
Wer an Recruiting und Bewerberprozesse denkt, verbindet diese Aufgabe mit der Chefetage, Geschäftsführung, Personalabteilung, Klinikleitung oder dem Vorstand. Was aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei auch für eine wichtige Rolle spielen und wie nur alle zusammen als Team langfristig gutes Personal finden und halten können, verrät der folgende Artikel.
Mitarbeiter als Markenbotschafter
Arbeitgeber stellen sich oft die Frage, wie sie den Recruitingprozess angehen können, was optimiert werden muss, besonders dann, wenn bestehende Methoden vielleicht nicht so wirksam sind. Welche Schritte notwendig sind, um die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten zu finden etc. Dabei ist es häufig viel einfacher und liegt so nah. Denn die eigenen Mitarbeiter sind die beste Werbung und Imagebotschafter nach draußen. Zufriedene Mitarbeiter empfehlen ihren Arbeitgeber gerne weiter und sind eine große Chance, potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern spannende Einblicke, ehrliche Erfahrungen und Berichte aus dem Arbeitsleben zu geben, um Interesse zu wecken. Und das ist doch immer besser als ein anonymes Jobangebot.
Das kann beispielsweise über Mitarbeiter-Stories geschehen, die auf der eigenen Karriere-Website oder auf den Social-Media-Kanälen erscheinen. Aber auch über kurze, angefügte Testimonials in Stellenausschreibungen. Sie können im Arbeitgebervideo zu Wort kommen, eine kleine Klinikführung geben oder als Ansprechpartner und Jobbotschafter auf der nächsten Gesundheits- oder Jobmesse dienen. Mitarbeiter, die sich dieser Aufgabe gerne annehmen wollen, können langfristig gezielt auf diese Position gesetzt werden.

Quelle: Monster Recruiting Trends 2020
Mitarbeiter werben Mitarbeiter
Mitarbeiterempfehlung ist ein wichtiges Thema, das aber nur wenige intensiv nutzen und worüber noch zu wenig gesprochen wird. Es kann immer sein, dass bereits vorhandene Mitarbeiter Bekannte in ihrem Umfeld haben, die auf Jobsuche sind. Sie können dabei helfen, neues Personal zu gewinnen, denn sie kennen den Arbeitgeber am besten und wissen, ob die Klinik, Pflegeeinrichtung oder Arztpraxis zu dem Bekannten passt und das Team zu ihm.
Arbeitgeber und Personaler sollten also mit ihren Kollegen darüber sprechen, welche Stellen man dringend besetzen muss. Je nach Branche, Klinikgröße und Anzahl der Mitarbeiter können dabei ganz unterschiedliche Kanäle genutzt werden. Vielleicht veranstaltet man ein monatliches Abteilungs-Meeting und stellt kurz vor, welche offenen Positionen vorhanden sind, sodass jeder darüber informiert ist. Aber auch über interne Chats, einem schwarzen Brett oder E-Mail-Newsletter besteht die Möglichkeit, sein Team darüber auf dem Laufenden zu halten. Dabei sollte man darauf achten, nicht alle Stellen an alle Mitarbeiter zu schicken (besonders in großen Einrichtungen mit vielen Mitarbeitern), sondern zielgerichtet nach Abteilung und Fachbereich. Da kann sich jeder ein eigenes Konzept überlegen, wie man seine Mitarbeiter am besten erreicht.
Übrigens: Diesen Empfehlungsprozess sollte man dann so einfach wie möglich gestalteten. Keine langen Formulare anbieten und komplexes Weiterleiten von Lebensläufen (auch aus Datenschutzgründen schon nicht). Eine Möglichkeit kann ein einfaches Link-Sharing zu der passenden Stelle sein, die man dann gezielt an den richtigen Bekannten weiterleiten kann.
Es zeigt sich, dass man über Mitarbeiterempfehlung deutlich schneller, günstiger und bessere Mitarbeiter findet, die dem Team langfristig erhalten bleiben.
Mit den Fachbereichen zusammenarbeiten
Personalabteilung und die einzelnen Fachbereiche sollten als Team bei der Rekrutierung agieren. Das beginnt schon, bevor man eine Stelle ausschreibt. Man tauscht sich gemeinsam darüber aus, welche Kompetenzen, Fähigkeiten und Werte der Kandidat mitbringen muss, um das Team zu bereichern. Aber nicht nur da, auch bei den weiteren Auswahlverfahren sollten die Fachbereiche eine entscheidende Rolle einnehmen.
