
Welche Möglichkeiten bieten soziale Netzwerke für Ärzte/-innen? Soziale Medien sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und längst keine reine Freizeitbeschäftigung mehr: Millionen von Nutzern/-innen verwenden YouTube, Facebook und Co. für Marketing, Image oder zum Recruiting. Auch unter Medizinern/-innen werden soziale Netzwerke immer beliebter: Hier können sie Wissen vermitteln, sich mit Kollegen/-innen verknüpfen oder Patienten/-innen für die eigene Praxis finden und an sich binden. Doch gerade in der Gesundheitsbranche gibt es auch einige Fallstricke, die man beachten sollte.
Inhaltsverzeichnis
Wer kann Social Media wie verwenden? Welchen gewerblichen Nutzen hat man als Arzt/Ärztin von Netzwerken? Und welche Verhaltensregeln gibt es zu beachten? Der folgende Artikel bietet eine Übersicht zum Thema Soziale Medien und deren Nutzung für die Arzt-Karriere.
Diese Chancen bieten soziale Netzwerke für Ärzte/-innen
Nicht ohne Grund treten immer mehr Mediziner/innen mit Social-Media-Kanälen auf. Wer als Arzt/Ärztin in sozialen Netzwerken aktiv ist, profitiert von vielen Vorteilen, die ganz einfach vom Schreibtisch aus abrufbar sind. Über Social-media-Plattformen lassen sich als Arzt/Ärztin dabei sowohl Kollegen/-innen als auch Patienten/-innen ansprechen.
Fachlicher Austausch und Kommunikation
Immer mehr approbierte Ärzte/-innen schließen sich in sozialen Netzwerken zusammen und tauschen sich über Patientenfälle aus und beantworten Fragen. Neben Gruppen auf Facebook, Xing oder LinkedIn gibt es mittlerweile spezielle Ärztenetzwerke. In Deutschland ist ein beliebtes Netzwerk hierfür etwa coliquo mit ungefähr 150.000 Ärzten/-innen. Besonders verbreitet ist auch die berufliche Nutzung von Webinaren auf YouTube.
Verknüpfung und Networking
Vor allem bei jungen Medizinern/-innen sind Soziale Netzwerke beliebt, um sich in ihrem Fachbereich zu profilieren, Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk unter Kollegen/-innen aufzubauen. Die Vernetzung, die früher vornehmlich auf Kongressen und ähnlichen Veranstaltungen stattfand, ist in einigen Branchen bereits weitgehend durch soziale Netzwerke abgelöst worden. So lassen sich durch die professionelle mediale Präsenz Stellen, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Mitarbeiter/innen finden.
Marketing und PR
Besonders selbstständig arbeitende Ärzte/-innen, die sich beispielsweise in einer Praxis niedergelassen haben, sollten heutzutage ein über ein professionelles Social-Media-Auftreten verfügen. Dies kann zu PR-Zwecken verwendet werden und Werbung für die ärztliche Tätigkeit machen. Soziale Netzwerke bieten sich darüber hinaus an, um ein bestimmtes Image aufzubauen und ein passendes Corporate Design zu vermitteln. Hierrüber kann man die eigenen Werte zeigen und durch einheitliche Designs und ein gut platziertes Logo ein Wiedererkennungswert schaffen.
Patientenbindung
Der Kontakt in sozialen Medien bietet sich in jeder Branche an, um eine engere Bindung zu Kunden/-innen (oder Patienten/-innen) zu schaffen. Ärzte/-innen, die ihren Patienten/-innen in sozialen Netzwerken auf Augenhöhe begegnen, bauen Vertrauen auf. Dieses kann sich positiv auf die Arzt-Patienten-Beziehung auswirken und die Compliance bei Behandlungen verbessern.
