
Möchten Studierende der Medizin effektiv Inhalte wiederholen und sich möglichst gut aufs Physikum vorbereiten, benötigen sie das passende Lernmedium. Während die einen noch klassisch mit Kugelschreiber, College-Block und Karteikarten lernen, sind andere inzwischen voll auf digitale Hilfsmittel umgestiegen. Was Studierende bei der Auswahl ihrer Lernmedien beachten sollten, zeigt der folgende Artikel.
Das richtige Lernmedium für die eigenen Ansprüche
Video-Mitschnitte, Audiovorträge, Fachtexte, handschriftliche Notizen: Die Auswahl des passenden Lernmediums hängt stark von den eigenen Lerngewohnheiten und -bedürfnissen ab. Einige Wissenschaftler/innen gehen davon aus, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt. Frederic Vester unterscheidet in seinem Buch „Denken, Lernen, Vergessen“ zum Beispiel vier verschiedene Typen nach der Art, wie sie Wissen am besten aufnehmen:
- Optisch-visueller Typ: lernt am besten durch Sehen und Beobachten.
- Auditiver Typ: lernt bevorzugt durch Hören und Sprechen.
- Kognitiv-intellektueller Typ: lernt vor allem durch Lesen und Denken.
- Haptisch-kinetischer Typ: lernt durch Anfassen und Fühlen.
Vester zufolge sind die meisten Menschen Mischtypen. Bis jetzt gibt es jedoch keine Studien, die seine Thesen belegen. Lernpsychologen/-innen halten sie daher für unwissenschaftlich. Lernpraktiker/innen allerdings schätzen die Einteilung als Hilfsmittel für die Auswahl der eigenen Lernmethoden, Strategien und Medien. Um das beste Lernmedium für die eigenen Bedürfnisse zu finden, lohnt es sich durchaus, verschiedene Formate auszuprobieren.
Analog oder digital: Mit welchem Medium lernt es sich effektiver?
Bei der Auswahl geeigneter Lernmedien stehen Studierende der Medizin unter anderem vor der Frage, ob sie analoge oder digitale Hilfsmittel nutzen sollten. Viele Studierende setzen auf das althergebrachte Lernen mit Karteikarten. Sie haben das Gefühl, die Lehrinhalte durch die handschriftliche Zusammenfassung besonders effektiv aufzunehmen. Diesem Eindruck steht die These gegenüber, dass Menschen vor allem durch systematische Wiederholung lernen. Ob die Lehrinhalte auf analoge oder digitale Weise wiederholt werden, spielt demnach für den Lernerfolg keine Rolle. Wichtig ist vielmehr der Gedankenprozess bei der Unterscheidung zwischen relevanten und weniger relevanten Textabschnitten.
Verschiedene digitale Lernplattformen bieten Karteikarten-Funktionen an. Der einzige Unterschied zum analogen System: Man erfasst seine Notizen per Tastatur und nicht handschriftlich. Ein Vorteil der digitalen Karteikarten besteht darin, dass sich Zitate aus Skripten, Statistiken und Diagrammen direkt einfügen lassen. Einige Programme erstellen aus den eigenen Markierungen der Vorlesungsunterlagen automatisch eine Zusammenfassung. Das spart Zeit.
Digitale Lernmedien haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie Fortschritte grafisch aufbereiten und übersichtlich darstellen. So lässt sich schnell erkennen, welche Inhalte bereits bearbeitet wurden und wo noch Lücken bestehen. Darüber hinaus lassen sich digitale Medien leichter mit anderen Studierenden teilen. Natürlich kann man handschriftliche Notizen kopieren und weitergeben. Digitale Lernprogramme ermöglichen es allerdings, dass mehrere Nutzer/innen zusammenarbeiten, ihre Notizen und Anmerkungen zusammenführen und so ihre Lernerfolge optimieren.
Allen Vorteilen zum Trotz: Wer sich mit Stift und Karteikarten wohler fühlt, sollte sich nicht zum Umstieg auf digitale Lernmedien zwingen.
