
Treatfair ist ein Unternehmen und zugleich eine Online-Seite, die sich auf Prüfung und Bewertung von Arbeitsbedingungen in deutschen Krankenhäusern ausgerichtet hat. Die Bedingungen sind nach wie vor durchaus fordernd. Aber es gibt Unterschiede. Das wird aus dem Treatfair Ranking 2020 deutlich.
Treatfair bewertet in erster Linie für Ärztinnen und Ärzte. Das Ranking wurde 2019 erstmals durchgeführt und soll künftig jedes Jahr erfolgen. Daraus lassen sich interessante Entwicklungen und Veränderungen im Zeitablauf erkennen. Beim zweiten Ranking 2020 ist es für einen solchen Zeitreihen-Vergleich noch zu früh. Es fehlt schlicht die Datenbasis.
Methodik der Untersuchung
Im diesjährigen Ranking konnten 209 Krankenhaus-Abteilungen berücksichtigt werden. Basis der Bewertung bildete eine Befragung des ärztlichen Personals in den teilnehmenden Krankenhäusern. An der Befragung haben insgesamt 1.864 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen. Die Geschlechter waren ungefähr gleichverteilt. Die meisten Teilnehmer (gut die Hälfte) gehörten der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre an. Die Altersgruppen unter 30 Jahre und 40 bis 49 Jahre waren zu je einem Sechstel vertreten. Etwa jeder achte Teilnehmer war 50 Jahre oder älter.
“Treat fair” – “fair behandeln”. Was bedeutet das im Klinik-Kontext? Die Befragungsteilnehmer konnten Bewertungen in unterschiedlichen Bereichen abgeben. Daraus wurde eine Gesamtbewertung des jeweiligen Krankenhauses bzw. der Abteilung ermittelt. Die Bewertung beruht auf zwei Säulen: einer übergreifenden Beurteilung der Mitarbeiterzufriedenheit und einer differenzierten Bewertung von vier Arbeitsfacetten. Beide Säulen flossen zu je 50 Prozent in die Gesamtbewertung ein. Bei den Arbeitsfacetten waren die Bereiche Arbeitsatmosphäre, Fortbildung/Karriere, Work-Life-Balance und Führungskompetenz zu beurteilen.
71 Prozent der im Ranking berücksichtigten Abteilungen befinden sich an akademischen Lehrkrankenhäusern, 10 Prozent an Unikliniken, der Rest an anderen Krankenhäusern. Fachlich bietet sich ein breiter Querschnitt. Bei dem im Ranking ermittelten TOP 100 gehörten 76 den Bereichen Innere Medizin, Anästhesie und Chirurgie an. Die innere Medizin war mit fast einem Drittel-Anteil am stärksten vertreten.
Die TOP 10-Krankenhaus-Abteilungen im Überblick
Nachfolgend ein Überblick über die TOP 10 unter den 100 Krankenhausabteilungen mit den besten Arbeitsbedingungen 2020. In der Tabelle sind jeweils die Bewertung für Mitarbeiterzufriedenheit und die Gesamtbewertung erfasst. Unterschiede bei beiden Bewertungen resultieren aus den Beurteilungen der übrigen Arbeitsfacetten, die in unserer Tabelle nicht dargestellt sind.
Rang | Klinik | Bereich | Mitarbeiterzufriedenheit | Gesamtergebnis |
---|---|---|---|---|
1 | Helios Klinikum Pforzheim | Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin | 100 Punkte | 100 Punkte |
2 | Krankenhaus Mühlacker | Chirurgische Klinik | 100 Punkte | 97,5 Punkte |
3 | Klinikum Dortmund | Diabeteszentrum | 100 Punkte | 97,5 Punkte |
4 | Krankenhaus Nordwest Frankfurt/Main | Neuroradiologie | 100 Punkte | 96,8 Punkte |
5 | Donauklinik Neu-Ulm | Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 97 Punkte | 96,2 Punkte |
6 | Siloah St. Trudbert Klinikum Pforzheim | Urologie | 100 Punkte | 96,2 Punkte |
7 | Dr. Römer Kliniken Calw | Psychosomatik und -therapie, psychiatrische Rehaklinik | 100 Punkte | 95,5 Punkte |
8 | Kath. Marienkrankenhaus Hamburg | Diagnostische und interventionelle Radiologie | 100 Punkte | 95,5 Punkte |
9 | Alb-Donau Klinikum Blaubeuren | Anästhesie | 96 Punkte | 94,2 Punkte |
10 | Klinikum Ludwigsburg | Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Kinderchirurgie | 95 Punkte | 93,8 Punkte |
Auch die hinteren Ränge sind nicht schlecht
Spitzenreiter im Ranking ist das Helios Klinikum Pforzheim mit den Abteilungen Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin. Es konnte bei der Mitarbeiterzufriedenheit und bei allen Arbeitsfacetten die höchste Benotung von 100 Punkten erzielen. Nur geringfügig schlechter bewertet wurden die Chirurgische Klinik im Krankenhaus Mühlacker und das Diabeteszentrum im Klinikum Dortmund.
Das “schlechteste” Ergebnis unter den TOP 100 erzielte die Innere Medizin Agaplesion Elisabethenstift in Darmstadt mit einer Mitarbeiterzufriedenheit von 65 und einer Gesamtbewertung von 63,8 Punkten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es in Deutschland rund 8.000 Klinik-Abteilungen gibt. Davon gingen über 200 in das Ranking ein. Wer zu den TOP 100 zählt, gehört auch auf den hinteren Rängen zu den Gutplatzierten und wird zumindest mit “eher zufrieden” bewertet.
Interessant ist die Aufgliederung nach Arbeitsfacetten. Sie zeigt nämlich, wo Handlungsfelder bestehen. Zum Beispiel bei einer Bewertung aus dem “Mittelfeld” – der Inneren Medizin der Siloah St. Trudbert Klinikum Pforzheim (Rang 32): hier bestand mit 88 Punkten eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Ebenfalls gut bewertet waren Weiterentwicklungsmöglichkeiten (91 Punkte) und Arbeitsatmosphäre (88 Punkte). Dagegen fiel die Work-Life-Balance mit 71 Punkten ab und verschlechterte das Gesamtergebnis auf 86,1.
Arztzufriedenheit = Patientenzufriedenheit?
Interessant wäre, der Arztzufriedenheit die Patientenzufriedenheit gegenüberzustellen. Es kann vermutet werden, dass ein positiver, wenn auch nicht unbedingt stringenter Zusammenhang besteht. Vielleicht Aufgabe künftiger Untersuchungen.