
Die finanzielle Sicherheit empfinden Angehörige der Heilberufe als ebenso wichtig wie das Familienleben. Das geht aus der im April 2022 veröffentlichten Studie „Inside Heilberufe III“ hervor. Bereits zum dritten Mal hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) Heilberufler sowie Studierende nach ihren Werten, Zielen und Wünschen befragt. Die aktuelle Erhebung zeigt auch, wie sich der berufliche und private Alltag während der Corona-Pandemie verändert hat.
Finanzielle Sicherheit ist fast so wichtig wie das Familienleben
Für die Studie hat die apoBank rund 500 Angehörige der Heilberufe befragt, darunter Ärzte/-innen, Zahnärzte/-innen, Apotheker/innen sowie Studierende der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Die Antworten stammen zu gleichen Anteilen von angestellten und selbstständigen Berufstätigen.
Unter anderem wollten die Autoren wissen, was den höchsten Stellenwert im Leben der Befragten einnimmt. Für die Mehrheit (92 Prozent) steht dabei genau wie in den Vorjahren die Familie an erster Stelle. Deutlich zugenommen hat die Bedeutung finanzieller Sicherheit und Vorsorge. Dieser Aspekt ist 91 Prozent der Befragten wichtig, eine Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zu 2016. An Relevanz gewonnen haben entsprechend auch materielle Aspekte wie Einkommen und Lebensstandard (von 58 auf 65 Prozent), Eigentum (von 56 auf 64 Prozent) und Vermögensbildung (von 55 auf 64 Prozent).
Unter der Corona-Krise leidet vor allem das Privatleben
Nur 14 Prozent der Befragten geben an, dass die Corona-Pandemie ihre finanzielle Sicherheit und Vorsorge beeinträchtigt habe. Die größten Auswirkungen sehen die meisten Heilberufler im Privatleben. 82 Prozent sagen, dass die Pandemie sie bei Reisen eingeschränkt habe, 60 Prozent beklagen negative Einflüsse auf ihr Freizeitverhalten. 37 geben an, dass sich die Pandemie zudem auf ihre gesunde Lebensweise und Fitness ausgewirkt habe, 31 Prozent bemerkten einen Einfluss aufs Familienleben. Von negativen Auswirkungen aufs Berufsleben berichten dagegen nur neun Prozent.
Allerdings hat während der Corona-Krise die Zufriedenheit der Heilberufler mit ihrer beruflichen Situation spürbar abgenommen. Im Jahr 2016 sagten noch 62 Prozent der Befragten, dass sie mit ihrer beruflichen Situation zufrieden sind. Im Jahr 2022 sind es nur noch 51 Prozent. Demgegenüber geben 15 Prozent an, unzufrieden zu sein. 2016 waren es 13 Prozent.
Als besonders besorgniserregend bewerten die Studienautoren die steigende Unzufriedenheit unter den Studierenden. Der Anteil der Zufriedenen ging von 71 Prozent im Jahr 2016 auf 44 Prozent im Jahr 2022 zurück. Ganze 22 Prozent der Studierenden sind mit ihrer Situation unzufrieden. 62 Prozent sagen, dass die Pandemie sich negativ auf ihre Stimmung ausgewirkt hat.
Gut jeder fünfte Heilberufler plant eine Niederlassung
Befragt nach ihren Zukunftsplänen, geben 22 Prozent der angestellten Heilberufler an, eine Selbstständigkeit bzw. eine Niederlassung anzustreben. 32 Prozent möchten ihre Karriere weiter vorantreiben und beruflich aufsteigen. Rund ein Drittel will sich dagegen der Familienplanung widmen. Unter den im Durchschnitt älteren niedergelassenen Heilberuflern möchten sich 29 Prozent auf den Ruhestand vorbereiten. Für die meisten geht dies mit einer Aufgabe ihrer Praxis oder Apotheke einher. 27 Prozent möchten sich stärker ehrenamtlich engagieren.
Frauen setzen etwas andere Schwerpunkte als Männer. Rund jede vierte Heilberuflerin strebt einen Karrieresprung an, bei den Männern sind es 15 Prozent. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Mehrheit der Heilberuflerinnen angestellt arbeitet, während der Männeranteil unter den Niedergelassenen weit höher ist. Ein Drittel der angestellt arbeitenden Heilberuflerinnen strebt einen Karrieresprung an, 13 Prozent möchten eine eigene Niederlassung gründen.
Finanzielle Sicherheit: Was wünschen sich Heilberufler für die Zukunft?
Die größte Herausforderung für das Gesundheitssystem sehen Heilberufler im Fachkräftemangel (67 Prozent). 56 Prozent beklagen den hohen bürokratischen Aufwand, der mit ihrem Beruf einhergeht. Entsprechend wünscht sich die Mehrheit der Befragten (86 Prozent) weniger Dokumentation und Verwaltungsarbeit. 69 Prozent würden sich über weniger staatliche Regulierung und mehr Unabhängigkeit bei ihren beruflichen Entscheidungen freuen. Jeweils 65 Prozent wünschen sich mehr Zeit für Patient/-innen und Kund/-innen sowie eine freiere und flexiblere Arbeitszeitgestaltung.
Im Vergleich zu 2019 stark gestiegen ist der Wunsch nach digitalem Datenmanagement (von 30 auf 38 Prozent). Die Studienautoren gehen davon aus, dass dieser Wunsch mit der Corona-Pandemie im Zusammenhang steht. Hier bestehen allerdings große Unterschiede zwischen Angestellten und Selbstständigen: Während 44 Prozent der angestellten Heilberufler sich über mehr Digitalisierung am Arbeitsplatz freuen würden, sind es unter den Selbstständigen nur 29 Prozent, 38 Prozent würden gerne weniger mit digitalisierten Daten arbeiten. Ein höheres Einkommen und damit mehr finanzielle Sicherheit wünschen sich 88 Prozent der Angestellten und 63 Prozent der Selbstständigen.