
Behandlungsfehler bei Ärzten können jederzeit passieren – auch wenn es das Ziel eines jeden Krankenhauses ist, diese zu vermeiden. Vor allem Behandlungsfehler, die etwa auf Schlafentzug zurückzuführen sind, stellen ein bedeutendes Untersuchungsgebiet dar. Studienergebnisse zeigen jedoch: Wer mehr arbeitet, dem müssen nicht zwangsläufig auch mehr Fehler während der Arbeitszeit passieren. Damit beschäftigt sich auch die US-amerikanische ROSTERS Studie und zeigt überraschende Ergebnisse.
Wer die meisten Behandlungsfehler verursacht
Wer als Arzt mehr arbeitet, kann weniger schlafen und ist deshalb gefährdet, einen Behandlungsfehler zu begehen. Was im ersten Moment nach einer logischen Erklärung für Ärztefehler klingt, widerlegt die ROSTERS Studie mit ihren Ergebnissen. Hier heißt es: Personal mit 24-Stunden-Diensten begeht insgesamt weniger Fehler als Angestellte mit kürzeren Schichten. Die Untersuchung ergibt, dass die Fehlerquote bei Ärzten mit mehr Arbeitsstunden um über 50 Prozent höher ist.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich eine umfassende Bewertung dieser These als kompliziert erweist. Der Grund: Zwar variieren die Arbeitsstunden der Ärzte, jedoch muss auch die Arbeitsbelastung berücksichtigt werden. So heißt es, dass viele Mediziner mit weniger Stunden auch auf Intensivstationen arbeiten würden und die Arbeitsbelastung in den kürzeren Schichten deshalb um fast 30 Prozent höher sei.
Ursachenforschung für ärztliche Behandlungsfehler erweist sich als komplex
Solche Art von Studien seien kritisch zu betrachten, wie es aus Ärztekreisen heißt. Dr. David Asch, Medizinprofessor der University of Pennsylvania, kommt zur folgenden Annahme: Zwar sei es wichtig, die Arbeitszeiten zu berücksichtigen und dass diese Aufschluss darüber geben könnten, welchen Zusammenhang der durch Zeitmangel verursachte Schlafentzug bei Krankenhausfehlern spielt. Trotzdem seien auch andere Faktoren wichtig. Es gehe nicht nur um den Schlaf, sondern um viel komplexere Zusammenhänge.
Fehlerquote variiert auch von Krankenhaus zu Krankenhaus
Was die medizinische Studie noch komplexer macht: Die Ergebnisse fallen – abhängig von den unterschiedlichen Krankenhäusern – auch unterschiedlich aus. Konkret: Während an einem Krankenhaus weniger Fehler passieren, werden an drei weiteren Kliniken mehr Fehler verzeichnet. Bei zwei Krankenhäusern werden keine großen Unterschiede in der Fehlerquote verzeichnet. Eine frühere Studie zeigt außerdem: Die Fehlerquoten variieren immer wieder und können nicht einheitlich erfasst werden. Ob lediglich längere Arbeitszeiten daran Schuld sind, dass öfter ein Arztfehler passiert, kann deshalb nicht eindeutig anhand der Ergebnisse fest gemacht werden.
Fazit: Die Folgen von Schlafmangel – und die Folgen für Ärzte
Es ist allgemein bekannt, dass der menschliche Organismus empfindlich reagiert, wenn ein Schlafmangel vorliegt. Mögliche Folgen von Schlafentzug: Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Desorientiertheit oder auch eine gereizte Stimmung. Obwohl es deshalb zunächst nahe liegt, auch Ärztefehler auf Schlafmangel zurückzuführen, scheint die Ursachenforschung doch deutlich komplexer zu sein. Das bestätigen auch die Untersuchungen der ROSTERS Studie. Eine besonders bedeutende Rolle scheint beispielsweise die gesamte Arbeitsbelastung zu spielen. Viele Ärzte, die insgesamt weniger arbeiten würden, hätten zum Beispiel auch eine höhere Arbeitsbelastung, wenn sie etwa auf Intensivstationen arbeiten müssten – was eine mögliche Erklärung für eine erhöhte Fehlerrate ist.