
Der Mangel von Fachkräften im Gesundheitswesen ist längst nicht mehr von der Hand zu weisen. Ganz im Gegenteil: Experten befürchten, dass sich 2035 rund 1,7 Millionen Stellen nicht besetzen lassen. Die Situation wird sich allein durch die demografische Entwicklung zuspitzen. Die Gründe für den Versorgungsengpass sind vielfältig, beispielsweise mangelhafte Ausbildung, schlechte Arbeitsbedingungen sowie körperliche und psychische Belastung. Auch die Versorgungszentren haben Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. Mehr als die Hälfte der befragten MVZ gaben an, dass sie die Verfügbarkeit von Personal als schlecht oder sogar sehr schlecht ansehen.
MVZ: Begriffserklärung
Medizinische Versorgungszentren sind Einrichtungen der ambulanten Gesundheitsversorgung, die ärztlich geleitet werden. Hier arbeiten mehrere Mediziner/innen verschiedener Fachgebiete zusammen, die ambulante ärztliche Behandlungen erbringen. 2015 trat das KV-Versorgungsstärkungsgesetz in Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich fachübergreifende Versorgungszentren zulässig. Mittlerweile dürfen sie ebenso fachgleich sein. Die Gründer/innen sind beispielsweise:
- Ärzte/-innen
- Praxisnetze
- Krankenhäuser und Kliniken
- Gemeinnützige Träger
- Kommunen
Der/die ärztliche Leiter/in, der/die im Versorgungszentrum tätig sein muss, ist angestellt oder fungiert als Vertragsarzt/-ärztin. Das Ziel besteht immer darin, die umfassende medizinische Versorgung der Patienten/-innen sicherzustellen. Informationen lassen sich unter den Fachärzten/-innen besser austauschen, was die Behandlung vereinfacht und effizienter macht. Die medizinischen Versorgungszentren ermöglichen eine gebündelte, bestmögliche Versorgung der Patienten/-innen. Es ist auch möglich, dass spezialisierte Leistungen angeboten werden, beispielsweise radiologische oder labordiagnostische Leistungen.
Die wirtschaftliche und personalbezogene Lage der MVZ
Medizinische Versorgungszentren mit Vertragsärzten schätzten ihre Situation wesentlich häufiger als gut ein, als es bei den krankenhausgetragenen Zentren der Fall ist. Rund 50 bis 60 Prozent hatten bereits 2019 Probleme damit, Personal zu beschaffen. In ländlichen Gebieten suchen sogar rund 90 Prozent der Zentren Personal. Bei den Ärzten/-innen ist insbesondere die Allgemeine Chirurgie betroffen.
Fachkräftemangel hat Auswirkungen auf die Patientenversorgung
Seit Jahren wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Dies gilt ebenso bei einer sehr guten oder übertariflichen Bezahlung, strukturierten Abläufen und weiteren Anreizen, wie Sonderurlaub oder Sachleistungen. Der Mangel wird auf die ambulante Versorgung negative Auswirkungen haben. Auf Arzttermine muss oftmals selbst bei akuten Krankheiten einige Tage auf einen Termin gewartet werden. Die Praxen sind in ihrer Delegationsfähigkeit eingeschränkt. So führt der Personalmangel zum Teil zur Kürzung des Leistungsumfangs. Setzt sich dieser Trend fort, kann es gravierende Folgen haben.
Bei den Problemen bei der Suche nach geeignetem Personal wird folgendes angegeben:
- Zu geringe Qualifikation der Bewerber/innen
- Keine Bewerbung auf Stellenanzeigen
- Unrealistische Gehalts- und Arbeitszeitvorstellungen
Mehr als 20 Prozent der selbst ausgebildeten Fachkräfte haben nach der Ausbildung trotz des Angebots, übernommen zu werden, die Praxis verlassen, um beispielsweise in ein Krankenhaus zu wechseln. Andere haben sich mit dem Beruf umorientiert. Nach wie vor ist die Politik gefordert. Seit Jahren erhalten zum Beispiel die Krankenhäuser mehr Gelder für die medizinischen Leistungen, als die Vertragsarztpraxen. So können sie höhere Tarifgehälter zahlen. Durch Veränderungen ist es möglich, die Abwanderung aus den Arztpraxen einzudämmen.
Fazit
In der Gesundheitsbranche ist der Fachkräftemangel ein gravierendes, seit Jahren bestehendes Problem. Besonders betroffen ist Kranken- und Altenpflege. Der Mangel an geeigneten Kräften ist schon längst auch in der ambulanten und nicht nur in der stationären Versorgung angekommen und spitzt sich in den Medizinischen Versorgungszentren zu, in denen Ärzte/-innen der gleichen oder verschiedener Fachrichtungen an einem Standort ihre Leistungen anbieten. Besonders ausgeprägt ist der Personalmangel im ländlichen Raum, doch an welchem Ort auch immer, er lässt nicht nur die Belastung der Mitarbeitenden steigen, sondern beeinflusst ebenso die Versorgungstätigkeit negativ. Schon jetzt wurde das Leistungsangebot vieler Praxen aufgrund des Fachkräftemangels zeitweise eingeschränkt. Die Politik muss handeln.