So wie sich die Generationen verändern, verändern sich auch die Berufsbilder, die Anforderungen an Unternehmen und die Jobsuche. Geht man der Frage nach, was jede Bewerberzielgruppe in Bezug auf das Arbeitsleben unterscheidet, fällt die Antwort schnell auf Arbeitsplatzgestaltung, Work-Life-Balance, Arbeitszeitmodelle, Hierarchie-Strukturen und Mitarbeitereinbindung. Digitalisierung hat die Generationen verändert, in vielen Firmen entsteht eine Team-Durchmischung aus jungen, sogenannten „Digital Natives“ und älteren, erfahrenen Mitarbeitern. Diese Durchmischung bringt einerseits Innovation, Weiterentwicklung und Erfolge, sorgt aber auch für ein Aufeinanderprallen von Werten und Lebenseinstellungen sowie veränderte Rahmenbedingungen – wie beispielsweise der Nachfrage nach Homeoffice, Unabhängigkeit und Flexibilität.
Jede Bewerberzielgruppe tickt also etwas anders, das stellt Arbeitgeber vor gewisse Herausforderungen, birgt aber auch jede Menge Chancen, für die sich Unternehmen öffnen und die sie nutzen sollten. Was den einzelnen Generationen wichtig ist, wo sie nach Jobs suchen und was sie grundlegend unterscheidet, zeigt der folgende Artikel.
Die Unterschiede der Generationen
Bei Babyboomer, Generation X, Y und Z verliert man schnell die Übersicht. Was bedeuten sie im Einzelnen, was macht sie aus? Um sie besser zu verstehen, hier ein allgemeiner, kurzer Überblick (die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Babyboomer
Sie sind zwischen 1946 und 1964 geboren und die erste Nachkriegsgeneration, die ein enormes Wirtschaftswachstum erlebt und die meisten Babys bekommen hat. Diese Generation hat noch viel von der Vorkriegsgeneration mitbekommen und ein starkes Kollektivbewusstsein – Parteien, Kirchen, Gewerkschaften waren etwas, wo man dabei gewesen ist. Das hat sich mit den späteren Generationen stark verändert. Sie sind derzeit mit etwa 10% auf dem Arbeitsmarkt vertreten, werden in den nächsten Jahren deutlich weniger werden und in den Ruhestand gehen.
Generation X (GenX, „Generation Golf“)
Sie sind zwischen 1965 und 1979 geboren und erlebten die Wirtschaftskrise. Diese Generation war schon etwas stärker konsumorientiert, gleichzeitig haben sie ein gewisses Aufbrechen der festen Gesellschaftsstrukturen erlebt, indem es zu mehr Scheidungen kam und das Eingehen lockerer Verhältnisse und Beziehungen anfing. Sie dominieren derzeit den Arbeitsmarkt in Führungspositionen.
Generation Y (Why, Millennials)
Sie sind zwischen 1980 und 1993 geboren und haben die Jahrtausendwende bewusst erlebt. In dieser Generation begannen der Internetboom und die Globalisierung. Der Umgang mit dem Internet ist selbstverständlicher als bei den vorherigen Jahrgängen. Der Work-Life-Balance-Gedanke und das Streben nach Glück spielt hier eine große Rolle, gleichzeitig aber auch das Gefühl der Unsicherheit – sichere Arbeitsplätze werden immer seltener. Der Drang zur Individualität ist ebenfalls stark vertreten – Kollektiverfahrungen haben stark abgenommen (über die sozialen Medien finden diese zwar statt, aber auf eine andere Weise als in den vorherigen Generationen (das ist natürlich keine allgemeine Aussage, es gibt in jeder Generation jene, die sich für das Kollektiv einsetzen).
Generation Z – auch „Generation YouTube“ genannt
Die jüngste Generation ist zwischen 1994 und 2010 geboren. Die Digitalisierung ist bei ihnen komplett in den Alltag integriert. Viel lässt sich noch nicht über sie sagen, im Nachhinein kann man immer leichter über gewisse Trends und Einflüsse aus der Zeit berichten. Generationen werden geboren, doch wirklich aktiv und wirkmächtig sind sie meist erst 20 bis 30 Jahre später. Momentan ist die Klimakrise in aller Munde, aber es ist nicht abzuschätzen, wie sich das auf diese Generation, ihr Verhalten und die Einstellungen auswirken wird. Diese Menschen sind noch sehr jung, in der Ausbildung, zum Teil noch Kinder und von anderen abhängig – daher haben sie dieses Selbstverwirklichungspotential noch nicht so entwickelt. Generation Z lebt ganz selbstverständlich mit den Medien, aber wie prägend das sein wird, bleibt abzuwarten.
Jede Bewerberzielgruppe stellt andere Ansprüche
Wie wirkt sich das nun auf das Arbeitsleben aus? Jede Altersgruppe verlangt nach unterschiedlichen Rahmenbedingungen und stellt andere Erwartungen an Unternehmen, bevorzugte Technik und Kommunikationsformen weichen ab. Folgende Punkte können im Recruitingprozess und der Personalsuche etwas Orientierung geben, worauf es den einzelnen Generationen bei der Jobsuche ankommt:
Generation X:
Sie fordern berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und selbstständige Arbeitsweise, weniger Wert legen sie auf Teamspirit. Die Ansprache ist oft noch förmlich und meistens mit „Sie“. Die „Gen X“ kommuniziert zentralisiert und ist zum Teil noch obrigkeitsdenkend. Sie bevorzugen das Telefon (Festnetz und Mobil) sowie das Arbeiten am PC. Auch hier ist zunehmend die Forderung nach Flexibilität und Homeoffice-Tätigkeiten spürbar. Ihnen ist familienfreundliche Arbeitszeitgestaltung, Eigenverantwortlichkeit, Brand Building und direkte Einbindung in Entscheidungen wichtig.
