
Die Promotion in der Medizin wird in der Wissenschaft in den letzten Jahren kontrovers diskutiert. Dies liegt auch an dem geringen Erkenntnisgewinn der wissenschaftlichen Arbeiten. Trotzdem möchte der Großteil der Medizinstudenten promovieren. Wie relevant der Doktortitel heutzutage noch ist und welche Zeitpunkte es dafür gibt, wird hier beleuchtet.
Ist die Promotion in der Medizin weiterhin wichtig?
Ob eine Dissertation noch immer essenziell für das Ärztedasein ist, bleibt weiterhin umstritten. Generell gilt: Inwieweit man fachlich geeignet für den Umgang mit Patienten ist, hängt nicht von der Doktorarbeit ab. Dennoch promovierten im Jahr 2015 knapp 60 % der Humanmedizinstudenten.
Ein Arzt ohne einen Doktortitel sei kein richtiger Mediziner, heiße es oft. Der Grund liegt unter anderem in den gesellschaftlichen Auffassungen. Folglich denken angehende Mediziner, sie müssten als ein ernstzunehmender Arzt promovieren.
Pro
Ein Argument für die Doktorarbeit sind die Anstellungschancen. So kann sich ein Doktortitel weitaus positiver auf die Karriere von zukünftigen Ärzten auswirken. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund zeigt auf, dass hohe Positionen an Krankenhäusern oder Universitäten ohne die Promotion selten vergeben werden. Darüber hinaus sei das Einstiegsgehalt weitaus niedriger für Ärzte, die keine Dissertation anfertigen.
Sofern man eine Leidenschaft für den Beruf oder an der Wissenschaft stark interessiert ist, ist eine Promotion selbstverständlich sinnvoll. Zudem empfiehlt es sich, wenn man in die Forschung gehen möchte.
Contra
Sollte dem nicht so sein, muss jede/r Medizinstudent/in überlegen, ob eine Dissertation lohnenswert ist. Das ist ebenso abhängig von den Zukunftsplänen, die ein/e angehende/r Mediziner/in hegt.
Liegt der Wunsch zum Beispiel in der Niederlassung als Haus- oder Facharzt, muss keine Promotion geschrieben werden. Der vorangestellte “Dr. med” ist nämlich keine Bedingung, um in einer Praxis arbeiten zu dürfen.
Außerdem stellt die Doktorarbeit an sich für angehende Ärzte des Öfteren eine große Herausforderung dar. Dies basiert auf mangelnder Vorbereitung auf das wissenschaftliche Arbeiten im Studium. Dieser Fakt erschwert das Verfassen der Arbeit.
Der Wissenschaftsrat, das höchste Beratungsgremium der Bundesregierung in wissenschaftspolitischen Fragen, äußert sich ebenfalls kritisch. So stellte dieser 2004 fest, dass die Arbeiten in Medizin größtenteils nicht den Standards anderer naturwissenschaftlicher Fächer entspreche. Damit bringen sie inzwischen kaum einen Mehrwert im Forschungsbereich.
Promotion während oder nach dem Studium?
Der Großteil der Medizinstudenten schreibt während des Studiums die Dissertation, wenn sie eine für sie spannende Thematik finden. Das Motivationslevel und die Zeit bestimmt, ob die wissenschaftliche Arbeit vor dem Antritt der ersten Stelle ausgehändigt werden sollte. Viele zukünftige Ärzte schaffen es beispielsweise, vor dem Spätdienst, am Wochenende oder im Urlaub die Promotion fertigzustellen.
Möglich ist darüber hinaus freie Zeit, welche nach dem Examen genommen werden kann. Somit kann man sich lediglich auf das Schreiben konzentrieren, um später ohne zusätzliche Stressfaktoren die erste Stelle anzutreten.
Doch auch nach dem Studium ist eine Doktorarbeit möglich. Es besteht die Chance, als Assistenzarzt die Promotion durch eine bezahlte Doktorandenstelle nachzuholen. Auf diese Weise könnte es gleichermaßen gelingen, die Dissertation und den Berufsalltag unter einen Hut zu bringen. Die Wissenschaft spricht sich ebenfalls seit längerer Zeit dafür aus.
Während des Bewerbungsprozesses sollte man hingegen schon sein eigenes Forschungsinteresse klar machen. Die detailliertere Umsetzung kann dann im Vorstellungsgespräch thematisiert werden. Die Motivation fürs Schreiben neben dem Beruf sollte jedoch genauso vorhanden sein wie im Studium.
Fazit
Ein Doktortitel ist heutzutage keine Garantie mehr, um ein fachkundiger Arzt zu sein. Es herrscht in der Gesellschaft allerdings noch immer die Einstellung vor, dass ein Arzt einen Doktortitel aufweisen müsse.
Letztendlich muss jedoch der Einzelne entscheiden, ob die Dissertation den Doktortitel wert ist. Das beruht auf den individuellen Vorhaben, zum Beispiel der Wunsch in die Forschung zu gehen. Um als Arzt in einer Praxis zu arbeiten, ist der Doktortitel allerdings nicht notwendig. Im Allgemeinen wird man mit oder ohne Promotion sicherlich eine Stelle finden – denn der Fachkräftemangel macht auch in Deutschland nicht Halt.