Aufklärung und Wissensvermittlung
Medizin und Gesundheit sind beliebte Themen in allen Medien. Ärzte/-innen können soziale Netzwerke nutzen, um ihr Fachwissen an Patienten/-innen weiterzugeben und ein besseres Grundverständnis für deren Krankheiten zu vermitteln. Diese können dadurch souveränere Entscheidungen zu ihrer Gesundheit treffen oder sogar mehr über Gesundheitsprävention lernen.
So nutzen Ärzte/-innen soziale Netzwerke für ihre Karriere
Mit der richtigen Strategie lassen sich soziale Netzwerke gut für die Arzt-Karriere nutzen. Dabei profitiert man nicht nur selbst durch ein seriöses Auftreten, sondern auch der Arbeitgeber. Folgende Fragen können einem helfen, seine Social-Media-Strategie zu verbessern:
- Was ist das Ziel des Social-Media-Auftritts? (Bekanntheitsgrad verbessern, Patienten/-innen anwerben, …)
- Was ist die Zielgruppe? (Fachbereich, Patienten/-innen oder Kollegen/-innen, …)
- Auf welchem sozialen Netzwerk ist die Zielgruppe aktiv?
- Wie will man welches Image vermitteln?
Je nach Marketing-Ziel kann man beispielsweise Informations-Beiträge zu bestimmten Krankheiten oder Erinnerungsposts zu Vorsorgebehandlungen erstellen, die zum Austausch und der Interaktion von Followern (auch untereinander) führen. Eine Arztpraxis mit aktiver Social-Media-Präsenz kann diese dann beispielsweise auch zur Mitarbeiterrekrutierung nutzen oder Patienten/-innen für Studien finden. Um ihren Bekanntheitsgrad zu fördern, wird es beliebter, dass sich Ärzte/-innen in sozialen Netzwerken untereinander vernetzen oder Kooperationen mit Medfluencern – also Influencern/-innen im Medizinbereich – einzugehen. Hierbei ist es besonders wichtig, auf einen seriösen Hintergrund des/-r Kooperationspartners/-in zu achten, um dem eigenen Image nicht zu schaden.
Beliebte soziale Netzwerke für Ärzte/-innen
Das richtige soziale Netzwerk kann über den Erfolg eines Online-Auftritts entscheiden. Deshalb ist es sinnvoll, sich Gedanken über die passende Social-Media-Plattform für die eigenen Ansprüche, Content und die passende Zielgruppe zu machen. Folgende Tabelle gibt einen groben Überblick über beliebte Soziale Netzwerke und deren Nutzen:
Netzwerk | Inhalte |
WordPress | Webseiten und Blogs: schriftliche Behandlung von Themen, professionelles Auftreten, Kontaktmöglichkeit |
Miniblog: schriftliche Inhalte mit Zeichenbegrenzung | |
Profil und Seite: Informationsaustausch und Vernetzung, Bilder, Videos, schriftliche Inhalte | |
Bildbeiträge und Kurzvideos | |
TikTok | Kurzvideos |
LinkedIn/Xing | Bild- und Textbeiträge, Networking |
YouTube | Videobeiträge, Kurzvideos |
Neben diesen „klassischen“ Social-Media-Plattformen gibt es einige Soziale Netzwerke, die ausschließlich für Ärzte/-innen ausgelegt sind. Hierzu gehören zum Beispiel Coliquio, das dem Austausch von Informationen und Erfahrungen von approbierten Ärzten/-innen dient, Esanum, Doximity, Sermo oder Mommd.
Rechtliche Grenzen beim Nutzen sozialer Netzwerke für die Arzt-Karriere
Ärzte/-innen haben normalerweise einen Informationsvorteil gegenüber ihren Patienten/-innen und müssen besonders verantwortungsvoll damit umgehen. Zwar gibt es bisher kein Gesetz, das die Social-Media-Präsenz von Mitarbeitern/-innen in der Gesundheitsbranche regelt, dennoch gibt es gesetzliche Grundlagen, an die sich jede/r Arzt/Ärztin in sozialen Netzwerken halten muss.
