Der Beruf des/-r Arztes/Ärztin, der häufig mit langen Arbeitszeiten und hohem Stress verbunden ist, gilt als einer der stressigsten Berufe der Welt. In diesem hektischen Arbeitsumfeld wird die Bedeutung von Pausen oft außer Acht gelassen. Dennoch sind regelmäßige Pausen wichtig für die Förderung der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. In diesem Artikel geht es um die Frage, warum Pausen für Ärzte/-innen so wichtig sind und wie sie diese kurzen Zeiträume sinnvoll nutzen können.
Warum werden Pausen überhaupt benötigt?
Pausen sind wichtig, um unsere physiologischen und lebensnotwendigen Bedürfnisse wie Essen und Trinken zu befriedigen. Darüber hinaus ist eine kurze Pause während der Arbeit für den Abbau von Stress und die Wiederherstellung der Konzentration von Bedeutung. Aus diesen Gründen sind die Arbeitnehmer/innen in Bezug auf ihre Ruhezeiten gesetzlich geschützt. Gemäß dem Arbeitszeitgesetz ist vorgeschrieben, dass die Arbeit bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs bis zu neun Stunden durch mindestens 30 Minuten Ruhepause unterbrochen werden muss. Bei einer Gesamtarbeitszeit von mehr als neun Stunden sind sogar 45 Minuten Ruhepause erforderlich.
Folgen ununterbrochener Arbeit
Das regelmäßige Auslassen von Pausen während der stressigen Arbeitszeit im Krankenhaus kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Ärzte/-innen ernsthaft beeinträchtigen. Hier sind einige mögliche Komplikationen, die auftreten können:
- Durch die kontinuierliche Arbeit ohne Pausen können Ärzte/-innen leicht in einen Zustand der Erschöpfung geraten. Dies kann zu emotionaler Instabilität, reduzierter Produktivität und Ablenkung von der Arbeit führen.
- Die kognitive Leistungsfähigkeit kann durch geistige Erschöpfung infolge fehlender Pausen beeinträchtigt werden. Dies kann zu Fehlern bei Diagnosen, Behandlungsentscheidungen und anderen wichtigen Aspekten der medizinischen Versorgung führen, die letztlich die Sicherheit der Patienten/-innen gefährden können.
- Der Mangel an Pausen und Erholungszeiten kann zu einer Verschlechterung der körperlichen und mentalen Gesundheit führen. Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Probleme und psychische Störungen erhöhen und zu Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen führen.
Die oben genannten Komplikationen sind nur einige von vielen, die alle miteinander zusammenhängen und nicht selten eine Folge der anderen sind.
Wie man die Pause am Arbeitsplatz richtig nutzt
Die oben genannten Konsequenzen zeigen deutlich, dass Arbeitspausen von großer Bedeutung sind. Es ist entscheidend, dass diese Pausen nicht nur rechtzeitig, sondern auch effektiv genutzt werden. Dabei ist es wichtig, zwischen echten Arbeitspausen und Ablenkungen zu unterscheiden. Häufig neigen die Arbeitnehmer dazu, zu versuchen, sich abzulenken, anstatt echte Pausen zu machen. Beispiele für Ablenkungen sind das Surfen im Internet, das Durchscrollen von Social-Media-Kanälen, Fernsehen oder das Spielen von Computerspielen. All diese Aktivitäten überfluten den Geist mit einer Vielzahl von Reizen, die nicht ausreichend verarbeitet werden können und keine Ruhe ermöglichen.
Damit die Pause effektiv genutzt werden kann, ist es primär von Bedeutung, dass sie ausreichend lang ist. Dieser Punkt wurde bereits zuvor erwähnt. Zusätzlich dazu werden Ärzte/-innen folgende Empfehlungen gegeben, um ihre Pause effektiv zu gestalten.
Tipp 1: Änderung der Einstellung zu Pausen
Es ist wichtig, dass Ärzte/-innen ihre Einstellung zu Pausen ändern und diese als wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeitsroutine betrachten. Eine Pause ermöglicht es, die Arbeit mit erhöhter Präzision wieder aufzunehmen, was zu einer Verbesserung der Arbeitsqualität und der Patientensicherheit führt.
Diese Sichtweise wurde in den folgenden Ausführungen von Fabian Krapf vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) in Konstanz deutlich gemacht: „Eine Pause führt dazu, dass man danach mit einer höheren Genauigkeit und einer besseren Konzentration der Arbeit nachgehen kann“. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Pause nicht durch Kollegen/-innen oder Patienten/-innen wegen Dingen unterbrochen oder verzögert wird, die nach der Pause angemessen behandelt werden können.
Tipp 2: Die beste Pause ist die geplante Pause
Eine wirksame Strategie zur Verbesserung der Produktivität und des Wohlbefindens ist die Planung von Pausen am Arbeitsplatz. Indem Pausen bewusst in den Arbeitsablauf integriert werden, können sie dazu beitragen, Erschöpfung vorzubeugen, die Konzentration aufrechtzuerhalten und die Gesundheit zu fördern. „Die subjektiv wahrgenommene Ermüdung ist nicht der beste Indikator, die Arbeit zu unterbrechen“, findet Johannes Wendsche von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua).
