
Es gibt in Deutschland aktuell rund 100.000 junge Frauen und Männer, die Medizin studieren. Die Zahl der Studieninteressenten ist noch höher. Doch es ist gar nicht so einfach, einen Studienplatz zu ergattern. Wer nicht über Bestnoten im Abitur verfügt, muss einige andere Kriterien erfüllen, um doch zum Zuge zu kommen. Wir geben hier einen Überblick über die derzeit geltenden Regelungen für den Zugang zum Medizinstudium.
Das Studium der Humanmedizin gehört nach wie vor zu den besonders gesuchten Studienfächern, obwohl es alles andere als ein Spaziergang ist. Dafür sind die späteren beruflichen Perspektiven und Verdienstchancen überdurchschnittlich gut (Wie das Medizinstudium genau aufgebaut ist, kann man hier ausführlich nachlesen). Die Folge: die Nachfrage nach Studienplätzen ist seit vielen Jahren höher als das Angebot. Medizin gehört zu den sogenannten NC-Fächern. NC steht für Numerus Clausus, was nichts anderes bedeutet als, dass nur eine beschränkte Zahl an Studieninteressenten Zugang hat. Betriebswirtschaftlich gesehen nennt man so etwas Rationierung. Welche Mittel und Wege es gibt, Medizin ohne NC zu studieren, fasst dieser Artikel zusammen.
Was für den Zugang zum Medizinstudium zählt: Abiturbesten-Quote, Hochschul-Auswahlverfahren, zusätzliche Eignung
Beim Verfahren für den Zugang zum Medizinstudium gelten seit Anfang 2020 neue Regeln. 20 Prozent der Plätze sind grundsätzlich für die sogenannte Vorabquote reserviert. Hier werden besondere Fälle (Zweitstudiums-Bewerber, ausländische Bewerber, Landarztquote) „vorab“ berücksichtigt. Die verbleibenden Plätze werden (auf 100-Prozent-Basis) wie folgt verteilt: 30 Prozent werden im Rahmen der sogenannten Abiturbesten-Quote vergeben. 60 Prozent werden über das jeweilige Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) zugeteilt, zehn Prozent über eine Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ).
Am einfachsten ist wohl der Zugang über die Abiturbesten-Quote. Die Bewerbung um einen Studienplatz wird dann mehr zur Formalie. Entscheidend für den Zugang ist die Abiturnote. Die erforderliche Note, um in die Abiturbesten-Quote zu „rutschen“, wird nach einem komplizierten –hier nicht näher darzustellenden – Verfahren ermittelt. Fakt ist, dass tatsächlich nur Abiturienten mit Bestnoten Chancen haben, von der Abiturbesten-Quote zu profitieren. Im Wintersemester 2020/2021 war in allen Bundesländern bis auf zwei ein Abi-Schnitt von 1,0 gefordert. In Schleswig-Holstein genügte die Note 1,1, in Niedersachsen 1,2.
Wer nicht mit einer solchen Note aufwarten kann, wird in der Regel über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) versuchen, Zugang zum Studium zu erlangen. Das Auswahlverfahren basiert auf einem einheitlichen Rahmen, die konkrete Ausgestaltung unterscheidet sich aber von Hochschule zu Hochschule. Wesentliche Elemente des Auswahlverfahrens sind die Abiturnote, das Ergebnis des Tests für medizinische Studiengänge (TMS), darüber hinaus ggf. weitere Eignungsnachweise wie eine abgeschlossene gesundheitsfachliche Ausbildung, Berufserfahrung in einem Gesundheitsberuf, sonstige relevante besondere Vorbildungen und außerschulische Leistungen.
Die Hochschulen gewichten die einzelnen Bereiche unterschiedlich. Abi-Note und TMS-Resultat machen überwiegend 80 bis 90 Prozent des Gesamtergebnisses aus. In der Regel hat die Abiturnote das größere Gewicht als der TMS. Aber es gibt Ausnahmen. Je nachdem, mit welcher Abiturnote man aufwarten kann, lässt sich über die Wahl der Hochschule für die Bewerbung die Chance beeinflussen, bei der Studienplatzvergabe zum Zuge zu kommen. Es lohnt sich also, das jeweilige AdH vorab zu studieren.
Zehn Prozent der Studienplätze (nach Vorabquote) werden im Rahmen der sogenannten Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) vergeben. Das ist ein Zuteilungsmechanismus, bei dem die Schulnote ohne Bedeutung ist. Er tritt an die Stelle der früheren Wartezeit, die nur noch übergangsweise (bis Wintersemester 2021/22 bzw. in Bayern 2022/23) eine gewisse Rolle spielt. Ähnlich wie bei der AdH gilt bei der ZEQ ein einheitlicher Rahmen mit individueller Ausgestaltung durch die einzelnen Hochschulen.
Mögliche Auswahlkriterien sind:
- erfolgreich bestandener Medizinertest (TMS);
- Nachweis einer anerkannten Berufsausbildung, Berufstätigkeit oder eines anerkannten Dienstes;
- Nachweis einer anerkannten, studienrelevanten Preisauszeichnung;
- persönliches Eignungsgespräch.
Fazit: bester Abi-Schnitt bietet nach wie vor einfachsten Zugang
Mit einem erstklassigen Abitur ist der Zugang zum Studium immer noch am problemlosesten möglich. Daran hat auch die Neuregelung des Zulassungsverfahrens nichts geändert. Für das AdH gilt ebenfalls: je besser die Abiturnote, umso besser die Chancen, zum Zuge zu kommen. Allerdings spielen dann auch noch weitere Kriterien eine Rolle, insbesondere dem TMS kommt ein erhebliches Gewicht bei der Zulassung zu.
Wichtig zu wissen: Medizinertests müssen schon vor Abgabe der Bewerbung abgelegt sein. Eine frühzeitige Anmeldung ist daher dringend zu empfehlen, um die Bewerbungsfrist einhalten zu können. Grundsätzlich gilt: wird die Bewerbungsfrist verpasst, gibt es (in dem betreffenden Semester) auch keinen Studienplatz. Da hilft selbst die beste Abiturnote nichts.
Hier geht es zu einer Übersicht der 20 besten Unis für Medizin in Deutschland