Die wirtschaftliche Stimmung unter den niedergelassenen Ärzten/-innen ist im Jahr 2023 auf einem Tiefpunkt angelangt, wie seit 2006 nicht mehr. In diesem Kontext zeigt sich die wirtschaftliche Unsicherheit und die Unzufriedenheit innerhalb der Ärzteschaft in einem besorgniserregenden Licht.
Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für diese negative Stimmungsentwicklung und deren Auswirkungen auf den medizinischen Berufsstand und geht darauf ein, wie sich diese Situation im Vergleich zum allgemeinen Geschäftsklimaindex entwickelt hat.
Stimmungsbarometer 2023: Niedergelassene sind pessimistischer als zu Corona-Zeiten
Die wirtschaftliche Stimmung unter niedergelassenen Ärzten/-innen hat einen Tiefpunkt erreicht: Mit -38,7 Punkten ist die gegenwärtige Situation besorgniserregend. Zum besseren Verständnis lohnt ein Vergleich: Während des Höhepunkts der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr lag der Stimmungstiefpunkt bei -28,9 Punkten.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ist besonders alarmierend. Im Vergleich zum vorherigen Quartal gab es einen drastischen Rückgang um fast 10 Punkte, was einer Verschlechterung von -9,7 Punkten entspricht. Diese Tendenz verdeutlicht, dass die finanzielle Belastung für niedergelassene Ärzte/-innen stetig zunimmt.
Nicht nur die gegenwärtige Lage, sondern auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich verschlechtert. Ärzte/-innen erwarten, dass sich die wirtschaftliche Situation in absehbarer Zeit nicht signifikant verbessern wird: Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate gingen um 5,5 Punkte zurück.
Entwicklung der Stimmung in den ärztlichen Fachgruppen
Im Verlauf des dritten Quartals gab es einen spürbaren Abschwung der Stimmung unter den Angehörigen sämtlicher ärztlicher Fachgruppen. Besonders drastisch war dies bei Zahnärzten/-innen, die einen Rückgang um 14,7 Punkte hinnehmen mussten. Diese Entwicklung führt dazu, dass Zahnärzte/-innen in der Gesamtbewertung der Stimmungslage an letzter Stelle stehen. Ebenfalls von diesem Abwärtstrend betroffen waren Fachärzte/-innen, bei denen die Stimmung um 8,3 Punkte sank.
Während die Verschlechterung der Stimmung bei Zahn- und Fachärzten/-innen besonders ausgeprägt war, zeigten sich bei Psychotherapeuten/-innen und Hausärzten/-innen leichtere Einbußen: Die Stimmung unter Psychotherapeuten/-innen verschlechterte sich um 3,8 Punkte, während Hausärzte/-innen einen Rückgang um 3,2 Punkte verzeichneten.
Ursachen für die Stimmungsentwicklung: Negative Einflüsse von Politik und Selbstverwaltung
Die derzeitige Verschlechterung der Stimmung innerhalb der Ärzteschaft ist auf zwei Faktoren zurückzuführen, die von der Mehrheit der Befragten als problematisch wahrgenommen werden: 82,5 Prozent der befragten Ärzte/-innen gaben an, dass die Entscheidungen und Vorgaben seitens der Politik negativen Einfluss auf ihre Stimmung und berufliche Situation haben.
Darüber hinaus äußerten 77,6 Prozent der Befragten Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Die rasante Entwicklung digitaler Technologien hat zweifellos viele Vorteile, aber auch zu neuen Herausforderungen geführt. Die Integration digitaler Systeme stellt für viele Ärzte/-innen eine Belastung dar, die sich negativ auf ihre Stimmung und Arbeitsqualität auswirkt.
Interessanterweise hat sich im Vergleich zum vorherigen Quartal ein weiterer Faktor auf den dritten Platz der negativen Einflüsse vorgeschoben, nämlich die finanzielle Situation der Arztpraxen. Im zweiten Quartal 2023 wurde die finanzielle Lage noch an vorletzter Stelle genannt, doch nun rückt sie in den Vordergrund. Dies verdeutlicht, dass die wirtschaftliche Belastung und Unsicherheit in den Praxen zunehmen und sich Ärzte/-innen verstärkt Sorgen um ihre finanzielle Stabilität machen.
Vergleich mit dem ifo-Geschäftsklimaindex
Im dritten Quartal des Jahres 2023 verzeichneten sowohl der ifo-Geschäftsklimaindex als auch der spezifische Stimmungsindex der Ärzteschaft negative Entwicklungen, die auf eine zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit und eine Verschlechterung der allgemeinen Stimmungslage hinweisen. Interessanterweise zeigte der Index für Ärzte/-innen einen etwas stärkeren Rückgang, der bei 3,7 Punkten lag, während der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts einen Rückgang von 2,9 Punkten verzeichnete. Dies zeigt, dass Ärzte/-innen in ihrem Berufsstand besonders von den wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen sind.
Setzt man diese Entwicklungen in Relation, wird deutlich, dass die wirtschaftliche Stimmung bei den niedergelassenen Ärzten/-innen nach wie vor schlechter ist als in anderen Branchen, die im ifo-Index abgebildet werden. Die im Gesundheitswesen tätigen Ärzte/-innen sehen sich mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert, die ihren Berufsstand in besonderem Maße betreffen und die sich in einem stärkeren Rückgang ihres Stimmungsindex widerspiegeln.