Wenn ein/e Patient/in einen Arzttermin versäumt bzw. diesen nicht frühzeitig absagt, ...

Welche Patienten man als „schwierige“ Patienten erachtet, hängt meist oftmals von einem selbst ab. Sich bewusst zu werden, was man denn konkret anstrengend findet, ist im Zuge dessen besonders wichtig. Worauf man achten sollte, wenn man mit schwierigen Patienten zu tun hat und welche Hilfestellungen es gibt, beleuchtet dieser Artikel.
Jeder definiert „schwierig“ anders
Doch wie definiert man „schwierige“ Patienten überhaupt richtig? Zuerst einmal sollten sie negative Emotionen bei ihrem Gegenüber auslösen. Zu diesen Gefühlen können Ärger, Wut, Überforderung, Frust oder Hilflosigkeit gehören. Darüber hinaus empfindet man einen inneren Widerstand im Hinblick auf das Verhalten der Person. Das Verhalten erscheint dann unpassend oder ohne erkennbares Motiv.
Es ist ebenso von Bedeutung, dass man sich vergegenwärtigt, dass immer zwei dazu gehören. Welche Personen man als schwierig erachtet, ist unter anderem abhängig von eigenen Persönlichkeitseigenschaften, der Tagesform und der kognitiven Kapazität.
Möglicherweise empfindet ein Arzt es als äußerst störend, wenn ein Patient nicht aufhören kann zu reden. Ein anderer Mediziner nimmt dies eher als angenehm war, weil man wortkarge Personen im Gegenzug nur mühsam zum Reden bringt.
Tipps zum besseren Umgang mit „schwierigen“ Patienten
Es ist essenziell, eine gute Kommunikation mit Patienten aufrecht zu erhalten. Das gilt auch bei Personen, die man persönlich als schwierig ansieht. Deswegen werden nun einige Tipps zum Umgang dargelegt.
1. Verhalten versuchen nachzuvollziehen
Das Handeln von schwierigen Patienten muss man nicht gut finden, doch dennoch akzeptieren. Schließlich gehört zum Arztberuf mitunter, die richtige Diagnose zu stellen und Therapieoptionen zu erläutern. Das Urteil über eine Person sollte sich idealerweise nicht im professionellen Verhalten widerspiegeln.
Im besten Fall ergibt der Arztbesuch sogar einleuchtende Gründe, weswegen der Patient sich so verhält. Häufig erfährt man beispielsweise von einem privaten Problem oder Krankheitssymptomen, die sich als besonders belastend herausstellen. Dies erleichtert das Nachvollziehen.
2. Patientenverhalten sagt nicht zwingend etwas über die Persönlichkeit aus
Mit dem Nachvollziehen gekoppelt ist die Auffassung, die ein Arzt generell haben sollte: Wie ein Patient sich an einem Tag verhält, sagt noch nichts über seine allgemeinen Wesenszüge aus. Denn eine Person ist nicht als starre Persönlichkeit, sondern als eine Anhäufung von Teilpersönlichkeiten zu verstehen.
In verschiedenen Situationen variieren möglicherweise die Reaktionen, Handlungen oder Motive von Patienten. Ein Mediziner kann sich daher beispielsweise sagen: Der schwierige Patient ist vielleicht ein begeisterter Klavierspieler oder ein liebevoller Vater.
3. Sich negative Persönlichkeitsanteile eingestehen
Genauso wie der Patient über verschiedene Charaktereigenschaften verfügt, so ist das auch bei einem Mediziner der Fall. Das Verhalten manchmal abzuwandeln ist menschlich. Ein Psychologe ist der Ansicht, dass ein Arzt sich nicht für nur ein Selbstkonzept entscheiden sollte. Man müsse zudem nicht zwingend Gefühle oder Gedanken unterdrücken.
Das Gegenteil treffe demnach zu: Je mehr negative Persönlichkeitsanteile man sich selbst eingesteht, desto besser. Letztendlich sei man meist der verständnisvolle Arzt, kann hingegen gleichermaßen eine nachdenkliche Person oder in manchen Situationen laut sein. Das Aufschlüsseln der eigenen Verhaltensweisen und Motive ist hierbei zentral: Wirkt man manchmal eventuell kurz angebunden? Merkt der Patient, dass man unter Stress steht?
4. Aufpassen vor Übertragung
Es kann außerdem vorkommen, dass der Patient in dem Mediziner einen unbeliebten Physik-Lehrer sieht. Psychologen bezeichnen dies als Übertragung. Egal, wie freundlich sich der Arzt dann benehme, die Chancen seien gering, noch etwas an der Auffassung des Patienten zu ändern. Unbewusste Übertragungen lassen sich schlecht aufhalten. Sie können allerdings ebenso zum Vorteil des Arztes ausfallen, falls der Mediziner zum Beispiel einem Bekannten des Patienten ähnlich sieht.
Grundlegend ist überdies, dass der Arzt auch vor solchen Übertragungen nicht immun ist und deswegen voreingenommen sein kann. Ist man sich dessen jedoch bewusst, kann man „schwieriges“ Verhalten ungeachtet dessen bei sich selbst besser überprüfen. Wirkt man manchmal eventuell kurz angebunden? Merkt man einem an, dass man unter Stress steht? Das Entschlüsseln des eigenen Verhaltens ist hierbei zentral.
5. Fokus auf Hilfeleistung legen
Ein Problem stellen Mediziner dar, welche der Überzeugung sind, dass sie wüssten, was am besten für den Patienten sei. Damit verbunden ist die Ansicht, dass sich diese Person doch helfen lassen muss. Einen Mensch „umzuerziehen“ fruchtet aus diesem Grund selten.
Das einzige, was ein Arzt in einem solchen Moment tun kann, ist den Fokus auf die Hilfe legen, welche er anbietet. Denn ein Patient dürfe noch so argwöhnisch und stur sein, er sollte sich trotzdem als Mensch geschätzt fühlen.
6. Keine vorschnelle psychische Diagnose
Gewisse Menschen, welche einem Mediziner einen Besuch abstatten, mögen psychisch auffällig wirken. Als Arzt ist man sich (je nach Fachgebiet) früher oder später klar, dass manche Menschen unter einer Persönlichkeitsstörung leiden. Dies sollte allerdings für Mediziner in Fachbereichen außerhalb der Psychiatrie und Psychotherapie irrelevant sein.
Demnach gehe man das Risiko ein, den Patienten voreingenommen zu betrachten und die Person im schlimmsten Fall stigmatisieren. Die Bedürfnisse des Patienten sollen schließlich infolge einer Anamnese aufgedeckt werden, um die Person darauffolgend erfolgreich behandeln zu können.