Ärzte die surfen? Nicht nur in Australien und Hawaii. Allerdings ist es zwischen durchgelernten Nächten und 24 Stunden Diensten nicht einfach, die richtige Work Life Balance zu finden. Erst recht, wenn für das Hobby der Wahl tausende Kilometer im Auto oder Flugzeug zurückgelegt werden müssen. Im Gegensatz zum regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio, ist der Weg aufs Surfboard mit zahlreichen Hindernissen verbunden.
Aber es lohnt sich. Studien zeigen, dass die vielfältige Belastung beim Paddeln, Warten und beim tatsächlichen Wellenreiten das kardiorespiratorische Fitnesslevel deutlich verbessert. Außerdem sind Stärke, Muskelausdauer und anaerobe Kraft, vor allem der Oberkörpermuskulatur gefragt.
Auch die mentale Fitness kommt nicht zu kurz. In zahlreichen Studien wurde gezeigt, dass sich Surfen positiv auf Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie und Posttraumatische Belastungsstörungen auswirkt. Auch ohne psychische Erkrankung wird die Laune verbessert und ein Gefühl von innerer Ruhe stellt sich ein.
Surfende Ärzte
Die gute Nachricht ist: der weltweite Zuwachs an Surfbegeisterten findet seinen Weg in die Medizin. In Deutschland organisieren die Surfdocs einwöchige Fortbildungsveranstaltungen für Fachärzte. Wie der Name Surfdocs vermuten lässt, liegt der Fokus auf den sportmedizinischen Aspekten des Surfsports. Unter anderem wird Wissen über die gesamten Motorik des Körpers, den Stütz- und Bewegungsapparat; Ethik, Geschichte, Recht, Politik, die Organisation der Sportmedizin und des Sports generell; aber auch Wissen über sportmedizinische Aspekte anderer Wassersportarten (Schwimmen, Tauchen und Bootssport) vermittelt.
Neben der Theorie, kommen auch die praktischen Aspekte des Surfsports nicht zu kurz. Daher finden die Kurse an den schönsten Stränden Europas statt.
In einer Woche bei den Surfdocs können Fachärzte 40 CME-Punkte (Continued Medical Education) für ihr Fortbildungskonto sammeln.
Auch für die Weiterbildung Sportmedizin können innerhalb des einwöchigen Kurses bei den Surfdocs 40 Stunden gesammelt werden.
Es sind derzeit 240 Kurs-Stunden zur Weiterbildung erforderlich. Diese setzten sich zusammen aus 120 Stunden zur „Theorie und Praxis der Sportmedizin“ und 120 Stunden zur „Theorie und Praxis sportmedizinischer Aspekte des Sports“.
Leider ist derzeit in den meisten Teilen Deutschlands noch ein Facharzt für die Weiterbildung zum Sportmediziner erforderlich. Nur in Bayern und Nordrhein-Westfalen kann die Zusatzbezeichnung „Sportmedizin“ auch ohne Facharzt erworben werden.
Fortbildungsmöglichkeiten für alle Surfmedizin-Begeisterten
Surfing Medicine International bietet für alle Surfmedizin Interessierten BSLS (Basic Surf Life Support) Kurse an. Basic Surf Life Support beinhaltet das Erlernen von erster Hilfe beim Surfen, Techniken zur Wasserrettung, Theorie bezüglich Wellen und Tide sowie von Grundkenntnissen über Verletzungen des Bewegungsapparates. Am Ende des Tages finden eine schriftliche und eine praktische Prüfung statt. Nach erfolgreichem Bestehen erhalten die Teilnehmer eine entsprechende Urkunde.
Auch ohne Medizinstudium, ärztliche Approbation oder abgeschlossene Facharztausbildung kann jeder Interessierte an dem eintägigen Kurs teilnehmen.
Beim ASLS (Advanced Surf Life Support) Kurs wird auf diesem Wissen aufgebaut. Der einwöchige Kurs beinhaltet umfangreiche Schulungen zur surfmedizinischen Ersten Hilfe, Lebensrettungsmaßnahmen und der notfallmedizinischen Versorgung bis zur Weiterbehandlung im Krankenhaus. Das notwendige Wissen wird in medizinischen Workshops, praktischen Übungen und Szenarien vermittelt. Der Kurs wird ebenfalls mit einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung abgeschlossen.
Im Gegensatz zum BSLS-Kurs ist die Ausübung eines medizinischen Berufes Voraussetzung für die Teilnahme am ASLS-Kurs. Teilnehmende Fachärzte können 34 CME-Punkte für ihr Fortbildungskonto sammeln. Teilnehmer aller anderen Berufsgruppen erhalten am Ende des Kurses ein Zertifikat über die erfolgreiche Kursteilnahme.
Forschung in der Surfmedizin
Als weltweit größter Zusammenschluss surfender Ärzte veranstaltet Surfing Medicine International eine jährliche Konferenz zum Thema Forschung im Surfsport. In Vorträgen, Workshops und Trainings werden Ergebnisse bezüglich Gesundheit, Prävention, Training und Leistungsverbesserung vorgestellt. Auch für generelle umweltbezogene Themen ist Platz auf der Agenda.
Aktuelle Studien behandeln unter anderem die Auswirkungen von Plastik auf den menschlichen Körper, Wiederbelebungsmaßnahmen nach Ertrinken und die Entstehung häufiger Verletzungen beim Surfen.
Im globalen Verletzungsregister für Surfer und Kitesurfer werden anonym Unfallhergänge erfasst. Ziel ist es, evidenzbasierte Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln und den Surfsport sicherer zu gestallten.
Das Wichtigste auf einen Blick
Derzeit gibt es in Deutschland für Fachärzte die folgenden anerkannten Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten:
40 Stunden zur Anrechnung auf die Weiterbildung zum Sportmediziner bei den Surfdocs
40 CME-Punkte beim Lehrgang der Surfdocs
34 CME-Punkte beim ASLS Kurs von Surfing Medicine International