
„Wir fordern faire Bedingungen im praktischen Jahr des Medizinstudiums“, so lautet die Petition, die auf die Missstände, die aktuell während des Praktischen Jahres herrschen, aufmerksam machen soll. Am 16. Januar fand dazu bundesweit an 36 Fakultäten ein Aktionstag statt. Was die Studierenden hiermit erreichen wollten, erläutern wir im nachfolgenden Artikel.
PJ – von der Theorie zur Praxis
Nach dem zehnten Semester und dem Bestehen des Hammerexamens steht die zweite ärztliche Prüfung an. Während in den vorherigen Semestern vorwiegend die Theorie an der Tagesordnung stand, geht es im Praktischen Jahr darum, die Studienerkenntnisse auf die Patienten zu übertragen. Im Vordergrund steht dabei die gezielte Vorbereitung auf das bevorstehende Examen und das Wichtigste, die Vorbereitung auf die ärztliche Rolle.
Leider ist dies aber vielerorts nicht die Realität. Medizinstudenten klagen vor allem über die unterirdische Bezahlung und die geringe Anerkennung und Wertschätzung. Außerdem bleibt ihnen neben der Tätigkeit in einer Klinik wenig Zeit für ihr Selbststudium. Doch wie soll der ärztliche Nachwuchs bei einer derart schlechten Ausbildungsqualität auf den klinischen Alltag vorbereitet werden?
Petition für ein faires PJ
Der bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschlands) hat daher am 6. Dezember 2018 eine Petition gestartet. Bundesweit wurde so auf die Missstände mit Demonstrationen, Informationsveranstaltungen, Plakaten und Podiumsdiskussionen aufmerksam gemacht. Seitdem haben mehr als 50.000 Menschen den Inhalt der Petition unterzeichnet. Unterstützung für die Forderungen der Studenten kommt auch von der Landesärztekammer. “Angehende Ärztinnen und Ärzte sind unsere Zukunft und keine kostenlosen Stationshilfen. Eine hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung steht und fällt mit der Qualität der ärztlichen Ausbildung”, so der hessische Ärztekammerpräsident Dr. med. Edgar Pinkowski.
Das kritisieren die Medizinstudenten
Das PJ ist sowohl strukturell als auch inhaltlich verbesserungswürdig. Denn die Studenten werden in zahlreichen Krankenhäusern und Kliniken als billige oder sogar kostenlose Arbeitskräfte eingesetzt, weil an allen Ecken und Enden gespart wird. Gleichzeitig sollen sie aber laut der Approbationsordnung für Ärzte wie Assistenzärzte funktionieren und deren Tätigkeiten übernehmen, beispielsweise:
- Patienten aufnehmen
- Blut abnehmen
- Zugänge legen
- im OP assistieren
- Arztbriefe formulieren
- Botengänge
Oftmals erfahren die Nachwuchskräfte als PJler keinerlei Wertschätzung für ihre Tätigkeit. Wenn dann auch noch keine oder nur eine geringe Bezahlung erfolgt, dann ist das die pure Ausbeutung. Viele müssen auf ihr Erspartes zurückgreifen oder Nebenjobs annehmen. Ein Nebenjob neben einer 40-Stunden-Woche? Wie soll das funktionieren? Das muss sich ändern!
Das Risiko der Doppelbelastung für die Medizinstudenten
Ein Student, der am Wochenende oder nach einem 8 Stunden Arbeitstag jobben muss, um über die Runden zu kommen, ist übermüdet und unkonzentriert. Dies gefährdet nicht nur den Lernerfolg der Nachwuchsmediziner, sondern auch das Wohl der Patienten.
Fast zwei Drittel der Studierenden verbrachten laut einer Umfrage pro Woche sogar 40 bis 50 Stunden im Krankenhaus. Bei rund acht Prozent betrug die Arbeitszeit bis zu 60 Stunden. Ein Fünftel musste zudem regelmäßig Zusatzdienste leisten. Wo bleibt da noch Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Praktischen Jahres oder für die Examensvorbereitung?
Die Medizinstudierenden fordern daher für alle Studenten den BAföG-Höchstsatz, der derzeit 735 Euro beträgt. Die Höhe der Zahlungen kann aber nur durch eine bundesweit einheitliche Approbationsordnung geregelt werden. Aber genau hier muss angesetzt werden.
Was von den Medizinstudierenden weiterhin gefordert wird
Neben einer angemessenen Vergütung wird für alle über 25-Jährigen der Krankenversicherungsbeitrag gefordert, da mit Vollendung des 25-jährigen Lebensjahres die Familienversicherung erlischt und zusätzlich auch noch das Kindergeld entfällt.
Außerdem fordern die angehenden Ärzte eine ausreichende Vorbereitung auf das Examen. Mindestens vier Stunden Lehrunterricht und acht Stunden Zeit für das Selbststudium solle es geben.
Ebenso soll es eine bessere Regelung beim Umgang mit Fehltagen im Falle von Urlaub oder Krankheit geben. Aktuell ist zum Teil kein Fehltag erlaubt. Krankheitstage werden sogar oftmals vom Urlaub abgezogen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Arbeitskleidung, die häufig von den Medizinstudenten persönlich beschafft werden muss. Darüber hinaus wird den Studenten meist kein Zugang zum Patienteninformationssystem ermöglicht.
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