
Der Hausarztmangel macht sich besonders in ländlichen Regionen bemerkbar. Auch Sachsen und Sachen-Anhalt sind betroffen. Die Universität Leipzig präsentiert mit ihrem Programm “MiLaMed” jetzt ein Konzept, welches angehende Ärzte für einen Job auf dem Land begeistern soll.
Forscherteam aus Leipzig entwickelt Konzept für Medizinstudium
Zu wenig Ärzte, obwohl der Versorgungsbedarf hoch ist – das ist die Realität von vielen ländlichen Regionen in Deutschland. Um dem Problem entgegen zu wirken, haben Forscher der Universität Leipzig die Maßnahme ergriffen. Das Projekt heißt “Mitteldeutsches Konzept zur longitudinalen Integration landärztlicher Ausbildungsinhalte und Erfahrungen in das Medizinstudium” (kurz: MiLaMed). Die Idee dahinter: Medizinstudenten sollen schon während ihres Studiums einen Eindruck davon bekommen, wie die Arbeit auf dem Land aussieht. Das Programm umfasst die Thematisierung von neuen Versorgungskonzepten und die Vermittlung von landärztlichem Input. Dabei sollen die Lehrinhalte Mediziner für den Beruf als Landarzt sensibilisieren.
Warum Hausarztmangel auf dem Land herrscht
Im Durchschnitt ist das Alter der noch tätigen Hausärzte in Deutschland hoch. Das bedeutet, dass der Bedarf an jungen Nachwuchskräften tendenziell weiter ansteigen wird. Die Universität Leipzig hat bereits mit dem LeiKA-Programm (Leipziger Kompetenzpfad Allgemeinmedizin) eine erfolgreiche Initiative gestartet, um angehende Mediziner für den Job als Hausarzt zu begeistern. Da der Hausarztmangel schon in städtischen Regionen ein Problem ist, stehen ländliche Gebiete vor einer noch größeren Herausforderung.
Viele Mediziner ziehen eine Stelle auf dem Land nicht in Erwägung, weil das Gesamtangebot in städtischen Regionen attraktiver für sie ist. Das liegt unter anderem an der Infrastruktur. Auch die ungünstige Anbindung an das städtische Umfeld wird als Nachteil gewertet. Außerdem werden die weiten Wege für Hausbesuche als Grund dafür vermutet, dass Mediziner das Stadtleben bevorzugen. Rund die Hälfte der Patienten auf dem Land haben bereits ein so hohes Alter erreicht, dass Ärzte nur noch zu ihnen nach Hause kommen. Die Arbeitszeit soll pro Woche bei über 55 Stunden liegen, die Hausbesuche pro Quartal belaufen sich auf etwa 700.
Die Bausteine vom Projekt “MiLaMed”
Die Initiative gegen den Ärztemangel auf dem Land soll nicht nur theoretische Kenntnisse vermitteln. Ziel ist es, dass Medizinstudenten ländliche Praktika absolvieren, um die medizinische Arbeit auf dem Land erforschen zu können. Zudem sollen sie die Landregionen besser kennenlernen, was die Entscheidung für eine Arbeitsstelle dort beeinflussen kann. Studierende sollen außerdem nicht nur Ärzte aus dem universitären und städtischen Umfeld kennen, sondern mit landärztlichen Fachkräften zusammenkommen.
Seit mehreren Jahren erproben Forscher der Universität diverse Konzepte, um dem Hausarztmangel auf dem Land zu bekämpfen. Sie kommen zu dem Entschluss, dass die Einbindung von Landärzten und praktischen Erfahrungen schon während des Studiums von Bedeutung sind – darauf basiert ihr neues Konzept. Das Programm verspricht, Studienabsolventen weiterhin zu begleiten, wenn sie sich für eine Position als Hausarzt entscheiden. Die Hilfe soll vom Leipziger Standort des Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Sachsen (kurz: KWASa) zugesichert werden.
Das Bundesgesundheitsministerium soll über “MiLaMed” entscheiden
Um Aufklärungsarbeit zu leisten und landärztliche Lehrinhalte in das Studium einzubinden, wird das Konzept des Leipziger Forscherteams dem Bundesgesundheitsministerium vorgelegt werden. Wird das Projekt erfolgreich abgesegnet, soll eine zweijährige Testphase starten, wo das Programm “MiLaMed” erprobt wird. Die gute Nachricht: Landkreise und Kommunen der Region Sachsen und Sachsen-Anhalt haben ihre Unterstützung für das Projekt bereits zugesichert. Um Praktika in ländlichen Regionen einbinden zu können, werden Studierende in den Regionen Nordsachsen und Mansfeld-Südharz tätig werden.
Fazit: Förderung von Nachwuchskräften unbedingt erforderlich
Damit der Hausarztmangel nicht weiter ansteigt, sind Projekte wie “MiLaMed” von enormer Bedeutung für Universitäten. Die Praxis zeigt, dass es in Europa genügend Nachwuchskräfte gibt, viele Mediziner sich aber für städtische Stellenangebote bewerben. Eine Aufklärung über die Arbeit auf dem Land kann dazu beitragen, dass Ärzte dem hohen Versorgungsbedarf in Zukunft gerecht werden und selbst an der Konzeption für attraktivere Bedingungen auf dem Land mitarbeiten.