Es ist ratsam, zu Beginn des Arbeitstages eine To-Do-Liste zu erstellen und darin auch die Zeit für Pausen einzuplanen. Es empfiehlt sich, regelmäßige Pausen in den Arbeitsablauf einzubeziehen, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben. Kurze Pausen von fünf bis zehn Minuten alle ein bis zwei Stunden oder längere Pausen von 20 bis 30 Minuten alle paar Stunden können dabei effektiv sein. Im ärztlichen Dienst könnte dies so aussehen: Nach zwei Arztbriefen und einer Blutentnahme – kurze Pause. Oder: Nach Visite und Operation – längere Pause. Zur Erinnerung an den richtigen Zeitpunkt können Gadgets mit Alarmfunktion hilfreich sein.
Tipp 3: Keine Pause im Arztzimmer
Wissenschaftler betonen, dass es wichtig ist, den Arbeitsplatz während der Pausen zu verlassen, um sich von der Arbeit und den damit verbundenen Gedanken und Emotionen zu lösen. „Vor dem Bildschirm sitzen und schnell etwas essen – das bringt nicht wirklich Energie“, meint Fabian Krapf. Viele Unternehmen wie Google und Volkswagen, die weltweit für die Unterstützung und Förderung ihrer Mitarbeiter/-innen bekannt sind, haben eine Regelung eingeführt, die es ihren Mitarbeitern/-innen verbietet, während der Pause am Arbeitsplatz zu bleiben. Die Idee dahinter ist, dass eine räumliche Trennung vom Arbeitsplatz während der Pause dazu beiträgt, Stress abzubauen und eine bessere Work-Life-Balance zu fördern.
Eine Pause im Garten ist hier eine ideale Option, da sie eine Verbindung zur Natur herstellt und eine entspannende Umgebung bietet. Dabei kann man frische Luft und Sonnenlicht genießen. Der Aufenthalt in der Natur hat einen sehr hohen Effekt auf Ihre Regenerationsfähigkeit und die Steigerung der Produktivität am Arbeitsplatz. Darüber hinaus dienen die schönen Blumen und Brunnen im Garten nicht nur der Dekoration, sondern sind eine zusätzliche Bereicherung für die Sinne.
Tipp 4: Aktive Pausen
Aktive Pausen sind besonders wirksam für Personen, die überwiegend sitzende und geistig anspruchsvolle Tätigkeiten ausführen. Sie ermöglichen es, abzuschalten, den Stoffwechsel anzukurbeln und das im Körper angesammelte Stresshormon Cortisol abzubauen, was wiederum die Produktivität am Arbeitsplatz fördert. Die Folge sind körperliche und geistige Entspannung sowie eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit. Darüber hinaus hat Bewegung auch positive Auswirkungen auf unsere Stimmung, da sie die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin stimuliert und Erschöpfung entgegenwirkt.
In einigen Krankenhäusern bieten Tischtennisplatten im Garten als eine aktive Alternative zur passiven Pause im Dienstzimmer. Die Mitarbeiter/-innen haben die Möglichkeit, in der Pause oder nach Feierabend eine Partie Tischtennis zu spielen und sich körperlich zu betätigen. Dies fördert nicht nur die körperliche Aktivität, sondern bietet auch eine angenehme Abwechslung zum Arbeitsalltag und die Möglichkeit, sich an der frischen Luft zu entspannen.
Tipp 5: Entspannende Aktivitäten
Um sich gut zu erholen und die Produktivität am Arbeitsplatz zu steigern, ist es ratsam, die Pausen mit entspannenden Aktivitäten zu verbringen. Entspannende Aktivitäten können für jeden individuell definiert werden. Es gibt mittlerweile verschiedene Apps für Smartphones oder Tablets, die professionell geführten Meditationen anbieten und bereits in kurzen Fünf-Minuten-Sitzungen mentale Entspannung und eine Steigerung der Produktivität am Arbeitsplatz ermöglichen. Auch das Lesen von Lieblingsbüchern oder das Hören von Musik kann helfen, den Geist zu entspannen.
Wissenschaftler/-innen haben herausgefunden, dass Menschen bei emotionalem oder körperlichem Stress, ständigem Grübeln und anhaltender Anspannung oft unbewusst den Atem anhalten. Die einfachste und schnellste Methode, Stress abzubauen und sich zu entspannen, ist bewusstes Atmen.
Alternativ kann man eine sehr effektive Yoga-Übung anwenden: die 4-2-6-2-Atmung. Die Übung wird im Sitzen durchgeführt. Vier Zeiteinheiten lang atmet man langsam ein. Anschließend hält man den Atem für zwei Zeiteinheiten. Dann atmet man über einen Zeitraum von sechs Zeiteinheiten aus, gefolgt von einer Pause von zwei Zeiteinheiten.
Fazit
Erholungsphasen am Arbeitsplatz sind unerlässlich, um weiterhin gute Leistungen erbringen zu können. Besonders wirksam sind regelmäßige kurze Pausen, die entspannende und körperliche Aktivitäten beinhalten. Solche Pausen geben neue Energie, verbessern die Stimmung und die Produktivität und stärken für den Rest des Arbeitstages.