Plagiatsaffären sind seit einiger Zeit in aller Munde. Etliche prominente Politiker mussten ihre Titel bereits wegen fehlender oder falscher Zitate wieder abgeben.
Eine erschreckende Vielzahl an Plagiatsvorwürfen kommt auch an medizinischen Fakultäten vor. Doch woran liegt das? Und wie kann man sich als Doktorandin oder Doktorand absichern? Wir sagen es euch!
Einfacher Doktortitel?
In der Medizin wird der Dokortitel quasi vorausgesetzt: Von Patienten wird man automatisch mit Frau oder Herr Doktor angesprochen, und an manchen Häusern ist eine Bewerbung ohne Titel vergebliche Liebesmüh.
Ehrlicherweise muss auch gesagt werden, dass der Doktortitel in der Medizin verhältnismäßig leicht zu erlangen ist. Anders als in allen anderen wissenschaftlichen Disziplinen dürfen Mediziner schon während des Studiums mit ihrer Promotion beginnen.
Und was den Umfang angeht haben medizinische Dissertationen eher Ähnlichkeit mit einer Masterarbeit – mehr als 120 Seiten schreibt heutzutage kaum einer.
Eigentlich rosige Voraussetzungen für angehende Doktoren – doch in der Praxis sieht die Sache leider oft komplizierter aus.
Veröffentlichungen durch Doktorvater
In der Medizin ist es durchaus üblich, dass die Ergebnisse von Doktoranden in den Veröffentlichungen ihrer Doktormütter oder Doktorväter verwendet werden.
So kann es passieren, dass Betreuer einer Doktorarbeit – auch ohne das Wissen ihrer Schützlinge – die Ergebnisse publizieren, bevor die Doktoranden die Chance haben, ihre Arbeiten zu veröffentlichen. Haben nun die Doktorarbeiten einen fast identischen Inhalt wie die Publikation, kann ein Plagiatsvorwurf erhoben werden.
Bei Doktormüttern oder -vätern, die eine kaum überschaubare Horde an Doktoranden aufnehmen, ist diese Gefahr besonders naheliegend.
Juristisch haben hier aber immer die Doktoranden das Nachsehen. Dass ein Professor angegriffen wird, kommt äußerst selten vor – denn die Unis schützen die Ihren. Wer also die eidesstattliche Verpflichtung unterschreibt, die Dissertation eigenständig angefertigt zu haben, wird gestraft.
Allerdings herrscht in der Medizin generell Unklarheit darüber, wem die von Doktoranden produzierten Ergebnisse eigentlich gehören. Oft gehen die Betreuer selbstverständlich davon aus, dass sie sich ebenfalls daran bedienen dürfen.
Qualität und Vorbereitung
Fakt ist auch: Die wissenschaftliche Qualität von medizinischen Dissertationen deckt die komplette Bandbreite ab. Von absolut hochwertiger Forschungsarbeit bis zur hingeschlamperten Statistik ist alles vertreten.
Doch die medizinische Ausbildung noch weiter zu verlängern, um jedem promotionswilligen Studenten eine angemessene Zeit zur Vollzeitforschung zur Verfügung zu stellen, wird weder von Studierenden noch von den Fakultäten gewünscht.
Es bleibt einem als Doktorand letztlich nur eines übrig: Unbedingt einen Doktorandenvertrag abschließen, universitäre Einführungsveranstaltungen zu wissenschaftlichem Arbeiten und insbesondere zur korrekten Zitierweise zu besuchen, und sich den Betreuer der Dissertation genau anzuschauen, bevor man eine Arbeit annimmt.
Falls die Doktormutter oder der Doktorvater schon Doktoranden in Betreuung hat, ist es lohnenswert, mit diesen zu sprechen. Ist die Zahl der Doktoranden zu groß, kann keine angemessene Betreuung gewährleistet werden. In diesem Fall lieber vorsichtig sein und weitersuchen.
Wir wünschen euch viel Erfolg auf der Suche nach einer spannenden Doktorarbeit, und viel Elan bei der Umsetzung! In einem weiteren Inforartikel findet Ihre alles über die medizinische Doktorarbeit, wie Informationen über Typen, Themen, Dauer, wann beginnen und was beachten.
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