Bei einer akuten Sinusitis sind routinemäßig keine bildgebenden Verfahren oder Laboruntersuchungen indiziert – die Diagnostik erfolgt in der Regel anhand der Symptomatik. Anders sieht es bei ausgeprägten Beschwerden, Fieber oder einer chronischen Sinusitis aus. Dann sind für die Diagnostik verschiedene Untersuchungsmethoden gefragt. Welche bildgebenden und labortechnischen Methoden gibt es? Die wichtigsten Informationen zur Sinusitis-Diagnostik gibt es hier zum Nachlesen.
Inhalt
Rhinoskopie – die Nasenspiegelung
Bei Verdacht auf eine akute Sinusitis (unter 12 Wochen) erfolgt die Diagnostik symptomatisch.[i] Dennoch kann der Arzt eine Nasenspiegelung (Rhinoskopie) anordnen. Mithilfe dieser ist es ihm möglich, die geschwollene und gerötete Nasenschleimhaut näher zu betrachten. Unterschieden wird hierbei zwischen:
- vorderer Rhinoskopie (Rhinoscopia anterior)
- mittlerer Rhinoskopie (Rhinoscopia media)
- hinterer Rhinoskopie (Rhinoscopia posterior, Postrhinoskopie)
Bei der vorderen Nasenspiegelung kommt ein sogenanntes Nasenspekulum zum Einsatz, das zur Spreizung des Naseneingangs dient. Der Arzt bekommt so die Möglichkeit, den vorderen Abschnitt der Nasenhaupthöhle einzusehen und erste Hinweise auf die Farbe und gegebenenfalls Schwellung sowie Sekretion der Nasenschleimhaut zu erhalten. Da er allerdings mit der vorderen Rhinoskopie nur wenig einsehen kann, ist deren Aussagekraft der bei der Diagnostik einer Sinusitis eher als gering einzustufen.
Eine umfassendere Betrachtung der Nasenhaupthöhle sowie Nasengänge bietet die mittlere Rhinoskopie. Diese wird mit einem Nasenendoskop (entweder in Form eines starren Metallrohrs mit Glaslinse oder als flexibles Fiberglas- beziehungsweise Videoendoskop) durchgeführt. Mit der Rhinoscopia media kann der Arzt Veränderungen an den Ausgängen der Nasennebenhöhlen erfassen.
Zur Abklärung, ob eitriges Nasensekret aus der Keilbeinhöhe, der Kieferhöhle oder den Siebbeinzellen stammt, kommt die hintere Rhinoskopie zum Einsatz. Hierfür wird die Zunge des Patienten mit einem Spatel beiseite gedrückt und ein abgewinkelter Spiegel in den Mund eingeführt.
Alle drei Untersuchungen sind für den Patienten in der Regel nicht schmerzhaft. Sollte die Untersuchung durch eine bestehende Entzündung oder starke Nasenschleimhautschwellung erschwert werden, kann der Arzt ein betäubendes beziehungsweise abschwellendes Spray anwenden.
Entzündungsdiagnostik: Die Bestimmung des Erregers
Bei der Diagnostik der Sinusitis ist die Bestimmung des Erregers in Hinblick auf die Verschreibung geeigneter Medikamente relevant. In den meisten Fällen ist eine Nasennebenhöhlenentzündung viral bedingt, allen voran sind Rhino-Viren (30 bis 40 Prozent) für die Infektion verantwortlich.[ii] Daher ist eine Antibiotikatherapie in der Regel nicht angezeigt, da diese nur gegen bakterielle Erreger wirksam ist.
Allerdings kommt es bei etwa 0,5 Prozent aller akuten Sinusiten zusätzlich zu einer bakteriellen Sekundärinfektion.[ii] Um komplizierte Krankheitsverläufe wie ein bakteriell bedingte Mittelohr- oder Lungenentzündung zu vermeiden, werden meist Antibiotika verschrieben.
Abstrich
Falls erforderlich, kann der Arzt einen Abstrich aus der Nase machen. Die Untersuchung des Nasensekrets schafft Klarheit darüber, ob es sich um eine viral oder bakteriell bedingte Infektion handelt. Dies ist vor allem in Hinblick auf eine mögliche Antibiotikatherapie relevant.