Unterstützung durch Geschäftsführung
Damit eine langfristige Personalgewinnung stattfindet, muss natürlich die Geschäftsführung hinter allen Recruiting-Schritten stehen und die Maßnahmen unterstützen – nicht nur finanziell. Sonst verlaufen alle sinnvoll erscheinenden und gut überlegten Personalstrategien im Sand. Die Geschäftsführung sollte bereit sein, in neue Mitarbeiter zu investieren, um erfolgreich zu sein. Es kann also nicht schaden, sich mit dem Vorstand und der Klinikleitung regelmäßig und auch frühzeitig auszutauschen, wenn es um die Besetzung offener Positionen geht.

Mitarbeiterempfehlung, Stellenprofile, Bewerbungsgespräche und Co. – Krankenhäuser sollten die eigenen Mitarbeiter stärker in den Recruitingprozess mit einbeziehen.
Kollaborativ denken – Mitarbeiter und Kollegen führen das Vorstellungsgespräch
Oft werden Vorstellungsgespräche und Interviews von einer Person durchgeführt, die dafür verantwortlich ist. Doch was wäre, wenn Mitarbeiter der Abteilung oder Station, die zukünftig mit dem neuen Teammitglied zusammenarbeiten werden, das Gespräch führen, die Kandidaten bewerten und ihr Feedback abgeben? Schließlich werden sie die meiste Zeit mit den neuen Kollegen verbringen.
Denn: Die Unternehmenskultur bezieht alle Mitarbeiter mit ein. Sie wird nicht nur von der Chefetage oder der Personalabteilung bestimmt und gelebt. Wenn nur eine verantwortliche Person oder immer das gleiche Rekrutierungsteam die neuen Mitarbeiter auswählt, kann dies womöglich auch mal zu einer Fehlbesetzung in der entsprechenden Abteilung führen. Es könnten gewisse Eigenschaften oder Fähigkeiten nicht bedacht werden, die aber für ein harmonisches Zusammenarbeiten auf der Station wichtig sind. Das wissen diejenigen Mitarbeiter am besten, die dort täglich arbeiten. So lernen die Bewerber auch direkt einige aus ihrem potenziell neuen Team kennen. Sie können sich ein besseres Bild davon machen, ob das langfristig passen könnte.
Außerdem können dann auch keine unbewussten Vorurteile die Entscheidung beeinflussen. Das kann schon mal passieren, wenn nur eine bestimmte Person für diese Aufgabe verantwortlich ist. Sind mehrere Mitarbeiter an dem Einstellungsprozess beteiligt und können ihre Meinung abgeben, erhöht das die Vielfalt und Diversität in der Klinik. Das sorgt auch direkt für eine stärkere Mitarbeiterbindung, wenn sich Mitarbeiter bei der Anstellung neuer Kollegen miteinbezogen fühlen, ihre Stimme wertgeschätzt und gehört wird.
Nahbar sein – Regelmäßige Events und Schnuppertage anbieten
Ob Kliniken, Praxen oder Pflegeeinrichtungen – die Gesundheitsbranche muss für Bewerber und Interessenten nahbar sein. Sie muss zeigen, was sie anbietet und ausmacht. Solche Recruiting-Tage dienen dem beidseitigen Kennenlernen und schaffen authentische Einblicke in das zukünftige Arbeitsumfeld. Workshops, in denen man vorhandene Fähigkeiten unter Beweis stellen kann, geben mehr Aufschluss darüber, ob es beruflich passt, als nur das Vorstellungsgespräch. Solche Veranstaltungen muss man gut planen und zielgerichtet auf einzelne Fachbereiche abstimmen. Auch hier lassen sich die Ideen der Mitarbeiter wieder mit einbringen.
Fazit
Das gesamte Team spielt eine wichtige Rolle bei der Personalgewinnung – besonders auch dann, wenn man Kandidaten langfristig halten möchte. Es geht darum, echte Verbindungen zu seinen Mitarbeitern, aber auch den Bewerbern aufzubauen, jeden im Team wertschätzend und gleichberechtigt zu behandeln und sie in die Einstellungsprozesse neuer Kollegen einzubeziehen. Das stärkt das Teamgefühl und zwar abteilungsübergreifend. Es lässt die Anerkennung für die Aufgaben der jeweils anderen wachsen. Das spüren auch zukünftige Bewerber – genau das überzeugt alle, die sich für eine offene und tolerante Arbeitsatmosphäre interessieren, in der interdisziplinär gedacht und gehandelt wird.