
Im Oktober veröffentliche die Fachzeitschrift PLOS ONE eine Studie, die neue Erkenntnisse zu Linderung von Depressionen bringt. Demnach kann gesunde Ernährung Depressionssymptone bei jungen Erwachsenen abschwächen. Die Resultate stehen dabei im Einklang mit früheren Daten. Diese lassen darauf schließen, dass eine ungesunde Ernährung mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergeht. Wie die Studie aufgebaut ist und welche neuen Einsichten dadurch erhalten werden, wird hier beleuchtet.
Bisherige Studien: keine kausalen Zusammenhänge
Unsere so genannte westliche Ernährungsweise ist typischerweise reich an gesättigten Fetten, Fertig-Lebensmitteln und raffiniertem Zucker.
Es gibt in der Literatur zahlreiche Befunde, dass diese geringe Lebensmittelqualität das Depressionsrisiko vergrößern kann. Die Ernährung ist daher ein veränderbarer Risikofaktor für Depressionen. Eine frühzeitige Intervention ist aufgrund dessen möglich und sinnvoll.
Bisher gab es jedoch keine überzeugenden Beweise für einen tatsächlich bestehenden kausalen Zusammenhang zwischen Lebensmittelqualität und Depression.
Ob die Ernährung infolgedessen einen Hauptfaktor für das Abschwächen der psychischen Störung darstellt, war bis dahingehend ungeklärt. Es existieren lediglich randomisierte kontrollierte Studien, in denen eine Ernährungsintervention die Symptome von Depressionen linderte.
Heather M. Francis und Kollegen von der Macquarie Universität in Australien wollten nun in dieser Analyse untersuchen, ob junge Erwachsene mit deutlichen Depressionssymptomen eine kurze, dreiwöchige Diätintervention einhalten. Damit verbunden ergründeten sie, ob das Einhalten dieser Diät mit einer Verbesserung der Depressionssymptomatik verbunden ist.
Design und Durchführung der Studie
Bei der Untersuchung handelt es sich um ein Feldexperiment, da die Studie in einem natürlichen Umfeld und nicht in einem Labor stattfindet.
Teilnehmer der Untersuchung
Hierbei nahmen 76 Universitätsstudenten zwischen 17 und 35 Jahren teil, wobei 63% davon Frauen waren. Diese Gruppe wies mittelschwere bis schwere Depressionen auf. Dafür mussten sie mehr als sieben Punkte in der Depression, Anxiety and Stress Scale 21 (DASS) erreichen.
Überdies aßen die Teilnehmenden ungesund, gemessen am australischen Leitfaden für gesunde Ernährung. Dieser kennzeichnet eine schlechte Ernährung als reich an Fertigprodukten, Zucker und gesättigten Fetten.
Aufteilung in zwei Gruppen
Die Autoren teilten die Studierenden zusätzlich randomisiert in zwei Gruppen ein: eine Interventionsgruppe mit „Ernährungsumstellung“ und eine Kontrollgruppe mit „gleichbleibender Ernährung“.
Die Gruppe mit der Ernährungsumstellung erhielt kurze Anweisungen zur Verbesserung der Ernährung. Die Beteiligten sollten vermehrt Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Eiweiß (Fisch, mageres Fleisch, Geflügel, Eier, Tofu, Hülsenfrüchte), ungesüßte Milch, Nüsse und Samen, Olivenöl und Gewürze (Kurkuma und Zimt) verzehren.
Außerdem bekamen sie einen Korb mit gesunden Nahrungsmitteln und einen Einkaufsgutschein über umgerechnet 60 US-Dollar. Alle Teilnehmer dieser Gruppe wurden später noch zweimal von einer motivierenden Ernährungsberaterin angerufen, um Fragen zu beantworten,
Die Kontrollgruppe erhielt im Kontrast dazu keine Diätanweisungen, sondern wurde nur gebeten, nach Ablauf der drei Wochen zu einer Nachuntersuchung zu erscheinen. Vor und nach der Intervention bewerteten die Forscher die Ergebnisse der Beteiligten in Bezug auf Depressionen, Angstzustände und allgemeine Stimmung sowie ihre Leistung bei verschiedenen Lern- und Logikaufgaben.
Ergebnisse der Untersuchung
Laut Selbstauskunft und Flavonoidmessung erhielten am Ende der drei Wochen die meisten Teilnehmer der Interventionsgruppe eine gesunde Ernährung aufrecht. Sie zeigten demgemäß eine signifikante Verbesserung der Stimmung, wobei sich die Depressionswerte in den normalen Bereich verschoben.
Im CESD-R, einem Selbstbewertungsbogen für Depressive, gab es einen Rückgang von 20,56 auf 14,62 Punkte. Auch in den drei Komponenten des DASS kam es zu einer positiven Änderung des mittleren Schweregrads (7–10) hin zum normalen Bereich (0–4).
Des Weiteren blieben die Depressionswerte der Gruppe ohne Ernährungsumstellung im mittleren bis hohen Bereich. Es war sogar ein leichter Anstieg des CESD-R von 20,28 auf 20,81 zu verzeichnen.
Fundamental ist ferner, dass die Unterschiede in den beiden Gruppen signifikant sind und nicht durch andere Faktoren, wie beispielsweise BMI oder Gewichtsabnahme, zu erklären sind. Laut den Autoren hielten hingegen drei Monate nach Ende der Analyse lediglich noch 21 % der Interventionsgruppe die gesunde Ernährung aufrecht.
Begrenzungen der Analyse
Generell haben Feldexperimente den Nachteil, keine vollständige Kausalität aufweisen zu können. Demnach kann nie komplett ausgeschlossen werden, dass ausschließlich gesunde Ernährung zu einer Besserung der Depression führt. Der Grund liegt darin, dass Einflüsse auf den Ablauf einwirken, welche die Autoren bzw. die Versuchsleiter nicht nachvollziehen können.
Nichtsdestotrotz wurde die Analyse unter natürlichen Bedingungen durchgeführt, welche eine Übertragung des Experiments in die Realität erleichtern
Fazit der Autoren
Die Ernährungs-Intervention ist mit einem höheren Maß an Aufwand, Kosten und Risiken verbunden, geht dabei aber mit einer deutlichen Stimmungsverbesserung einher.
Schon geringfügige und leicht zu befolgende Änderungen der Ernährung können also eine nützliche Ergänzungstherapie sein, um die Symptome einer Depression zu lindern.
Essenziell ist allerdings die konsequente Umsetzung der gesunden Lebensweise. Darüber hinaus ist bei schwerwiegenden Depressionen eine Therapie essenziell.