Erst die lange Wartezeit auf einen Medizinstudienplatz von aktuell fast 7 Jahren, dann über 6 Jahre Studium gefolgt von zunächst niedrigem Assistenzarztgehalt. Eine lange Zeit in der keine großen Einnahmen zu erwarten sind.
Schaut man sich Freunde im Bekanntenkreis an, die nach der Schule direkt eine Ausbildung begonnen haben, wird bereits nach Abschluss des eigenen Medizinstudiums ein Haus gebaut oder die erst Wohnung gekauft. Der Medizinstudent muss dagegen zumeist noch restliche Studiumsschulden begleichen.
Berechtigterweise muss man sich fragen, ob sich der Beruf des Mediziners überhaupt finanziell noch lohnt und ob die Gehaltseinbußen im Vergleich zur restlichen arbeitenden Bevölkerung jemals aufgeholt werden können.
Keiner wird das Medizinstudium rein aus finanziellem Gesichtspunkt beginnen. Die Zeit in dem jeder Mediziner ein Porsche fährt sind lange vorbei. Trotzdem muss sich die lange Wartezeit, ein langes und schweres Studium und die Arbeit am Menschen unserer Meinung auch auf die Geldbörse auswirken.
Sucht man im Internet nach Einkommenstabellen verschiedener Arztfachgruppen, so differieren die Zahlen doch deutlich. Zunächst muss unterschieden werden, ob es sich bei dem Arzt um einen Kliniksarzt oder niedergelassenen Kollegen handelt.
Im Krankenhaus verdienen laut einer Studie der FAZ Chefärzte durchschnittlich 279.000 Euro Brutto jährlich. Ein Oberarzt 114.000 Euro Brutto p.a., ein Facharzt 84.000 Euro p.a. und ein Arzt in Weiterbildung ca. 68.000 Euro im Jahr.
Bei den niedergelassenen Ärzten ist eine durchschnittliche Ermittlung der Einkommen nicht ganz so einfach möglich, da selbst innerhalb eines Fachbereiches die Praxen sehr unterschiedliche Einkommen und Ausgaben haben können (konservativ vs. Operativ; Größe der Praxis und des Einzugsgebietes, maximale Arbeitszeit etc.).
Außerdem besteht zwischen den einzelnen Fachrichtungen der Arztpraxen eine deutliche Diskrepanz. Laut statistischem Bundesamt lag der Reinertrag 2011 (nach Abzug von Personalkosten und sonstigen Ausgaben) einer Praxis im Jahr bei durchschnittlich 166.000 Euro Brutto.
Bei den Nuklearmedizinern und Radiologen waren die Einnahmen am höchsten (ca. 303.000 Euro p.a.). Kinderärzte und Allgemeinmediziner verdienen demnach am wenigsten (ca. 140.000 Euro p.a.)
Die Zahlen hören sich erst mal gut an, berücksichtigt man allerdings, dass nicht jeder Radiologe werden möchte, das unternehmerische Risiko, die Verantwortung und die Bürokratie, die eine Praxis mit sich bringt, ist das was netto vom oben genannte Einkommen übrig bleibt, doch nicht immer auf den zweiten Blick überzeugend.
Insofern ist es schon ärgerlich, wenn in der Allgemeinbevölkerung der Arztberuf immer noch als Gelddruckmaschine gesehen wird. Selbst wenn der Arzt später etwas mehr verdient als der „Otto-Normalo“ so gilt für ihn nachträglich die Einkommenseinbußen durch Studium und Wartezeit aufzuholen und in einem kürzeren Zeitraum für das Alter vorzusorgen. Der Weg bis zum überdurchschnittlichen Einkommen sollte also immer im Kopf behalten werden.
Um auf die Frage in der Überschrift zurückzukommen: Das Studium der Medizin lohnt sich auf jeden Fall auch aus finanzieller Sicht, “überbezahlt” sind die meisten Mediziner aber nicht.
Was meint ihr, lohnt sich der Arztberuf aus finanzieller Sicht?
Quellnachweise:
https://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/aerzte-und-kliniken/mehr-ansehen-als-gehalt-was-aerzte-verdienen-12622272.html
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