Schweigepflicht
Die Berufsordnung der Landesärztekammern (§9 Abs. 1) und das Strafgesetzbuch (§ 203) schützen das Patientengeheimnis und verbieten es Ärzten/-innen Informationen über Patienten/-innen Preis zu geben. Bei Nichteinhaltung der Regelung können berufsrechtliche Konsequenzen und Freiheitsstrafen drohen. Das gleiche gilt selbstverständlich für soziale Medien. Patienteninformationen, die keiner Person zugeordnet werden können, dürfen zwar anonym geteilt werden, dennoch sollte man hier vorsichtig sein und im Zweifel Informationen zurückhalten.
Fernbehandlungsverbot
Zwar wurde im Mai 2018 das zuvor geltende Fernbehandlungsverbot gelockert, dennoch sind Behandlungen nur im Rahmen der ärztlichen Sorgfaltspflicht zugelassen. Diagnosestellungen per Chat in sozialen Netzwerken sind rechtwidrig und Falschdiagnosen können als grobe Behandlungsfehler Konsequenzen mit sich tragen.
Heilmittelwerbegesetz
Das Heilmittelwerbegesetz (HWG) regelt gesetzlich die Bewerbung von Arzneimitteln, Medizinprodukten und medizinischen Behandlungen du dient der Sicherheit von Behandelnden und Behandelten. Wer im medizinischen Bereich professionell in sozialen Netzwerken tätig ist, sollte sich sehr genau damit auseinandersetzen. Unter anderem durch das HWG betroffen sind Werbung für Tumorbehandlungen und Medikamente im Zusammenhang mit Schwangerschaften. Auch die bildliche Darstellung von Veränderungen des menschlichen Körpers durch Verfahren oder Arznei ist nach HWG verboten.
Nutzungsrichtlinien der Plattform
Natürlich sollten sich Ärzte/-innen in sozialen Netzwerken auch an deren plattformeigene Nutzungsrichtlinien halten. Diese regeln neben dem Umgang mit anderen Nutzern/-innen meist auch welche Inhalte gezeigt werden dürfen und welche nicht. Besonders bei medizinischen Informationsposts mit Bild- oder Videomaterial sollte man darauf achten, die Nutzungsrichtlinien nicht zu überschreiten.
Fazit: 10 Verhaltensregeln für Ärzte/-innen in sozialen Netzwerken
Die Nutzung von sozialen Netzwerken als Arzt/Ärztin bietet viele Chancen: Mediziner/innen können sich ein professionelles Image aufbauen, sich mit Kollegen/-innen vernetzen und Patienten/-innen für sich gewinnen. Dennoch gibt es einige Risiken, die das Auftreten in der Öffentlichkeit mit sich bringt. Die folgenden 10 Verhaltensregeln bieten eine solide Grundlage für ein professionelles Auftreten in Sozialen Netzwerken:
- Privates und Berufliches trennen
- Arzt-Patienten-Beziehungen professionell halten
- Sich beim Posten der eigenen Verantwortung bewusst sein (weder dem eigenen Ruf noch dem Anderer schaden)
- Die Konsequenz von Beiträgen bedenken (Werden sie geteilt, können sie nicht einfach wieder gelöscht werden)
- Nicht zu viel werben, mögliche Werbung seriös gestalten
- Öffentliche Konflikte mit Kollegen/-innen vermeiden
- Auf Datenschutz und Sicherheit des Profils achten (Passwort-Sicherheit, AGBs, …)
- Zu viel Selbstoffenbarung vermeiden (auch Patienten/-innen davor schützen)
- Die eigene Meinung zu medizinischen Produkten meiden
- Haft- und Rechtsschutzversicherung prüfen (Decken sie die Sozialen Medien ab?)
- Däumler, Social Media für die erfolgreiche Arztpraxis. Erfolgskonzepte Praxis- & Krankenhaus-Management, Springer (Verlag), 2015
- Handreichung der Bundesärztekammer: Ärzte in sozialen Medien (2014)