Generation Y:
Ausgeprägte Suche nach Sinnhaftigkeit und Abwechslung, daher auch „Generation Why“ genannt. Sie trennen nicht so klar zwischen Arbeit und Freizeit, reagieren flexibler auf Wandel als ihre Elterngeneration. „Gen Y“ sucht nach Jobs mit Entwicklungsmöglichkeiten und guten Einstiegsgehältern. Sie legen Wert auf flache Hierarchien und Teamwork, weniger auf Statussymbole. Die Ansprache kann mit „Sie“ und „Du“ erfolgen, das variiert je nach Branche. Sie bevorzugen das Smartphone und Tablet am Arbeitsplatz, weniger Festnetz. Sie wollen flexibel arbeiten, freier zwischen Homeoffice und Büro wechseln und arbeiten gern in Projekten. Freiraum für persönliche Arbeitszeitgestaltung, ansprechende Bezahlung, technisches Equipment und Image der Arbeitgebermarke sind ihnen wichtig, aber auch Gleichstellung, Transparenz und Offenheit für Wandel und Flexibilität, gute Work-Life-Balance und Selbstbestimmung.
Generation Z:
Sie befinden sich derzeit in der Ausbildung oder sind Berufsanfänger und dabei, den Arbeitsmarkt zu erklimmen. Kommuniziert wird überwiegend digital, virtuelle Kontakte sind sehr wichtig – genauso wie persönliche. Sie bevorzugen freie Entfaltung, Spaß und flache Hierarchien, aber auch Strukturiertheit und finanzielle Sicherheit. Ansprache und Kommunikation erfolgen überwiegend per „Du“ und über Smartphone und Tablet. Sie wollen ernst genommen werden, bevorzugen einen Global Workspace, flexible Arbeitszeiten und -orte, Gleichstellung, Diversität, Nachhaltigkeit, zunehmende Klimasensibilität und soziales Engagement.
Welche Kanäle und Medien nutzt die Bewerberzielgruppe
Auch hier tickt jede Altersgruppe etwas anders, wenn sie auf Jobsuche ist:
Generation X:
Sie lesen Online-Stellenanzeigen, aber auch in Zeitungen und nutzen zur Jobsuche Business-Portale, Suchmaschinen, Karrierenetzwerke, Facebook etc. Schriftverkehr (E-Mails, aber zum Teil auch noch auf Papier) und Textform dominiert.
Generation Y:
Sie bevorzugen eine papierlose Mediennutzung, per WhatsApp und SMS. Stellenanzeigen und Jobs werden online gesucht, über Business-Portale, Suchmaschinen, Xing, LinkedIn, Facebook.
Generation Z:
Bilder dominieren, sie favorisieren lebendiges Bildmaterial, Stories und Videos. Bevorzugte Erstkommunikation über Snapchat, WhatsApp, YouTube und Instagram.
Insgesamt wird deutlich, dass die meisten Vakanzen im Gesundheitswesen mittlerweile über Online-Stellenausschreibungen besetzt werden:
Welche digitalen Kanäle die Bewerber zur Jobsuche nutzen, zeigt die Studie der „Monster Recruiting Trends 2020“:
Was bevorzugt die Bewerberzielgruppe im Auswahlverfahren
Ein schneller und effizienter Bewerbungsprozess kommt bei allen gut an, doch gibt es hinsichtlich der Kommunikationswege einige Unterschiede:
Generation X:
Sie legen Wert auf eine persönliche Kommunikation per Mail, aber auch Anrufe und persönliche Interviews nach Absprache. Direkte Video-Bewerbungen sind eher selten.
Generation Y:
Sie bevorzugen eine vorab virtuelle Kommunikation mit Unternehmen und schnelle Entscheidungen, aber auch persönliche Interviews. Sie mögen zielgerichtete, sinnvolle Anfragen und die Aufnahme in den Talentpool.
Generation Z:
Sie legen Wert auf Schnelligkeit sowie auf eine Kommunikation und einen Informationsaustausch von überall aus und jederzeit. Der Bewerbungsprozess sollte ohne viel Aufwand möglich sein – mobile Bewerbung mit wenigen Klicks. Unternehmensvideos und Website-Design haben einen großen Einfluss und Interviews können gern via Facetime und Skype erfolgen.
Fazit: Den Wertewandel als Chance sehen
Dass diese Generationen im Alltag immer wieder aufeinanderprallen, aufgrund von unterschiedlichen Werten und Lebenseinstellungen, ist vorprogrammiert. Das stellt Unternehmen vor große Herausforderungen, aber ebenso vor große Chancen. Einstellungen verändern sich im Laufe des Lebens mit zunehmendem Alter. Jugendliche der Generation X denken ähnlich wie Gleichaltrige der Generation Y, da gibt es wenig Unterschiede. Jede Generation ist einfach unterschiedlich geprägt.
Es lässt sich erkennen, dass sich die altersmäßige Generationslogik von Geburtsjahr und Zugehörigkeit einer bestimmten Generation mit diesen oder jenen Merkmalen in Zukunft mehr und mehr auflösen wird – alle wollen und werden immer individueller und selbstbestimmter. Das führt dazu, dass Menschen nicht mehr sofort greifbar sind, nur aufgrund ihres Alters. Die digitale Arbeitswelt und die rasante technische Entwicklung heißt für Unternehmen, dass es kontinuierlich um Weiterbildungen und Lernen geht, aber auch um Offenheit und Flexibilität bei der Entstehung neuer, zeitgemäßer Arbeitsmodelle.