Eine positive Unternehmenskultur kann für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen ein ...

Depressionen und Suizid im Medizinstudium sind leider keine Ausnahme mehr. Es ist bekannt, dass das Medizinstudium eines der anstrengendsten Studiengänge darstellt. Dies ist dem hohen Lernpensum geschuldet und zahlreichen Prüfungen sowie praktischen Tätigkeiten. Eine Studie stellte nun fest, dass jeder vierte Medizinstudierende unter Depressionen leidet. Jeder zehnte dachte bereits an Suizid. Aktuelle Zahlen sowie Ratschläge, wie man entgegenwirken kann, werden in diesem Artikel beleuchtet.
Weshalb sind Medizinstudierende so gefährdet?
Auffällig ist zuerst einmal, dass die psychische Gesundheit bei zukünftigen Medizinstudierenden häufig besser ist als bei Studierenden anderer Studiengänge. Allerdings findet eine Verschlechterung des mentalen Zustandes während dem Medizinstudium statt. Grund dafür sind zu wenig Schlaf, Stress, Konkurrenzdruck und traumatische Erfahrungen mit Patienten.
Darüber studieren viele weit weg von ihrer Familie. Die Charaktereigenschaften spielen ebenso eine Rolle – angehende Ärzte weisen eine hohe Gewissenhaftigkeit auf und setzen sich selbst verstärkt unter Druck. Der Versuch, die vielfältigen Herausforderungen meistern zu wollen und trotz aller Bemühungen nicht die gewünschten Resultate zu erzielen, mündet bei vielen dann in Verzweiflung.
Überdies ist die vorherrschende Auffassung gegenüber psychischen Erkrankungen in Klinken relevant. Demnach suchen Ärzte nach „starken“ Persönlichkeiten, welche dem Druck in Krankenhäusern standhalten können. Psychische Gesundheitsprobleme würden ferner als Charakterschwäche betrachtet.
11 % der Medizinstudenten beschäftigen sich mit Suizid
Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass Depressionen und Suizid im Medizinstudium leider keine Seltenheit mehr sind. Eine Meta-Analyse im US-amerikanischen Ärzteblatt kam zu dem Ergebnis, dass 27,2 % aller 122.356 befragten Studierenden mit Depressionen oder depressiven Symptomen zu kämpfen hatte. Bei Medizinstudenten seien Depressionen außerdem gehäufter als in der restlichen Bevölkerung anzutreffen. In der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen leiden demzufolge 9,3 %, in der Altersgruppe der 26- bis 49-Jährigen 7,2 % unter Depressionen oder depressiven Symptomen.
Bei manchen der befragten Studierenden waren oder sind die Auswirkungen des Medizinstudiums noch drastischer, denn 11% beschäftigen sich bereits mit Suizid. Obwohl Depressionen nicht selten sind und es hierfür Behandlungen gibt, holen sich jedoch lediglich 15,7 % der Betroffenen professionelle Hilfe. Dies ist insbesondere aus dem Grund ein alarmierendes Ergebnis, da Depressionen in Suizidgedanken resultieren können.
Vorgehensweisen gegen Depressionen und Suizid im Medizinstudium
Kritik an der Studie ergibt sich aus der Betrachtung der unterschiedlichen Länder und die Komplexität der Vergleichbarkeit. In den USA kommt beispielsweise zusätzlich noch die finanzielle Belastung im Studium und damit verbunden die Tilgung der Kredite hinzu.
Trotz einiger Begrenzungen der Meta-Analyse wird ersichtlich, dass angehende Ärzte eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, an Depressionen zu erkranken oder Suizidgedanken zu haben. Dies gilt ebenfalls für Deutschland. Doch wie kann man nun dagegen vorgehen?
Hilfe annehmen
Medizinstudierende sollten sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen. Bereits bei der Bemerkung erster Symptome sei es wichtig, Beratungsstellen aufzusuchen. Die Stellen gibt es in Deutschland an allen Universitäten. Darüber hinaus stellen Medizinstudierende tendenziell zu hohe Erwartungen an sich selbst. Die komplette Kraft sechs Jahre lang aufzuwenden ist ohne die Gönnung von Ruhepausen unmöglich.
Deswegen ist es wichtig, auf sich selbst und den Körper zu hören und im Notfall ein Freisemester einzuplanen. Sport oder andere Hobbies können helfen, außerhalb des Studiums abzuschalten. Denn wenn man im Medizinstudium bereits unter Depressionen oder Suizidgedanken leidet, wird sich als approbierter Mediziner ohne Hilfe eines Psychologen nicht viel ändern. So ist es nicht verwunderlich, dass auch viele Ärzte mit Suizidgedanken spielen und Selbstmord begehen.
In den Kliniken muss sich etwas ändern
Eine Idee, welche sich laut der Meta-Analyse als wirksam erwies, sind beispielsweise Mentoren. Diese könnten den Studierenden als individuelle Berater zur Verfügung stehen. Deutschland könnte sich zudem an der St. Louis University School of Medicine in Missouri, USA, ein Beispiel nehmen: diese Universität änderte ihr Curriculum, um den Druck auf die angehenden Ärzte zu verringern. Vorlesungsstunden wurden beschränkt und das Benotungssystem geändert, um den Druck etwas wegzunehmen. Die Uni bietet sogar Seminare zur Achtsamkeit an.
Des Weiteren ist es fundamental, die Verfügbarkeit von Behandlungsangeboten zu erhöhen. Elementar ist ferner die Entstigmatisierung von mentalen Krankheiten, die in Krankenhäusern vorherrsche. Klar ist allerdings: Nur mit einem Gesamtkonzept, in welches mehrere einzelne Maßnahmen integriert sind, ist die Reduktion von Depressionen und Suizid im Medizinstudium möglich.