Wenn ein/e Patient/in einen Arzttermin versäumt bzw. diesen nicht frühzeitig absagt, ...

Ärzte leiden zunehmend unter gesundheitlichen Beschwerden. Ständiger Zeitdruck, Überstunden und Personalmangel, genauso wie die kontinuierlich wachsende Bürokratie stellen Gründe hierfür dar. Zu diesem schockierenden Ergebnis gelangt eine repräsentative Befragung des Marburger Bundes (MB). Dieser möchte dem zunehmenden Stress nun entgegenwirken.
Begrenzung der Bereitschaftsdienste
Ein wichtiger Punkt, weswegen Ärzte so unter Stress stehen, ist die lange Arbeitszeit. Obwohl sich 59 % der Befragten eine Arbeitszeit zwischen 30 und 39 Stunden pro Woche wünschen, sind zwei Drittel mehr als 48 Stunden pro Woche tätig.
Ein gravierender Befund ist darüber hinaus, dass 26 % der Ärzte für ihre Überstunden weder einen Freizeitausgleich noch eine Bezahlung erhalten. Der Großteil der Ärzte würde sich jedoch eher einen Freizeitausgleich statt eine Vergütung wünschen.
Deswegen verlangt der MB eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste auf 4 pro Monat. Momentan führen 29 % der Mediziner mehr als 4 dieser Präsenzdienste am Wochenende oder in der Nacht aus. Nacht- und Wochenendschichten beeinflussen allerdings die soziale Teilhabe am negativsten.
Elektronische Erfassung der Arbeitszeit
Laut dem 2. Vorsitzenden des Marburger Bundes passe die „Konfektionsgröße Regelarbeitszeit“ nicht mehr. Aus diesem Grund müsse man eine andere Herangehensweise entwickeln. Der MB möchte dieser Problematik über die Reduzierung der Dienste, welche die wöchentliche Regelarbeitszeit überschreiten, entgegenwirken.
Um die Arbeitszeit der Mediziner in Zukunft nicht mehr so drastisch ansteigen zu lassen, fordert der MB eine elektronische Erfassung der Arbeitszeit. Dies soll flächendeckend geschehen. Nach der Befragung erfassen lediglich 44 % der Klinikärzte ihre Arbeitsstunden elektronisch. 26 % der Mediziner notieren ihre Arbeitsstunden zwar handschriftlich, doch ganze 30 % dokumentieren ihre Arbeitszeit überhaupt nicht.
Weniger Bürokratieaufgaben gegen Stress bei Ärzten
Des Weiteren müsse bisher mehr als jeder dritte Arzt im Schnitt über 4 Stunden pro Tag Verwaltungstätigkeiten nachgehen. Dies ist dahingehend bedenklich, da Mediziner in der Patientenversorgung gebraucht werden.
Der Marburger Bund empfiehlt eine anwenderfreundlichere IT-Ausstattung, Schreibdienste oder Stationssekretariate, welche sich um die Dokumentation kümmern. Aufgabendelegation ist hierbei ein wichtiges Stichwort: 77 % der Mediziner fühlen sich durch andere Berufsgruppen nicht genügend entlastet. Doch auch die Politik muss etwas gegen diese Problematik tun. Der MB fordert eine Generalinventur, bei welcher unnötige Vorgaben aufgezeigt und gestrichen werden.
Entlastung der Klinikärzte bedeutend
Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist es um den Gesundheitszustand der Mediziner überhaupt nicht gut bestellt: Knapp die Hälfte der befragten Ärzte fühlen sich oftmals überlastet, 60 % nehmen täglich oder mehrere Male pro Woche keine Pausen in Anspruch. 10 % der teilnehmenden Mediziner gaben überdies an, kontinuierlich über ihre Grenzen zu gehen.
75 % der Ärzte berichteten weiterhin, dass das Privatleben unter der Arbeitsbelastung leide. Dementsprechend ist es nicht sonderlich überraschend, dass jeder 5. Teilnehmende erwägt, zu kündigen. Gewinnbringendes Arbeiten anstatt menschlich zu helfen und zu heilen sei ein Grund hierfür, der mitunter angegeben wurde.
Daraus resultiert notwendiges Handlungspotenzial, um die Klinikärzte verstärkt zu entlasten. Denn häufig mündet eine stetige Überbelastung und körperliche sowie psychische Grenzüberschreitung in einem Burnout. Eine Idee wäre der vorherig erläuterte Bürokratieabbau und die Verlagerung auf andere Berufsgruppen.
Selbstverständlich reichen diese Maßnahmen allein nicht aus, denn ein zentrales Problem liege im Ärztemangel, welcher nicht nur vom MB behoben werden könne. Das bestehende DRG-Vergütungssystem jedoch könne nach Ansicht des Marburger Bundes durch ein sinnvolleres System abgelöst werden. Das neue System könne demzufolge ermöglichen, die Personalbesetzung so abzustecken, wie es zur Patientenversorgung nötig ist.