
Der Posten der Chefärztin bzw. des Chefarztes ist ein Job mit viel Druck, dem sich junge Ärztinnen und Ärzte nicht gerne aussetzen wollen. Sie streben immer weniger nach der Position. Sie wollen Verantwortung übernehmen – ja, Chefarzt hingegen eher nicht sein. Woran das liegt und wie es gelingen kann, passende Chefärzte für das eigene Haus zu gewinnen und die Position wieder attraktiver werden zu lassen, zeigt der folgende Beitrag.
Chefärzte: Viel Druck, wenig Zeit
Besonders für die jüngeren Generationen ist die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben immer wichtiger. Job und Familie unter einen Hut zu bekommen, Zeit für sich zu haben und flexibel zu sein, ist das, wonach sich viele sehnen und ihren Arbeitgeber und Arbeitsplatz aussuchen. Während sich im Studium noch fast jeder Zweite den Job des Chefarztes vorstellen kann, ist es nach dem praktischen Jahr nur noch jeder Vierte.
Der Chefarztposten ist nicht nur mit einer großen medizinischen Verantwortung verbunden, sondern auch mit dem Druck, Ziele und Vorgaben der Klinikverwaltung umzusetzen. Hinzu kommt der immer größer werdende Bürokratieaufwand, auf den viele keine Lust haben. Auch das Thema Elternzeit stellt immer noch eine Hürde für viele Medizinerinnen dar. Dabei gibt es jährlich mehr und mehr Ärztinnen, die sich durchaus vorstellen können, Chefärztin zu werden. Mit Hinblick auf die Familiengründung sehen trotzdem noch viele von ihnen keine Chance, dies auch praktisch umzusetzen.
Kreative Lösungen finden und nach außen kommunizieren
Von Jobsharing über flexible Arbeitszeitmodelle bis hin zu einem Aufbruch bestehender Hierarchiestrukturen ist vieles denkbar, womit eine Chefarztposition wieder attraktiver wird. Dann zieht sie möglicherweise auch Kandidaten an, die denken, solch eine Stelle, aufgrund der vorherrschenden Bedingungen nicht annehmen zu können. Es lohnt sich, schon in der Stellenausschreibung, auf der Homepage und Karriere-Website sowie auf den Social-Media-Kanälen zu kommunizieren, dass man als Arbeitgeber offen für neue Zeitmodelle und Arbeitszeitgestaltungen ist. Dass einem daran gelegen ist, eine angenehme Zusammenarbeit und für beide Seiten zufriedenstellende Situation zu gestalten. Es ist wichtig, individuell auf die Bewerberinnen und Bewerber einzugehen und die Position optimal anpasst (soweit es die Möglichkeiten im Hause zulassen). Dazu gehört, dass man einem möglicherweise aufkommenden generationsbedingten Interessenkonflikt konstruktiv und auf Augenhöhe begegnet.
Besonders die Sichtbarkeit des Hauses und die Kommunikation mit der Zielgruppe im Internet wird immer wichtiger, da viele Arbeitnehmer und besonders auch (zukünftige) Chefärzte vielleicht gar nicht aktiv auf Jobsuche sind. Sie könnten aber eine Klinik und den Posten in Erwägung ziehen, wenn sie sich mit der Hausphilosophie und den Leitlinien identifizieren. Sich als Arbeitsplatz interessant, authentisch, offen für Veränderungen und attraktiv nach außen zu präsentieren und regelmäßig auf sich aufmerksam zu machen, ist für erfolgreiche Recruiting-Prozesse mittlerweile unerlässlich.
Konkretes Bewerberprofil für Chefärzte erstellen: Sich bei den Mitarbeitern erkundigen
Jede Neubesetzung birgt auch eine Chance für eine Veränderung im Haus. Schon ein klares Kompetenzprofil für die Stellenausschreibung zu erstellen, hilft, wirklich passende Kandidaten zu finden. So befasst man sich auch als Arbeitgeber intensiv damit, was es eigentlich ist, wonach man in der neuen Person sucht, um das Haus zu optimieren. Dazu können alle Mitarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte in der Klinik befragt werden, wie sie sich ihre neue Leitung vorstellen, was ihnen an einer Führungsposition wichtig ist. Schließlich sind sie es, die mit der neuen Chefärztin oder dem neuen Chefarzt zusammenarbeiten, weniger die Personalabteilung. So erhält man einen größeren Einblick, was Chefärzte neben ihrer fachlichen Kompetenz auch an menschlichen und sozialen Fähigkeiten mitbringen sollten. Diese Informationen können wunderbar als Leitfaden für das Interview dienen.
Die Zufriedenheit des gesamten Klinikteams und das regelmäßige Einholen von Feedbacks kann ebenfalls eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Chefarzt-Posten intern mit der passenden Person besetzen zu können. Haben Assistenz- und Oberärzte das Gefühl, in einem gut funktionierenden Team zu arbeiten und ihnen eine Verwaltung zur Seite steht, die sich um Anliegen und Bedürfnisse kümmert, können sie sich vielleicht auch eher vorstellen, den Chefarzt zu übernehmen.
Flüssigen und transparenten Bewerbungsprozess gestalten
Um die passende Person für den Chefarzt-Posten zu finden, ist es wichtig, den Bewerbungsprozess so transparent und auch authentisch wie möglich zu gestalten. Fragen nach den fachlichen Herausforderungen, Weiterbildungen und den Austausch über die Arbeitsbedingungen sind sicher wichtig, doch kommt es für Bewerber auch auf die Atmosphäre im Haus an. Wichtig ist, wie sie den Arbeitgeber wahrnehmen, wie professionell die Bewerbung abläuft, wie gut Kommunikation, Erreichbarkeit und Einhalten von Absprachen während des Bewerbungsprozesses laufen. Sie wollen das Gefühl bekommen, dass sich der Arbeitgeber wirklich dafür interessiert, wer man als Bewerber ist. Die Position sollte immer realistisch beschrieben und Fragen der Kandidaten ehrlich beantwortet werden, auch unangenehme Dinge. So kann es zu keinen falschen Erwartungen kommen. Nach dem Interview sollten Kandidaten nicht in der Schwebe gelassen, sondern konkret darüber informiert werden, wie es nach dem Gespräch weitergeht.
Fazit
Mit einer guten Vorarbeit, dem Einholen von Feedbacks aller Mitarbeiter und dem eigenen Auseinandersetzen als Arbeitgeber, was eine neue Chefärztin oder ein neuer Chefarzt mitbringen sollte, ist man dem passenden Kandidaten schon ein ganzes Stück näher. Mit dieser Klarheit beginnt der Recruiting-Prozess, der möglichst transparent und gut sichtbar auf vielen verschiedenen Kanälen stattfindet. Man sollte den Willen haben, auch bestehende Strukturen im Krankenhaus für den richtigen Kandidaten zu öffnen, auf die Bedürfnisse der Bewerber zu- und eingehen und sich besonders um die Zufriedenheit im Team bemühen. Glückliche Mitarbeiter sind immer noch die beste Werbung.
Passende Chefarzt-Kandidaten finden
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