College-Block und iPad: Die Vorteile verschiedener Lernmedien im Überblick
Die Frage nach analog und digital stellt sich nicht erst, wenn man fürs Physikum lernt, sondern schon in der Vorlesung. Auf welche Weise fertigt man am besten seine Notizen an, um die Lehrinhalte später wiederholen zu können: klassisch mit Kugelschreiber und College-Block oder doch lieber mit einem Tablet?
Der College-Block wirkt vielleicht altmodisch, bietet aber durchaus einige Vorteile:
- Handschriftliche Notizen anzufertigen ist unkompliziert.
- Der Block ist unabhängig von Strom und Internet, Notizen lassen sich jederzeit anfertigen und nachlesen.
- Man benötigt keine zusätzlichen Apps.
- College-Block und Kugelschreiber sind äußerst günstig in der Anschaffung.
In ein iPad oder ein anderes Tablet müssen Studierende zunächst eine dreistellige Summe investieren. Um Notizen anzufertigen und effektiv zu lernen, benötigt man außerdem noch eine Reihe an Apps, einen Tablet-Stift und eventuell eine externe Tastatur. Die meisten fürs Medizinstudium relevanten Apps stehen lediglich für iOS zur Verfügung.
iPad und Tablet können mit den folgenden Vorteilen aufwarten:
- Ein Tablet ist leicht und handlich.
- Es erfasst wesentlich mehr Lernunterlagen als ein College-Block und bietet zudem Zugriff auf zusätzliche Lernprogramme.
- Gespeicherte Dokumente lassen sich beliebig oft vervielfältigen und unkompliziert teilen.
- Man spart Papier und Druckkosten.
- Medizinische Schaubilder, Grafiken und Tabellen lassen sich nach Belieben und mit wenig Aufwand in die Lernunterlagen einfügen.
Welche Eigenschaften sollte ein gutes Tablet fürs Medizinstudium mitbringen?
Wer sich für ein Tablet als Lernmedium entscheidet, sollte bei der Auswahl unter anderem die Größe des internen Speichers beachten. Für reine Studienzwecke können 64 GB ausreichen. Größere Dateien lassen sich extern in der Cloud hinterlegen. Möchte man das Tablet auch anderweitig nutzen oder alle Dateien auch lokal und ohne Internetzugang griffbereit haben, kann man in 128 GB Speicherplatz investieren. Android-Geräte bieten die Möglichkeit, den Speicherplatz mit SD-Cards zu erweitern. Beim iPad hat man diese Option nicht.
Generell empfiehlt es sich, regelmäßig Sicherheitskopien seiner Unterlagen anzufertigen, um einen Datenverlust zu vermeiden.
Als zusätzliches Zubehör lohnen sich ein Tablet Pencil oder eine Tastatur. Wer seine Notizen lieber handschriftlich anfertigt, greift zum Pencil. Wer schneller tippt, als per Hand zu schreiben, ist mit einer Bluetooth-Tastatur besser beraten.
Empfehlenswerte Apps fürs Medizinstudium
Möchte man das Tablet als Lernmedium fürs Medizinstudium nutzen, benötigt man wie beschrieben noch diverse Apps. Das Projekt easystudium der Universität Münster hat im Oktober 2015 Medizinstudierende unter anderem nach ihren App-Empfehlungen befragt. Die Studierenden wiesen auf die Wichtigkeit eines guten PDF-Programms hin, mit dem sich unter anderem Vorlesungsskripte bearbeiten und um eigene Notizen und Markierungen ergänzen lassen. Beispiele sind GoodNotes, GoodReader, Notability und PDF Expert (alle für iOS).
Weiterhin empfohlen wurden die Karteikarten-App Anki (iOS und Android) sowie die Kreuz- und Lern-Tools Amboss (iOS und Android), Lass mal kreuzen der apoBank (iOS) und iPhysikum (iOS und Android) für die Vorbereitung aufs Physikum. Hilfe beim Anatomie-Studium bieten beispielsweise die kostenlose App Anatomy Learning und das kostenpflichtige Tool Essential Anatomy 5 (beide iOS und Android).