber nicht, dass die Behörde E-Zigaretten empfehle. Auf jeden Fall scheint es vernünftig, die Vaping-Branche besser zu regulieren und die Öffentlichkeit, insbesondere die Jugend, über die mit Dampfen verbundenen Risiken aufzuklären.
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