Blutuntersuchung
Bei der Blutuntersuchung wird beispielsweise das C-reaktive Protein (CRP) bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das Teil des Immunsystems ist, und dessen Spiegel infolge von Entzündungen und viralen sowie bakteriellen Infektionen ansteigt. Es ist jedoch kein Parameter zur Bestimmung einer bestimmten Krankheit. Vielmehr liefert es Rückschlüsse auf erhöhte Immunaktivitäten im Körper.
Ein alternativer Entzündungsparameter ist Procalcitonin (PCT), das in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet wird. Eine erhöhte Procalcitonin-Konzentration im Blutserum deutet auf eine bakterielle Entzündung hin. Für die Indikationserstellung bei einer Antibiotikatherapie liefert es demnach eine bessere Differenzierung hinsichtlich bakterieller oder viraler Erreger.
Auch ein starker Anstieg der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) kann ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion beziehungsweise Entzündung sein. Zu niedrige Werte sprechen hingegen eher für einen viralen Befall. Allerdings lässt die erhöhte beziehungsweise niedrige Konzentration der Leukozyten neben der Sinusitis ebenso auf andere Erkrankungen schließen.
Bildgebende Verfahren: Detailliertere Aussagekraft
Bei der akuten Sinusitis sind bildgebende Verfahren nicht routinemäßig indiziert. Sie werden vor allem zur Abklärung chronischer Nasennebenhöhlenentzündungen (Symptomatik länger als 12 Wochen)[i] durchgeführt, kommen aber auch bei bevorstehenden Operationen oder auftretenden Komplikationen infrage.
Röntgenuntersuchung
Mit dem Röntgen der Nasennebenhöhlen kann der Arzt unter anderem Aussagen über entzündliche Prozesse der Nasenschleimhaut treffen. Die Röntgendiagnostik wird beispielsweise als Ausschlussverfahren bei ausgeprägter Affektion (Befall) der Nasennebenhöhlen durchgeführt.
Im Vergleich zur Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) ist die Aussagekraft des Röntgens als geringer einzustufen, da sich weniger detaillierte Informationen gewinnen lassen. Zum Beispiel sind Verschattungen diagnostizierbar, die einen Hinweis auf krankhafte Veränderungen (Pathologien) geben. Allerdings können über deren Qualität keine weiteren Rückschlüsse gezogen werden.
Computer- und Magnetresonanztomografie
Zur Diagnostik einer chronischen Sinusitis wird mitunter auf sogenannte Schnittbildverfahren zurückgegriffen, zu denen sowohl die Computertomografie als auch die Magnetresonanztomografie (MRT) gehören. Beide Techniken stellen ein höher auflösendes Bildgebungsverfahren dar als das Röntgen der Nasennebenhöhlen.
Sowohl CT als auch MRT geben dem Arzt
- genauere Auskünfte über die betroffenen Bereiche und
- das Ausmaß der Nasennebenhöhlenentzündung.
Die Computertomografie arbeitet dabei auf Basis von Röntgenstrahlen und dient vorrangig der Darstellung von knöchernen Abbildungen. So können beispielsweise die anatomischen Verhältnisse im Nasennebenhöhlenbereich sichtbar gemacht werden. Dem gegenüber wird beim MRT auf Magnetfelder gesetzt. Es ist besonders gut zur bildlichen Darstellung von Weichgewebe und krankhaften Prozessen der Nasennebenhöhlen wie einer Nasennebenhöhlenentzündung mit Beteiligung der Schleimhaut geeignet.
Beide Schnittbildverfahren können gleichermaßen angewandt werden. Der Arzt entscheidet je nach Fokus in der Fragestellung.
[i] DGHNO-KHC/DEGAM: Diagnostik und Therapie von Nasennebenhöhlenentzündungen. In: ARS MEDICI (2018) Nr. 7. S. 291-294, hier: S. 291.
[ii] Strutz, Jürgen: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie: 275 Tabellen. S. 351.