Eine Nadelstichverletzung ist schnell passiert: Beim Blutabnehmen, beim Abwerfen spitzer Gegenstände oder im OP.
Statistisch gesehen passiert einem Krankenhausmitarbeiter eine Nadelstichverletzung pro Jahr.
Doch wie hoch ist das tatsächliche Risiko, sich an einer übertragbaren Krankheit anzustecken? Und was muss im Falle eines Falles unternommen werden?
Was ist eine Nadelstichverletzung?
Als Nadelstichverletzung werden Stich-, Schnitt-, oder Kratzverletzungen durch scharfe oder spitze medizinische Instrumente wie Kanülen, Skalpelle oder Lanzetten bezeichnet, die durch Blut oder andere Patientenkörperflüssigkeiten verunreinigt sein können.
Prädestiniert für Nadelstichverletzungen sind Chirurgen. In dieser Disziplin sticht oder schneidet sich das Personal am häufigsten bedingt durch die tagtägliche Arbeit im OP und an offenen Wunden. Doch auch Internisten, Anästhesisten und Gynäkologen sind weit vorne mit dabei.
Wie kann man sich vor Nadelstichverletzungen schützen?
Schützen kann man sich am besten durch sicheren Umgang mit scharfen oder spitzen Gegenständen.
Dazu gehört das Mitführen eines gelben Abwurfbehälters auf dem Verbandswagen oder auf dem Blutentnahmetablett. Diese dürfen nur bis zur Markierungslinie gefüllt werden, danach muss der Deckel richtig (!) geschlossen und der Behälter entsorgt werden. Das klingt zwar trivial, überquellende Abwurfbehälter sollen aber auf den besten Stationen vorkommen.
Wenn sich ein Krankenhaus sogenannte Sicherheitskanülen leistet, sollte die Schutzvorrichtung bei der Benutzung der Kanülen auch angewendet werden. Diese existieren sowohl für starre Nadeln als auch für Butterflies, und werden entweder auf die Nadel geklappt oder über die Nadel nach vorne gezogen. Ein Handgriff, und die Spitze ist verschwunden.
Und zu guter Letzt: Das Tragen von Handschuhen ist einmal mehr zu empfehlen. Zwar schützen sie nicht direkt vor eine Nadelstichverletzung, die kontaminierende Flüssigkeit wird aber im Zuge des Durchstichs zu einem großen Teil abgestreift, was das Kontaminationsrisiko beträchtlich verringert.
Nadelstichverletzung: Wie hoch ist das Infektionsrisiko?
Kurz und knackig: Das Risiko, sich per Nadelstichverletzung an einer kontaminierten Nadel anzustecken, liegt bei
- 1:23 für Hepatitis B (ohne bestehenden Impfschutz)
- 1:147 für Hepatitis C
- 1:9000 für HIV.
Da eine Impfung gegen Hepatitis B ärztlich tätigen Mitarbeitern angeboten werden muss, und Medizinstudenten in aller Regel auch geimpft sind, ist die tatsächliche Übertragungswahrscheinlichkeit wohl wesentlich geringer.
Betrachten wir nur das ärztliche Personal können wir nochmals nach Fachbereichen differenzieren. Innerhalb der ärztlichen Fachbereiche liegen wie erwartet die Chirurgen in der Statistik vorne. In einer Auswertung von 519 Meldungen ergibt sich die folgende Aufteilung.
Nadelstichverletzungen nach Fachbereichen
Fachbereich | Häufigkeit (%) | Meldungen |
Chirurgie | 24,5 | 127 |
Innere Medizin | 15,8 | 82 |
Zahnmedizin | 11,8 | 61 |
Anästhesie | 7,1 | 37 |
Gynäkologie | 4,2 | 22 |
Sonstige | 36,6 | 190 |
Ansteckungswahrscheinlichkeit HIV durch Nadelstichverletzung
Wie wir im vorhergehenden Kapitel gesehen haben liegt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit HIV bei 1:9000. HIV, das Humane Immundefizient Virus, ist eine besonders schwerwiegende Erkrankung. Das Virus gehört zu der Familie der Retroviren und zur Gattung der Lentiviren.
Wird eine Ansteckung mit dem HI-Virus nicht behandelt, so kann dies zu AIDS, acquired immunodeficiency syndrome, kommen. Der Krankheitsverlauf ist langwierig und es treten neben starken Immunschwächen durch die Schädigung des Immunsystems auch zahlreiche weitere Symptome auf.
Zu typischen Symptomen und Leiden gehören (zunehmend im Krankheitsverlauf):
- Fieber
- Nachtschweiß
- Hautausschläge
- Orale Ulzeration
- Gelenkschmerzen
- Veränderte Blutwerte
- Lipodystrophie
- Veränderung der Herzmuskel-Struktur
- Zerstörung von CD4-Helferzellen
- Nach neun bis elf Jahren kommt es zu einem schweren Immundefekt
- Opportunistische Infektionen durch das schwache Immunsystem
Was tun, wenn es passiert ist?
- Sofort die Blutung aus der Wunde anregen, dabei die Wundränder zusammendrücken ohne die Wunde zu quetschen.
- 5-10 Minuten mit geeignetem Hautdesinfektionsmittel desinfizieren.
- Den Vorfall im Verbandsbuch dokumentieren lassen
- Unverzüglich den D-Arzt aufsuchen und den Vorfall durch ihn dokumentieren lassen
- Unverzügliche Blutentnahme mit serologischer Blutuntersuchung auf HIV und Hepatitis. Nach 6 Wochen Wiederholung der serologischen Untersuchung.
- Falls der Indexpatient bekannt ist: Auch bei diesem Blutentnahme und serologische Blutuntersuchung.
Wir wünschen euch stets sicheren Umgang mit spitzen und scharfen Gegenständen!
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